Inklusion!?
Hand auf’s Herz! Wer schaut sich die Paralympics an?
Seit einer Woche tragen die Einbeinigen, Blinden, Rollstuhlfahrer etc. ihre Olympischen Spiele in Rio aus. Am kommenden Sonntag werden sie beendet sein. ARD und ZDF berichten wie gewohnt. Und – diese Behauptung wage ich, wenn ich allein von mir ausgehe – nur wenige schauen zu.
Möchte man in dieser Welt ein Krüppel sein? Und wie muß es bei Behinderten ankommen, wenn gleichzeitig allenthalben von Inklusion gefaselt wird? Die Realität ist eher bitter. Was hilft eine zunehmende Barrierefreiheit, wenn die Gesellschaft letztlich ihre Gehandikapten trotzdem geflissentlich übersieht!?
Rücken wir die Dinge einmal zurecht! Natürlich ist es großartig, daß es seit knapp sechzig Jahren Weltspiele für die körperlich Eingeschränkten gibt. Auch kann nicht geleugnet werden, daß nationale und internationale Förderungen zugenommen haben. Nur, was nützt es, wenn man die Ereignisse trennt!? So bleibt die (spitzen)sportliche Betätigung behinderter Menschen im Ghetto und den sehenden Fußgängern wird es leicht gemacht, darüberhinwegzusehen. Das nenne ich Feigenblattpolitik und Bigotterie.
Den Zustand der Normalität werden wir also erst erreicht haben, wenn alle Sportler dieser Welt gemeinsam im Coubertinschen Sinne ihre Kräfte messen. Selbstredend – darüber braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben – macht es überwiegend wenig Sinn, behinderte und nicht behinderte Sportler tatsächlich gegeneinander ins Rennen zu schicken. Dafür sind die körperlichen Voraussetzungen zu ungleich. Das wäre zumeist nicht fair. Und wenn wir übrigens zum Beispiel an federnde Prothesen, die beim Laufen oder Springen eventuell sogar ein Vorteil sein können, denken, muß dies gar nicht immer nur in eine Richtung gelten. Aber auf die Olympiade übertragen, müßten doch alle Spitzensportler dieser Welt zusammen ein Sportfest feiern, sprich zwei bis drei Wochen nebeneinander leben und um den Sieg ringen können.
Jeden kann morgen ein Schicksalsschlag ereilen, der ihn von jetzt auf gleich mit einem Handikap versieht. Bei unserem Status quo bedeutet dies faktisch den sofortigen Zwangstransfer in eine kleine Parallelgesellschaft. Da mag man, wenn man Glück hat, noch sosehr weiterhin in seinem Beruf seinen Mann stehen und sich neue adäquate sportliche Betätigungsfelder erschließen, man gehört gleichwohl nicht mehr vollständig dazu.
Genau diesen traurigen Zustand zu beseitigen, muß die Aufgabe von Inklusion sein. Aber die Diskussion über deren Umsetzung hat nüchtern und knallhart geführt zu werden. Gefühlduselei hilft dabei keinem, denn es gibt zwangsläufig immer Bereiche, die sich nicht mischen lassen.
Aber es wäre eine Riesenhilfe, ginge Olympia hier mit gutem Beispiel voran. Wer dann die Spiele verfolgt, kann mit Recht sagen, allen Spitzenatlethen, die gleichermaßen hart trainieren, um ganz oben auf dem Treppchen zu „stehen“, Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.
Nieder mit den Paralympics und ein Hoch auf eine Inklusions-Olympiade!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf