wolfsgeheul.eu vom 08.11.2016

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Horrorfrage an einen Maler(Lüpertz): „Kannste nicht ‚mal meine Oma malen?“!

Traumhafte Vorstellung: Ein neureicher Geldidiot steht auf einer Kunstmesse vor Duchamps Urinal und verhandelt über dessen Erwerb und plötzlich tritt ein netter, gutgekleideter älterer Herr(Lüpertz) aus den Kulissen und sagt: „Geben Sie dafür kein Geld aus!“.

Traumatische Vorstellung: Ein respektabler Künstler(Lüpertz) soll begrüßt und zu einem Vortrag auf die Bühne gebeten werden und die Szene betritt ein tumber Gimpel, der Chef Entwicklungs Offizier(CDO) eines Unternehmens ist, das 25 belanglos überflüssige, aber bekannte und leider wohl auch erfolgreiche Shopping-Center in ganz Deutschland betreibt, und liest unbeholfen dessen Vita aus Wikipedia vor.

Wenn man einmal über die peinliche Begrüßung durch einen Ulrich Wölfer hinwegsieht, hat der Initiativkreis Mönchengladbach sich gestern wieder selbst übertroffen, indem er ansonsten erneut ein glückliches Händchen bewiesen hat. Den Abend geadelt hat der Gast, Markus Lüpertz, der nach einem ausgefeilten interessanten, aber doch recht ernsten, sendungsbewußten Vortrag inklusive eigener Lyrik von einer gut aufgelegten Tina Mendelsohn im Gespräch zur Höchstform in freier Rede getrieben wurde.

Das Veranstaltungskonzept überrascht mich immer wieder. Eine berühmte Person der Zeitgeschichte wird eingeladen, den Abend zu bestreiten, und die Kaiser-Friedrich-Halle ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Lüpertz, der sich selbst augenzwinkernd als der Beste – seine Ausflüge in die Musik hat er, meines Erachtens zu Recht, beschwiegen – bezeichnet, war ein Hauptgewinn.

  • Malerei ist die größte Herausforderung, der sich ein Mensch im Leben stellen kann.
  • Malerei ist etwas Göttliches und immer gleich als das Ergebnis von Farbe, Pinsel und Leinwand. Es gibt sie nicht vollständig neu, sondern immer nur als Varianz von Bekanntem, weshalb sie nur durch Vergleich erkenn-, erfahr- und bewertbar ist, was ohne Bildung und spezielle Kenntnisse nicht gelingt.
  • Früher war nicht alles besser, aber Aggressionen hatten eine andere Form von Sinnlichkeit.
  • Menschen werden toleranter, großzügiger und phantasievoller durch die Beschäftigung mit und das Betrachten von Kunst.
  • Große Kunst muß und will nicht provozieren, sondern die Welt retten.
  • Eine Gesellschaft, die nur unterhalten werden will, ist unbedeutend und wird es bleiben.
  • Viele vermeintliche Kunstwerke sind keine Kunst an sich, sondern nur das Ergebnis eines künstlerischen Prozesses und damit reine Devotionalien.
  • Gerne war ich der Pausenclown und Hofnarr, mit meinem Tun zwar akzeptiert, aber nicht verstanden.
  • Wenn ein Maler einen Baum malt, sieht der Betrachter den Baum mit anderen Augen.
  • Kunst vertreibt die Angst vor Tod und Vergeblichkeit.
  • Die heutige „Kunst“ ist oft zu pädagogisch und angestrengt und damit gar keine Kunst im wahren, göttlichen Sinne.
  • Avantgarde ist Babygestammel und kann man nicht lehren, weil sie nur eine begrenzte Zeiterscheinung war und ist.
  • Glasfenster sind Tore zum Himmel.
  • Der Glaube an Gott und der Katholizismus lehren uns das und machen uns zu Fachmännern im Glauben. Und ohne Glauben an irgendetwas und -wen ist das Leben nicht lebbar und lebenswert.
  • Ich bin kein Familienvater, aber liebe meine Kinder unendlich und bin für sie da.
  • Schaffenskrise? Kann ich mich nicht erinnern!
  • „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“ sind keine ernstzunehmende Beurteilung, sondern Dummheiten eines bloßen Unterhaltungssystems.
  • Die Bohème, welch‘ hinreißende Verantwortungslosigkeit, stirbt wohl aus.

Das sind nur einige sinngemäße Aussagen in einem wahren Feuerwerk von Lüpertzschen Bemerkungen, die niemals belanglos waren. So leicht bin ich nicht zu begeistern, aber Herr Lüpertz hat mich vollkommen positiv überrascht. Sympathisch, verschmitzt, kämpferisch und weitaus uneitler als von mir gedacht.

Zwei Dinge haben mich noch beeindruckt und sind besonders hervorzuheben.

Zum einen schwört der gebürtige Böhme auf seine Jugend in Reydt und bekundet trotz frühen Wegzuges nach Berlin, daß er das Rheinische auf ewig verinnerlicht hat, sich dazu bekennt und es als Lebensart bis heute schätzt. Ein Connaisseur halt! Rheinisch funktioniert eben für alle guten Menschen, auch für Imis, die die Grundvoraussetzung mitbringen, das Herz am rechten Fleck zu haben.

Zum anderen hat Lüpertz erklärt, daß er wie jeder eine begrenzte und nur diese Zeit auf der Erde habe, und deshalb nicht einzusehen bereit sei, sich erzählen zu lassen, daß genau diese Zeit eine schlechte oder gar die schlechteste sei. Das ist aktive Hilfe zur Lebensfreude für jeden von uns!

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher als andere. Es hat Spaß gemacht, einem solchen besonderen Menschen zuzuhören.

Können Sie mich ‚mal malen? Nichts für ungut und

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Da habe ich Idiot doch die Nacht durchgemacht! Gut, daß ich nicht gewettet habe! Hurra, es ist offensichtlich Trump! Ihr lieben Gutmenschen und Weltverschwörer, der will nur spielen, wird allerdings in seinem Amt dazu wenig Möglichkeiten haben. Also ist nichts Weltbewegendes geschehen, außer daß die Amerikaner menschlich gewählt haben, insofern als sie einen lächerlichen neureichen Macho-Clown einer rasant unsympathischen Unfrau vorgezogen haben. Roboter gegen armseliges Menschlein – und der Mensch gewinnt! Ist das so schlimm? Und, liebe jetzt frohlockende Rechtspopulisten-Arschlöcher, ihr habt damit nicht gewonnen und werdet es in „Old Europe“ nicht schaffen! Amerika ist Amerika und Europa bleibt Europa! Hier wird das Pendel eher in die Gegenrichtung ausschlagen. Bitte!

Gehe jetzt noch ein Paar Stündchen schlafen!

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wolfsgeheul.eu vom 07.11.2016

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Die Jeans, unendliche Weiten!

Wir schreiben das Jahr 2016 und meine noch nicht einmal zwei Jahre alte Jeans weist oberhalb des Knies einen Riß auf. Das ist zwar zur Zeit modern, aber ich war das noch nie! Was tun? Weil ich etwas abgenommen habe, hole ich eine fast schon historische „501“ aus dem Schrank und siehe da, sie paßt wieder, ohne auch nur im Ansatz am Bund einzuschnüren, wie angegossen. Die Freude ist groß und der zunächst notwendig geglaubte Neukauf kann glücklicherweise auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Aber was offenbart der zufällige Blick in den Spiegel? Irgendetwas sieht obenherum ungewohnt aus. Es braucht eine Weile, bis ich den Grund erkenne. Die uralte Buxe hat noch einen hohen Bund. Dabei war das neue Exemplar weit vom Modell „Schnellfickerhose“ entfernt, aber offenbar doch derart signifikant kürzer geschnitten, daß der Unterschied mehr als augenfällig ist. Da sage noch einmal einer, ich ginge nicht mit der Mode!

Es zeigt aber, wie schnell sich Seh- und Tragegewohnheiten ändern. Für mich, der ich ohnehin in einem Alter bin, in dem man dieses Kleidungsstück zunehmend grundsätzlich überdenken sollte, aber per Zufall ein Hinweis auf die Richtigkeit der Rückbesinnung auf hergebrachte Schnitte.

Gerade von einem Termin in Holland zurück fiel mir in der Vorbeifahrt der aktuelle Slogan der Adler Modeklitschenkette auf. „Wir machen Weihnachten zum Fest“! Runtergebrochen auf die Hosenmode könnte es auch heißen „Wir lassen zu Weihnachten ihre Hose runter“, und dann weiß man auch, was so wirklich überhaupt nichts zur Festlichkeit von Weihnachten beiträgt.

In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Am morgigen Abend werde ich die Freude haben, den schillernden Markus Lüpertz auf einer der bekannt hervorragenden Veranstaltungen des Initiativkreises in Mönchengladbach näher kennzulernen. Bericht folgt!

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