wolfsgeheul.eu vom 13.03.2017

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Gestern pries ein sehr guter Freund in launig-zufriedener Sportlerrunde auf der Terrasse des Clubhauses unter herzerwärmendem Frühlingssonnenschein einen Weißwein – wenn ich mich recht erinnere, einen Sauvignon Blanc aus der Pfalz -, dessen Winzer werberisch darauf hinweist, daß dieser mit einer Lagerfähigkeit von dreißig Jahren aufwarte. Ungläubiges Staunen am Tisch war die Folge, wobei ein offensichtlicher Connaisseur sofort großes Interesse bekundete. Ich dagegen, der theoretisch nicht besonders kundige aber praktisch versierte Weintrinker, vermochte den Sinn einer solchen Eigenschaft bereits grundsätzlich nicht zu erkennen und bin obendrein der möglicherweise unmaßgeblichen Meinung, daß in Zeiten von Schraubverschlüssen die Lagerung von Weinen im Sinne einer Endreifung und Abrundung zunehmend an Bedeutung verloren hat. Außerdem hatte gerade der weiße Götternektar immer schon den unschätzbaren Vorzug, daß sein früher Verzehr von den Kennern nicht gleich naserümpfend als blasphemisch eingestuft wurde.

Und deshalb fiel und fällt mir bei diesem Thema nur der großartige Robert Gernhardt ein:

ALTER WEIN

Warm preist ihr mir den alten Wein.
Wie meinen? frag ich kalt.
Was soll das sein: Ein alter Wein?
Bei mir wird Wein nicht alt.

Bei mir ward manches alt und kalt:
Kopf, Rücken, Herz und Bein.
Es schwanden Schönheit und Gestalt.
Beim Wein muß das nicht sein.

Was immer auf der Flasche steht,
ob alt, ob jung der Wein:
Mit etwas gutem Willen geht
beim Reinen alles rein.“

Recht hat er! Wer weiß, ob wir in dreißig Jahren noch leben. Pfeifen wir also auf Haltbarkeit und trinken just in time. Prost!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 06.09.2016

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„Mit 17 hat man noch Träume“!

Aus gutem Grunde meinte ich, mir heute etwas gönnen zu müssen, und habe eine spanische rote Cuvée mittlerer Qualität des Jahrgangs 1999 geöffnet. Der Korken war etwas bockig und im Ansatz morsch, aber mit Geduld und Spucke ist es gelungen, ihn schadenfrei in lediglich zwei Teilen dem Flaschenhals zu entreißen bzw. mehr zu entziehen. Die erste ängstliche Nasenprüfung offenbarte keinen Essig und im Glase halten sich die Schlieren – vielleicht hätte ich ihn doch länger stehen lassen und dekantieren sollen, aber soviel Aufhebens ist mir meistens des Guten zuviel – im Rahmen. Der Geschmack ist zumindest unverändert rund und mit ein bißchen Imagination sogar besser denn je. Jedenfalls trinke ich jetzt einen Nektar, dem siebzehn Jahre suboptimale Lagerung inklusive Umzuges nichts anhaben konnten und der meinen Gaumen genauso erfreut wie er mein Herz erwärmt.

Unser Herr möge mir verzeihen, aber das sind wahrlich göttliche Momente!

Wenn der Mensch wirklich die Krone der Schöpfung sein sollte, dann auch weil er – natürlich mit Petrus Hilfe – solche Genußstoffe von wahrhaft bleibendem Wert zu erschaffen vermag. Und gleichzeitig zeigt nichts augenfälliger die Vergänglichkeit, denn das halbedle Gewächs hätte ebenso mausetot sein können und morgen werden von seiner Existenz nur noch der profane, leere Glashohlkörper und eine leichte Dumpfheit in meinem Schädel zeugen. Umsomehr gilt es, dem Augenblick zu huldigen.

Wenn ich mir die gute Laune verderben wollte, würde ich jetzt Parallelen zu unserer Angela ziehen, die erst vor elf Jahren als Bundeskanzlerflasche aufgezogen wurde. Sie war niemals ein guter Wein – wo sollte der aus Mecklenburg-Vorpommern auch herkommen!? -, aber nunmehr ist sie definitiv ungenießbar geworden.

„Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.“.

Der nächste Kanzler sollte wieder etwas vom Weine verstehen und selbst ein guter Jahrgang sein. Zum Wohle!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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