wolfsgeheul.eu vom 07.11.2016

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Die Jeans, unendliche Weiten!

Wir schreiben das Jahr 2016 und meine noch nicht einmal zwei Jahre alte Jeans weist oberhalb des Knies einen Riß auf. Das ist zwar zur Zeit modern, aber ich war das noch nie! Was tun? Weil ich etwas abgenommen habe, hole ich eine fast schon historische „501“ aus dem Schrank und siehe da, sie paßt wieder, ohne auch nur im Ansatz am Bund einzuschnüren, wie angegossen. Die Freude ist groß und der zunächst notwendig geglaubte Neukauf kann glücklicherweise auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Aber was offenbart der zufällige Blick in den Spiegel? Irgendetwas sieht obenherum ungewohnt aus. Es braucht eine Weile, bis ich den Grund erkenne. Die uralte Buxe hat noch einen hohen Bund. Dabei war das neue Exemplar weit vom Modell „Schnellfickerhose“ entfernt, aber offenbar doch derart signifikant kürzer geschnitten, daß der Unterschied mehr als augenfällig ist. Da sage noch einmal einer, ich ginge nicht mit der Mode!

Es zeigt aber, wie schnell sich Seh- und Tragegewohnheiten ändern. Für mich, der ich ohnehin in einem Alter bin, in dem man dieses Kleidungsstück zunehmend grundsätzlich überdenken sollte, aber per Zufall ein Hinweis auf die Richtigkeit der Rückbesinnung auf hergebrachte Schnitte.

Gerade von einem Termin in Holland zurück fiel mir in der Vorbeifahrt der aktuelle Slogan der Adler Modeklitschenkette auf. „Wir machen Weihnachten zum Fest“! Runtergebrochen auf die Hosenmode könnte es auch heißen „Wir lassen zu Weihnachten ihre Hose runter“, und dann weiß man auch, was so wirklich überhaupt nichts zur Festlichkeit von Weihnachten beiträgt.

In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Am morgigen Abend werde ich die Freude haben, den schillernden Markus Lüpertz auf einer der bekannt hervorragenden Veranstaltungen des Initiativkreises in Mönchengladbach näher kennzulernen. Bericht folgt!

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wolfsgeheul.eu vom 25.09.2016

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Der Kurzsichtige wird häufig getäuscht und neigt hier und da zu Fehlinterpretationen.

Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze – und das tue ich an großen Teilen des Tages – schlagen mir meine fehlsichtigen Augen oft ein Schnippchen. Seit Jugendbeinen benötige ich für die Fernsicht eine Brille. Durch die beginnende Alterweitsichtigkeit bedarf diese inzwischen eines Gleitsichtschliffes. Weil aber damit auf kurze Entfernung, also zum Beispiel vor dem Computer, der Kopf ständig im Nacken gehalten werden müßte, um scharf zu sehen, setze ich meine Augengläser zumeist ab, da es in dieser Distanz neuerdings auch ohne Korrektur funktioniert und die extra angefertigte, teure Bildschirmbrille keine befriedigende Lösung darstellt.

Nun habe ich vom Arbeitsplatz aus relativ freie Sicht auf die kleine Straße vor meinem Haus, und beim Telephonieren, Gedankenordnen oder Sinnieren fällt der Blick immer wieder auf vorbeigehende Fußgänger. Gegen Mittag – oder in Zeiten der Ganztagsschule(s. Kolumne vom vergangenen Montag) am Nachmittag – sind es Kinder und Jugendliche, die man überwiegend schon von weitem nahen hört, weil sie so unbeschwert laut plappern und gackern. Oder es sind erkennbar alte Leute, die zwar gebeugt, aber nicht selten erstaunlich schnell ihrer Wege gehen. Und ansonsten sind es Menschen aller Couleur.

Manchmal meine ich, in der trüben Unschärfe eine attraktive Frau zu erkennen, und setze meine Brille auf, um die verschwommene Gestalt einer genaueren Inaugenscheinnahme zu unterziehen. Das ist dann wie eine Wundertüte. Nicht immer werde ich getäuscht, aber manches Mal entpuppt sich die vermeintliche Granate mit einem Lichtknall als alte Schateke. Das nenne ich „Irreführung der Behörden“. Bei meiner Beurteilung geht es mir keineswegs um das mutmaßliche Alter, welches sich mir mit Sehschärfe offenbart. Ich meine den Unterschied zwischen dem Erwarteten und dem dann tatsächlich Gesehenen. Das würde nicht passieren, wenn sich bei aller Individualität und Unterschiedlichkeit der Mode jeder so gäbe, wie er ist. Diese Zeiten scheinen aber vorbei zu sein, und es regiert die Camouflage.

Früher galt zuweilen: Von hinten Lyzeum, von vorne Museum!

Heute muß es dagegen gelegentlich heißen: Ohne Brille doll, mit Brille oll!

Schade, wenn Klasse verloren geht! Sie macht nämlich alterslos, ist authentisch und bewahrt vor Enttäuschungen. Zurück zum „You get, what you see, even without glasses“! Es gibt solche Frauen! Aber die Guten sind eben wie immer rar.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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