wolfsgeheul.eu vom 25.01.2016

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Fast 130 Jahre nach seinem Freitod im schönen Würmsee erhielt der Bayern-König Ludwig II. am vergangenen Samstag in Aachen den Orden wider den tierischen Ernst.

Damals, kurz vor seinem einundvierzigsten Geburtstag gerade wegen Paranoia und Geistesschwäche entmündigt, sah der eigentlich nicht für besonderen Humor bekannte, hochverschuldete und unter seiner verkappten Homosexualität leidende Monarch keinen anderen Ausweg, als seinem Leben mit einem letzten kühlen Bade ein Ende zu setzen. Sicher hätte er sich nicht träumen lassen, über ein Jahrhundert später noch für sein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden, wenngleich sein Hang zur Verkleidung und der erkennbare Unernst, mit dem er, ohne über die entsprechenden Mittel zu verfügen, ein Märchenschloß nach dem anderen bauen ließ, ihn durchaus zum Karnevalisten in Aachen prädestinierten. Daß er eher grimmig daherkommen und wenig pointenreich reden würde, war allerdings bei einem derart alten und geistig verwirrten Toten zu erwarten. Jedenfalls ist Ludwig Zwo der Erste, dem diese Ehre posthum zuteil wird. Und er brachte Glamour in die trostlose Hütte der Lackschuhkarnevalisten und paßte bestens zu dem unkarnevalistischsten Ehrengast, den man sich denken kann, der Schlager-Diva Vicky Leandros. Dieses Konzept scheint ausbaufähig und hat den unschätzbaren Vorteil, daß man die feierliche Zeremonie zukünftig auch außerhalb der Session, in der sich die echten Karnevalsveranstaltungen ohnehin schon knubbeln, terminieren kann.

Toll gemacht, AKV!

Nicht auszudenken übrigens, wenn man, wie ursprünglich geplant, wirklich Dr. Markus Söder zum Ritter geschlagen hätte. Der ist weder – auch wenn es manchmal so scheinen mag – geisteskrank, noch homosexuell, noch verantwortet er als bayerischer Finanzminister einen überschuldeten Haushalt. Allein, daß sich sein Humor ebenfalls in Grenzen hält, er zu Travestie und Camouflage neigt und ein meist schwer erträglicher Kläffer und Karrierist ist, hätte doch niemals ausgereicht, um ihn zu würdigen und im rheinischen Karneval hoffähig zu machen. Schön, daß dieser leere Kelch an uns vorübergegangen ist.

Und ein bißchen Mitleid muß man mit den jungen Autonomen, Sozialisten und Kommunisten Aachens haben, die zu einem „Jeisterzoch“ aufgerufen hatten und zur Veranstaltungsstätte gezogen sind, um gegen Söder zu demonstrieren. Wenn die vorher gewußt hätten, daß gar nicht ihre lebendige bayerische Haßfigur den Orden erhält, hätten sie sich die Mühe sparen können. Ach, ich vergaß! Man muß die nicht bedauern. Für die zählt doch das Gemeinschaftserlebnis und ein bißchen Randale. Der Grund ist eigentlich wurscht.

So haben alle ihren Spaß gehabt, die, die für viel Geld eine vorgeblich karnevalistische Sitzung besucht haben, die, die wieder gegen etwas sein durften, und der König, der sicherlich den letzten Orden seines späten Nachlebens erhalten hat. Oche, alaaf!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Karnevals-Wolf

P. S.: Mehr muß man zur Ordensverleihung meines Erachtens nicht wissen. Die in einer Stunde beginnende Fernsehaufzeichnung kann man sich also getrost schenken und lieber den ersten lauen rheinischen Frühlingsabend in diesem noch jungen Jahr im Freien genießen.

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wolfsgeheul.eu vom 23.12.2015

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Es ist Weihnachten! Zeit, endlich die Politik und sonstige Krisen einmal ein paar Tage Politik und sonstige Krisen sein zu lassen! Aber nicht ganz!

Denn nicht nur gute Menschen singen Lieder, was aber nicht zwingend heißen muß, daß die heilsame Wirkung der Musik nicht eventuell auch bei ihnen eintreten kann, wenn es denn wenigstens die richtigen Lieder sind, die gesungen werden.

Da hat doch am Montag tatsächlich die Pegida-Kundgebung zwischen ihren Hetzparolen „Leise rieselt der Schnee“ erklingen lassen. Vielleicht ein Anfang!? Es ist Weihnachtszeit, weshalb ich die Mitläufer heute nicht als die bezeichnen möchte, für die ich sie zum Großteil halte. Stattdessen verweise ich die verwirrten Herrschaften schlicht auf die zweite Strophe:

„In den Herzen ist’s warm,
Still schweigt Kummer und Harm,
Sorge des Lebens verhallt:
Freue Dich, Christkind kommt bald.“

Auch der Erwähnung bedarf es, daß heute in Dresden zum dreiundzwanzigsten Male die „Weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche“ mit über 20.000 Besuchern stattgefunden hat, die auf der Homepage der Frauenkirche als größter regelmäßiger Open-Air-Gottesdienst – also eine reinrassige kirchliche Zelebratrion – in Deutschland bezeichnet wird. Das ist auch Dresden und ein besonderes Zeichen gerade aus diesem entchristianisierten Jammertal! Und es ist die Leistung der Protestanten vor Ort. Geht doch! Hoffen wir, daß wenigstens einige Pegidisten sich dort beteiligt und etwas von der friedlichen und hoffnungsfrohen Stimmung mitgenommen haben und zur eigenen Mäßigung umsetzen.

Und was ist es für eine wunderbare Idee, daß der Karlspreis im nächsten Jahr an Papst Franziskus gehen soll! Daß es eine Bischofsstadt aber offenbar nicht erreichen konnte oder wollte, die Preisverleihung wie gewohnt im schönen Aachen, sondern im fernen Rom zu vollziehen, schmälert die Freude erheblich. Denn, wenn der Papst entgegen seiner sonstigen Gewohnheit überhaupt einmal eine profane Würdigung annimmt, dann war das doch mindestens schon die halbe Miete. Da wäre vielleicht Hartnäckig- und Standhaftigkeit gefragt gewesen. Nicht unbedingt rheinische Primäreigenschaften! Schade! Eine verpaßte Chance auch für mich, des Papstes an Heimatstelle ansichtig werden zu können! Sei es drum! Ein mehr als würdiger Preisträger! Eine Steigerung nach dem Buchhändler Schulz war leicht, aber wen hat das Komitee für 2017 im Auge? Oder endet mit Franziskus der Preis? Nein, das wäre dumm für meine Heimatstadt, diese international bekannte Marke aufzugeben! Aber die Herausforderung zu meistern und das neu erreichte Niveau zu halten und danach nicht wieder irgendeine politische Pappnase aus dem Hut zu zaubern, wird eine sehr schwierige Aufgabe sein. Hoffen wir dabei auf ein glücklicheres Händchen als beim „Orden wider den tierischen Ernst“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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