wolfsgeheul.eu vom 20.11.2016

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A-, B-, C-, D- und E,-Horn!

Es gibt Partner im Leben, die man sich zwar nicht aussucht, aber trotzdem nicht loswird und die sich um uns einen Dreck scheren. Sie verlangen zwar auch nichts von uns, aber machen uns trotzdem ungefragt und mitleidslos eine Menge Arbeit. Will man solche Partner wirklich an der Seite haben, und fällt bei diesem aufgedrängten, einseitigen Beziehungsstreß auch etwas Positives für uns ab? Spürt man am Ende doch so etwas wie Zuneigung vom Gegenüber. Kaum zu glauben, wenn der andere sich praktisch nicht bewegt,  in keinster Weise auf unsere Sorgen und Nöte eingeht, nicht hier und da auch einmal selbst zurücksteckt und uns wenigstens ein bißchen aktiv entgegenkommt.

Hier werden althergebrachte Regeln auf den Kopf gestellt. Es gilt, daß wer nicht „A“ gesagt hat, danach dennoch „B“ sagen muß. Wovon spreche ich?

Meine Innenstadtbehausung verfügt erfreulicherweise – für mich übrigens conditio sine qua non – über eine große Terrasse! Im Nachbargarten steht direkt an der Grenze ein prächtiger, uralter Ahornbaum, der mir von Anfang an aufgefallen war und mich positiv beeindruckt hatte.

Seit fünf Jahren nun erlebe ich die nahezu über das ganze Jahr verteilten Abwurfphasen dieses edlen Gewächses. Erst fallen im Frühjahr die Blütenkapseln. Dann ist alles gelb, wenn sich die Blüte dem Ende neigt. Auch im Sommer läßt er immer etwas unter sich, alte Äste und sogar frische Blätter. Am Ende der warmen Jahreszeit beglückt er mich mit seinen lustigen, autorotierenden geflügelten Nußfrüchten in einer Vielzahl, daß man denkt, der potente Koloß wolle die ganze Welt mit seinen Kindern zupflastern. Und im Herbst überhäuft er mich mit seinen Blättern, um im Nachgang noch tausende vertrocknete Samensegel hinterherzuschicken. Dann ist Winter und die in dieser Zeit typischen Winde bereinigen Herrn Ahornbaum weiter um seine altes Holzgeäst.

Ein Fulltime-Job, der oft vor die Umsetzung des Terrassennutzungswunsches die Fronarbeit mit dem Besen stellt. Ist es nicht herrlich, daß es selbst in unserer urbanen Welt noch ungehemmte Natur gibt, die sich einfach gehen und mich arbeiten läßt. Insgesamt stimmt die Bilanz. Er gibt soviel Schatten, Rauschen, Sauerstoff, Augenweide, daß seine Rücksichtslosigkeit mehr als aufgewogen wird. Er bereichert unser aller Leben. Wenn ich dann an die vielfachen Versuche denke, genau wegen dieser Folgen die Beseitigung von Bäumen zu fordern, wird einem schlagartig klar, in welchem Land wir leben.

Schlimmer aber noch ist es, daß fast alle hier sich Kinder für unsere Zukunft wünschen und sie sodann jedoch zu laut und störend finden.

Ahorn, Ahorn über alles!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 21.03.2016

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„Es geht um mehr als Sex. Es geht um einen Partner fürs Leben.“

Mit dieser Kampagne wirbt die Katholische Kirche für eine Rückbesinnung auf alte Werte? Nein! Dann ist es bestimmt eine Beziehungsanbahnungsplattform der „Liga gegen vorehelichen Verkehr“ oder des Vereins „Senioren spielen Bridge“? Auch nicht! Oder ist es die Werbung einer Tanzschule in Niedersachsen für den Kurs „Tango kann erotisch sein, muß aber nicht“? Wieder kein Treffer! Der hilflosen Raterei liegt ein Zitatfehler zugrunde.

Richtig muß es heißen: „Es geht um mehr als ein Auto. ………………“. Das ist der neue Slogan von Volkswagen als Ersatz für „Das Auto“ in Reaktion auf die Schummeldieselaffäre. War die alte Kampagne an Arroganz kaum – das schafft nur Mercedes mit „Das Beste oder nichts.“, selbst wenn es wirklich ein Zitat von Gottlieb Daimler sein sollte – zu überbieten, erscheint die aktuelle Werbung nur unrealistisch und blöd. Erstens sollte einen Lebenspartner Ehrlichkeit auszeichnen, eine Eigenschaft die VW auf lange Sicht, wenn nicht auf ewig verspielt hat. Zweitens suchen heute sehr viele gar nicht mehr nach einem Menschen oder einem Produkt fürs Leben. Drittens werden – wohl auch dem entsprechend – schon lange keine Autos mehr für die „Ewigkeit“ gebaut, dafür folgen sie auch zusehr den Moden und weisen eine Qualität auf, die einem ewigen Leben eindeutig im Wege steht. Viertens fehlt ihnen überwiegend das, was einen Partner fürs Leben auszeichnet, nämlich Seele sowie Persönlich- und Aufrichtigkeit, die Liebe und Treue überhaupt erst aufkommen und die Jahre über alle Wirr- und Fährnisse sowie Veränderungen im Alterungsprozeß überdauern lassen. Ein Auto von heute ist jedoch zum modischen Accessoire verkommen, das den Gedanken an ein lebenslang treues Muli, dem man dauerhaft und sogar zunehmend Emotionen, ja Liebe entgegenbringt, gar nicht mehr aufkommen läßt. Charakter findet man eben nicht im kurzlebigen Fashionbereich, was dort verblaßt hat keinen Wert mehr. Patina ist der Feind des Glamours, die verträgt nur der Chic.

Aber an Schick fehlt’s im Automobilrevier, man nimmt geputzte Karren dafür. Jeder protzt heute so gern, sie feiern das Begräbnis vom ehrlichen Kern. Mit euch, Firma VW, zu sympathisieren, ist nicht mehr ehrenvoll und bringt nur noch euch Gewinn. Da werd‘ ich nicht mein Herz verlieren, weil ich ein Feind von falschem Stolz und frecher Dummheit bin. 

Schluß mit dem vorösterlichen Geplänkel! Wer einen Partner fürs Leben sucht, der möchte sicherlich nicht betrogen werden. Die durchaus auch geniale Züge tragende Hybris von Ferdinand Piëch versinnbildlicht sich dann doch am Ende im – zumindest für in der griechischen Mythologie Sattelfeste – eigentlich erwartbaren Absturz des Phaeton. Menschen, die sich nur für Götter halten und nach dem Motto „Andere Käfer, andere Sitten“ verfahren, sollten halt den Sonnenwagen nicht lenken. Und gegen den Vertrauensverlust kann wahrscheinlich auch die tollste PR-Kampagne nicht erfolgreich ankämpfen.

Auf den letzten Plakaten wird eher stehen: „Volkswagen. Das war’s!“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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