Heute mußte ich aus familiären Gründen Hals über Kopf nach Sachsen fahren, weshalb, dies sei vorwarnend angekündigt, wegen Zeitmangels aufgrund sich möglicherweise überstürzender Ereignisse täglich auch ein Rückgriff auf Rilke möglich ist.
Auf der Fahrt hierher ist mir ein signifikanter Unterschied zwischen Ost und West aufgefallen.
Dazu muß man erklären, daß ich als „Lustmaximierer für Arme“ – so gut bin ich (leider!?) in dem Fach nicht – gleichwohl ob des tollen Wetters für die Reise meinen Roadster gewählt habe. In diesem tosenden Nichts sitze ich an allen freien Körperstellen dick mit Sonnencrème eingeschmiert und mit einer leinenen, beigen Cabriohaube auf dem Kopf und freue mich des Lebens, während meine Umwelt überwiegend in klimatisierten Kisten spaßfrei um mich herumschwirrt. Als seltene und sicherlich auch etwas absonderliche Erscheinung insbesondere im Tempo-200-Offenmodus bei 37 Grad bin ich mir trotz meiner bauartbedingten Asphaltnähe einer exponierten Stellung bewußt, die ich allerdings – dies möge mir geglaubt werden – nur um meiner selbst willen pflege.
Während ich nun im Westen oder von Westautos im Osten zu nahezu einhundert Prozent wohlwollende, bewundernde, belustigt lächelnde, freundliche oder hier und da auch – obwohl nicht notwendig – positiv mitleidige Blicke ernte, die das Herz sowohl des Betrachters als auch des Betrachteten erwärmen, beginnt mit dem Eintauchen in die Ex-DDR fast ein Spießrutenlauf. Grobes Unverständnis ob des Ungewohnten, ja Fremden schlägt einem oftmals entgegen und die fröhlichen Gesichter nehmen signifikant ab. Da guckt einen tumbes Kopfschütteln an oder gar aggressives Dreinblicken.
Warum? Weil ich anders bin!? Offenbar ja! Da nimmt es nicht wunder, daß man im Osten mit wirklich Fremden eher gar nicht zurechtkommt. Die müssen wirklich noch viel lernen!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf