wolfsgeheul.eu vom 05.08.2015

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In der heutigen FAZ erscheint von Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth ein interessanter, mir aber insgesamt zu hoher und damit letztlich nicht vollends beurteilbarer Beitrag über die neben den Genen prägenden Einflüsse für die Ausbildung des menschlichen Gehirns sowie deren mögliche Auswirkungen auf den späteren Ausbruch bzw. die spätere Entwicklung psychischer Krankheiten. Im letzten Absatz resümiert Prof. Roth, daß für psychische Erkrankungen „zum Teil andere Faktoren wirksam sind, als die „Väter“ der gegenwärtig vorherrschenden Psychotherapierichtungen(zum Beispiel Sigmund Freund und Aaron Beck) meinten.“.

Die „Väter“ in Anführungszeichen, die so verdammt nach political correctness aussehen, erweckten meine Neugierde. Gab es überhaupt „Mütter“ der Psychotherapie? Der erste Blick ging aber auf die wissenschaftliche Kurzbiographie des Autors, und – wie soll es anders sein – er lehrte bis 2008 in Bremen. Eine Schnellrecherche über Wikipedia, für deren Vollständigkeit und Korrektheit letztlich natürlich keine Garantie besteht, ergibt, daß sich unter den dort aufgelisteten rund 25 psychotherapeutischen Verfahren hinsichtlich der dazu namentlich aufgeführten 39 Erfinder respektive Urheber erkennbar nur drei Frauen befinden, die deutsche Psychoanalytikerin Laura Perls(Gestaltungstherapie), die amerikanische Familientherapeutin Virginia Satir(Systhematische Therapie) und die deutsche Buchhalterin und Gymnasitklehrerin Elsa Gindler im Zusammenhang mit der Methode „Konzentrative Bewegungstherapie“. Die Herren heißen Freud, Adler, Jung, Thorndike, Skinner, Beck etc..

Da haben wir doch wieder etwas gelernt! Es gab auch ein paar wenige Frauen in diesem Männerorchester. Wäre man ohne den Tüddelchen-Trick, denn nichts anderes ist es, führt er doch selbst danach nur Männer an, des Professors nicht drauf gekommen!

Aber als Jurist mußte ich auch sofort an die „Väter des Grundgesetzes“, mit denen ich groß geworden bin, denken. Waren da eventuell auch „Muttis“, pardon „Mütter“,  beteiligt. Und siehe da, unter den 65 Mitgliedern des Parlamentarischen Rates, der 1948 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erstellte, waren tatsächlich vier(!) Frauen. Lange 55 Jahre war ich diesbezüglich unwissend. Wie schrecklich! Ich entschuldige mich dafür stellvertretend bei meiner Mutter, weise aber hinsichtlich der Strafzumessung mildernd darauf hin, daß keiner meiner Lehrer, die nur von den „Vätern“ gesprochen haben, mir die gesamte schockierende Wahrheit offenbart hat.

Ein Wissensgewinn ist nicht zu bestreiten. Dank des Professors! Einen Erkenntnisgewinn allerdings vermag ich darob nicht zu verzeichnen.

Zukünftig werde ich, wenn ich daran denke, zwar fortdauernd politisch unkorrekt, aber doch von den „Schöpfern“ im Zusammenhang mit Psychotherapie und Grundgesetz sprechen. Frau Gott, vergeben Sie mir!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 01.03.2015

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Die Autorität der Alten basierte vormals auch und gerade auf ihrem Vorsprung an Wissen, Fertigkeiten und Erfahrung, war also nicht allein ein der Jugend anerzogenes Kuschen. Und genau dieses objektive Minus war es, das die jungen Menschen intellektuell herausforderte, aufbegehren und sich auf die Suche nach einer anderen, besseren Welt begeben ließ.
Gibt es dieses Prä noch?
Wenn man sich fragt, was die Welt heute maßgeblich bewegt, muß man wohl konstatieren, daß es allgemein gesprochen die digitalen Medien sind. Und wenn man sich vergegenwärtigt, daß es alleinig die Jugend ist, die damit schon in jüngsten Jahren umfassend umzugehen vermag, kommt man nicht umhin, unseren Kindern zuzugestehen, daß sie in diesem sehr wichtigen Punkt vor uns Alten, die, wenn überhaupt, überwiegend als reine Anwender ihr unwissendes Leben fristen, keinen Respekt haben können und müssen. Sie sind demnach in diesem Schlüsselthema schon in der allgemeinen Orientierungsphase auf sich allein gestellt, und bekommen auf Rückfragen, nur Faustkeilvergleiche, die ihnen nicht weiterhelfen.
Es fehlt also vollständig an der Möglichkeit sich auf zunehmender Augenhöhe an- und miteinander zu reiben, wir Älteren sind nicht einmal satisfaktionsfähig, wir sind zum Aufgucken zu unseren Sprößlingen von Beginn an verurteilt und stellen für sie keinen Rückhalt dar, der auch für das Opponieren hilfreich ist.
Sollte diese Sicht richtig sein, ist es wohl nicht mehr verwunderlich, daß die Kinder von heute Probleme mit der Gesellschaftsteilhabe, ihren Geschlechterrollen, Ihrem Glauben an den Wert und Bestand der Familie, der Glaubensausrichtung etc. haben, und sich in Ermangelung an Halt durch respektable Rückendeckung der Altvorderen auf die Essentialia konzentrieren und ansonsten vermeintlich uninteressiert zeigen. Dabei sind sie gerade nicht asozial, beherrschen doch einzig sie die sozialen Medien.
Nun war es immer so, daß die Elterngeneration irgendwann insbesondere in technischen Bereichen den Anschluß verlor, es ist aber etwas anderes, wenn man als Kind den Alten mit einem müden Lächeln den Videorecorder erläutern muß, als ihnen die Welt zu erklären, die sie zwar noch selbst geschaffen haben, aber leider nicht mehr verstehen.
Daß wir im Moment wieder einmal in unsicheren Zeiten leben, liegt demnach vielleicht nicht nur daran, daß es zu lange Frieden in den Weltnationen gab, es dem Esel mit bekannt eisigen Folgen zu wohl ist und die Armen der Welt die Teilhabe an Macht und Wohlstand zu Recht einfordern, sondern vielleicht genau an dieser allgemeinen Orientierungslosigkeit bei jung und alt.
Es ist an den Eltern, Erziehern, Entscheidern, sich ihren Respekt zurückzuerobern, um die Gesellschaft wieder ins Lot zu bringen, und es ist gleichzeitig an der Jugend, die Bereitschaft zu zeigen, ohne Überheblichkeit in respektvollem Dialog mit den Eltern verstehen zu lernen, auf welchem Wertegerüst das Handeln beruhte, was sie sich bei allem gedacht haben, um mit der neuen Situation zukünftig im eigenen Interesse vernünftig umzugehen und die Chancen und Gefahren richtig einzuschätzen. Das brächte vielleicht den Kampf der Generationen wieder zum Nutzen und Frommen aller ins produktive Gleichgewicht.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf

P.S.: Wahrscheinlich ist die nach meinem Plan und Willen von Montag bis Samstag – „wolfsgeheul am Sonntag(WAMS ;) ) soll es vorläufig nicht geben – erscheinende Kolumne ab morgen im Internet unter „wolfsgeheul.eu“ als Blog online. Dann können wir die wohl überwiegend ungeliebte und nervende WhatsApp-Gruppe schließen. Dank für die Bereitschaft zum Versuchskaninchen! Es bedurfte Ihrer/Eurer Bestärkung für die Umsetzung.

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