wolfsgeheul.eu vom 29.11.2015

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Götz Alsmann lehnt für sich die Jeans als Kleidungsstück ab und bekundet glaubhaft – seinen konservativ korrekten Kleidungsstil kennt man ja von ihm -, noch nicht einmal eine solche Arbeitshose zu besitzen. Konsequente Menschen sind mir sehr sympathisch.

Für meinen Teil allerdings gilt die Jeans in der Übergangszeit – im Sommer sind die Buxen sowieso viel zu schwer und warm – gerade in Kombination mit einem Sakko, das ich wiederum immer trage, als durchaus praktische und akzeptable Kleidung außerhalb offizieller Termine. Sie sollte aber nicht zu eng sitzen und immer ein bißchen zu kurz sein; es ist eben kein korrektes Kleidungsstück, das mangels Bügelfalte nicht wie eine edle Tuchhose schräg nach hinten abgesenkt auf den den Schuh fällt, ihn obenherum umschmeichelt und dabei vorne leicht einknickt.

Jetzt war ich gerade auf einer Fortbildung im Rahmen meiner Fachadvokatur. Das Steuerrecht zieht, warum auch immer, überwiegend Männer an und die Frauen, die es betreiben, sehen überwiegend auch „so“ aus. Kein Teich, in dem ein Single aussichtsreich fischen könnte.

Unter den weit über 100 Männer befanden sich so viele Jeansträger wie nie zuvor. Daß damit der Casual-Stil auf einer Veranstaltung, auf der man ohnehin nur auf seinesgleichen trifft, sich durchzusetzen scheint, empfinde ich als angenehm. Der volle Anzugshabit wirkte auf mich dort immer irgendwie deplaziert. Aber meine Studien haben zwei Dinge erbracht.

Die Jeansträger teilen sich in drei Gruppen, die, die hochmodisch extravagante, mit breiten Nähten versehene und tieferhängende Exemplare tragen, die, die eher modisch an den Chinoschnitt erinnerde Höschen aus Jeansstoff bevorzugen und die, die eine klassische Fivepocket der bekannten Standardmarken anhaben. Nur letztere kann ich überhaupt akzeptieren, komme ich doch aus der Zeit der „Neuen Leiden des jungen W.“, in der sich der Philosophienstreit lediglich zwischen den Polen „Levis“ und „Wrangler“ bewegte. Alles andere sind gar keine Jeans! Die Mitteldinger sind spießig und die Ultramodischen sollten Zuhältern, Fußballspielern und sonstigen Proleten vorbehalten bleiben.

Bleibt die Klassikerkaste! Hier ergibt sich nur eine Zweiteilung. Da sind die, die damit irgendwie noch authentisch aussehen, und die, deren flachärschige Altherrenfigur dazu einfach nicht mehr passen will.

Nun gibt es Menschen, die keinen Wert auf ihr Aussehen legen. Die sehen halt immer schlecht angezogen aus. Aber die, die ansonsten durchaus Stil beweisen, ziehen sich selbst herunter, wenn sie, obwohl aus dem Jeansalter heraus, diese Dinger immer noch zur Schau tragen. Ergänzen muß ich, daß es im übrigen keine allgemeingültige Altergrenze zu geben scheint. Es können also durchaus Betagtere noch einen guten Eindruck im blauen Beinkleid machen, während manch anderer bereits in jüngeren Jahren die Jeansgrenze überschreitet. Auch ein Bauch schließt dessen Träger nicht automatisch von der Jeanshose aus. Aber meine Einschätzung, so subjektiv sie natürlich ist, halte ich im wesentlichen für mehrheitsfähig, will sagen, die, die es besser lassen sollten, fallen allgemein als solche unangenehm auf.

Deshalb kann jeder, der es nicht selbst zu erkennen vermag, nur auf eine aufrichtige Umgebung hoffen, die dezent aber bestimmt das Signal gibt, wenn die individuelle Zeit vorbei ist. Oder man wendet die Alsmannsche Taktik an und verbannt die Jeans gänzlich. Damit kann man jedenfalls nichts falsch machen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Für die Jeans gilt übrigens wie für jede Hose: Niemals ohne Gürtel tragen!

P. P. S.: Und, bitte hört alle mit dieser furchtbaren Mode auf, die Jeans unten umzuschlagen!

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wolfsgeheul.eu vom 06.11.2015

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Wenn man heute Mutter und Tochter – bei Vater und Sohn kann man das in dem Maße nicht beobachten – durch die Stadt flanieren sieht, weiß man beim ersten Hinsehen manchmal nicht, wer die Ältere und wer die Jüngere ist.

Die klassische Erscheinungsform der jugendlich angezogenen Jugend und der altersgerecht gewandeten Alten ist nahezu ausgestorben. Entweder kleidet sich Mami inzwischen hipper, als das Töchterlein, das dann sogar oft eher einen klassischen Stil pflegt, oder beide gleichen einander in ihren modernen Outfits. In beiden Fällen versucht die Alte etwas darzustellen, was sie qua Lebensjahren eigentlich nicht mehr ist. Und die Sprößlinge wollen entweder älter und gesetzter erscheinen, als sie sind, oder stehen zur Entwicklungsphase und laufen dann einesteils dem Mainstream nach oder versuchen andernteils sich mit Ausgefallenheit abzusetzen, gegen die Konvention zu stemmen, wenngleich man den Eindruck gewinnen kann, daß letzteres ebenfalls rückläufig ist.

Die Frauen verstellen und die Mädchen verkleiden sich. Aber machen Kleider wirklich Leute? Jedenfalls nicht immer! Nichts wirkt lächerlicher als ein Weib in der Menopause, das vortäuschen will, gerade seine erste Periode unter sich gebracht zu haben.

Was hat sich geändert? Keineswegs ungewöhnlich für Jugendliche ist es, sich nach oben zu orientieren. Manchmal sind es ganz profane Gründe, wenn man zum Beispiel trotz zu geringen Alters den Türsteher im Club – so heißen heute Diskotheken – überwinden will. Aber was ist von Menschen zu halten, die sogar Verantwortung für Kinder übernommen haben, jedoch nicht wie deren Erzeuger daherkommen wollen!? Das hat doch etwas von einer weiblichen Identitätskrise, vielleicht ausgelöst vom Jugendwahn. Nur, was sollen die Backfische denn eigentlich denken, wenn ihre Erziehungsberechtigte als solche nur identifiziert werden kann, wenn man näher rangeht, sie insbesondere einmal aus kürzerer Distanz von vorne betrachtet!? Verliert man damit nicht auch in gewisser Weise den Respekt? Das kann doch kein faltenfreier Backfisch ernst nehmen! Auch ist es nicht überraschend, daß manche Mütter ihre Töchter nicht mehr erreichen, wenn man nur scheinbar von gleich zu gleich spricht.

Und daß der dazu neigende Göttergatte früher oder später mit einer Jüngeren fremdgeht, hat noch keine Eselsmilch-Verjüngungskur, geschweige denn Kleidung dieser Welt verhindert.

Also, liebe Frauen, steht in jeder Hinsicht, also auch modisch, zu eurem Alter. Das hat weitaus größere Chancen als jede Maskerade. Und die Kinder werden es euch danken. Haben sie doch dann endlich wieder jemanden, an dem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar reiben können. Und die Erziehungsautorität wird damit auch gewinnen.

Auf die Falten, ihr gleichwohl oder gerade deshalb attraktiven alten Schachteln, wir werden doch auch nicht jünger!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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