„Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier“!
Die gestrige Rede unseres Bundespräsidenten war trotz des bekannt hölzernen Vortrages nicht schlecht, wenngleich Wahrheiten auch gelten sollten, werden sie nicht ausgesprochen. So kann man sich leider des Eindrucks nicht erwehren, daß hier nur – und damit viel zu spät – auf die Wut der Straße reagiert wird. Und seine Rede mit Biermann einzuleiten, dürfte den klassischen AfD-Wähler – insbesondere den im Osten, der mit Sicherheit damals für die Ausbürgerung des welt- und westlichen Ketzers war – wohl kaum beeindrucken, geschweige denn zur Umkehr bewegen.
Dabei gehört gerade Wolf Biermann – er ging zwar 1953 wie Pfarrer Kasner ein Jahr später freiwillig in die DDR, konnte sich jedoch gerade nicht so wie er und seine Familie mit dem System arrangieren, was ihn ehrt – wie kaum ein anderer zur deutsch-deutschen Geschichte. Unvergessen sein Konzert in Köln im Jahre 1976. Und das einleitende Zitat beschreibt tatsächlich viel besser das klassische Heimatgefühl, das wie auch jeder Besitz – besonders der immobile – immer ambivalent bleiben wird.
Aber ins Stammbuch aller Unzufriedenen sei folgender, eins zu eins dem Textbuch der Platte entnommener Auszug eines Biermann-Klassikers geschrieben:
„Manche hoffen, daß des Flusses
Wasser nicht mehr fließen kann
Doch im Frühjahr, wenn das Eis taut
fängt es erst richtig an
Manche wollen diese Zeiten
Wie den Winter überstehen
Doch wir müssen Schwierigkeiten
Bestehn! Bestehn! Bestehn!
Wartet nicht auf beßre Zeiten
Wartet nicht mit eurem Mut
Gleich dem Tor, der Tag für Tag
An des Flusses Ufer wartet
Bis die Wasser abgeflossen
Die doch ewig fließen“
Guter Anstoß, Herr Steinmeier! Von Abtrünnigen lernen, heißt siegen lernen. Jetzt müßten die Wutbürger im gesamten Deutschland ihn nur lesen und, besser noch, verstehen können.
Gute Nacht!
Ihre/Eure Wölfe