wolfsgeheul.eu vom 08.09.2017

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Mit der Künstlichen Intelligenz ist es noch nicht weit her.

„Backup, backup, backup!“, so lautet das Credo meines sehr guten IT-Dienstleisters. Deshalb hat er mir wärmstens empfohlen, mit Erwerb des schlammresistenten ThinkPads mit Bundeswehrprüfsiegel nicht nur eine externe Festplatte, sondern auch ein Transferprogramm namens Acronis True Image anzuschaffen, welches die Datensicherung vereinfacht. Bis hierhin eine fachkundige Beratung!

Nicht bedacht scheint mir allerdings, das Enervierende dieser Software. Ständig erinnert sie mich, meine Daten rückzusichern. Auch das mag noch in Ordnung und eine gute Unterstützung für den oft zur Nachlässigkeit neigenden User sein. Wenn man aber keine Lust hat oder die Notwendigkeit noch nicht für gegeben hält, dem Befehl zu folgen, und das Fensterchen einfach wegdrückt, erscheint es unaufhörlich mit einer Penetranz erneut, die wirklich nervraubend ist. Jeder Top-Vertriebler, der die Kunst beherrscht, vorne rausgeschmissen zu werden und hinten direkt wieder reinzukommen, sieht irgendwann ein, daß es keinen Sinn zu haben scheint, hartnäckig zu bleiben, und gibt zumindest vorübergehend auf. Das Programm nicht! Und so ist man mehr damit beschäftigt, aktiv Acronis die kalte Schulter zu zeigen, als seiner sonstig gewünschten Tätigkeit am Computer nachzugehen.

Was Software also lernen muß, ist die Einschätzung, ob der Nutzer für den Moment wirklich nicht bereit ist, der Empfehlung Folge zu leisten. Und dann hat sie einfach einmal zurückzustecken und seinem Herrn und Meister seinen Willen zu lassen. Störungen sind eben bis auf weiteres nicht erwünscht. Solange Computerprogrammen diese emotionale Intelligenz abgeht, werden Mensch und Maschine nicht nur keine innigen Freunde, sondern verkehren auch nicht auf Augenhöhe miteinander.

Künstliche Intelligenz darf eben nicht dumm sein. Bildung tut überall not, auch in der Technik!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 04.03.2016

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Segen der Technik!

Da habe ich so meine Zweifel! Während technische Geräte früher recht einfach, robust und von Dauer waren, sind sie heute hochkompliziert, fehleranfällig und kurzlebig. Meinen Laserdrucker hat es schon nach drei Jahren aus der Bahn geworfen, derweil meine mechanische Uhr seit über 15 Jahren zuverlässig an meinem Arm tickt. Daß sie dabei im Monat ein paar Minuten vorgeht, stört in keinster Weise und hat eher etwas Menschliches, ticken wir doch zuweilen auch nicht immer ganz richtig. Neuzeitliche Apparate und Automobile haben inzwischen so viele Schalter, Funktionen und Untermenus in ihrer Computersteuerung, daß davon auszugehen ist, daß der Nutzer und Fahrzeuglenker selbst nach Jahren des Gebrauchs nur einen Bruchteil des Machbaren entdeckt und erkundet hat. Die verborgen gebliebenen Dinge kann man damit rundheraus für überflüssig erklären, haben sie doch den Gebrauch der Sache offensichtlich nicht behindert und ihre vermeintliche Notwendigkeit oder sinnvolle Bereicherung wurde nicht vermißt, ansonsten, hätte man sie benötigt, nach ihnen geforscht worden wäre, ja hätte müssen.

Das könnte man alles verschmerzen, hielten die Gerätschaften länger, hätten nicht permanent Störungen und bräuchte es vor allem nicht so viel Zeit, wenigsten die Grundfunktionen in Gang zu setzen. Das Installieren neuer oder ersetzender Technik stellt einen unglaublichen Zeitfresser dar, der nicht unbeträchtlich die Zeit, die man gegebenenfalls beim erleichterten Gebrauch einspart, wieder gierig auffrißt.

„Dann laß‘ es doch von Fachleuten erledigen, und tue stattdessen das, was du kannst!“ rufen jetzt manche. Klingt zunächst gut und einleuchtend! Wer aber einmal Techniker bei ihrer Arbeit beobachtet hat, der weiß, daß diese nicht selten in gleicher Weise wie der Ochs‘ vor’m Berge stehen. Wenn zum Beispiel IT-Kundige vor der störrischen Rechenmaschine ausrufen „Das habe ich ja noch nie gesehen!“ oder „Das darf er doch gar nicht!“, dann verliert man leicht den Glauben an deren Kompetenz und kann sich nicht sicher sein, ob man nicht mit ein wenig Geduld, Ausdauer, logischem Denken und Einfühlungsvermögen in die fremde Materie und letztlich nach dem Prinzip „trial an error“ das Problem auch aus der Welt geschaffen hätte. Gleiches kann man in KFZ-Werkstätten erleben, die einen mit ihrer Hilflosigkeit, Unwissenheit, Einfältigkeit und Technikgläubigkeit immer wieder gleichermaßen in Erstaunen wie in Rage versetzen können.

Große Stäbe und Behörden arbeiten zum Beispiel an der Vereinfachung und besseren Verständlichkeit von Gesetzen. Auch wenn das zumeist in Wahrheit eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme darstellt und im übrigen aussichtslos ist, weil es vollkommen sinnlos ist, schlechte Gesetze von schlechten Juristen überarbeiten zu lassen, fragt man sich doch, wo die Techniker sind, die sich auf die Fahnen schreiben, das Antlitz der Technik wieder ansehnlich, überschau- und handhabbar zu gestalten. Das wäre doch einmal ein Herausforderung! Bisher erstreckt sich dieses teilweise erkennbare Bestreben einzig auf die Reduzierung von Knöpfen, was aber ein Trug ist, da die weiterhin vorhandenen und ausgeweitet werdenden Funktionen nur in Computerbildschirme verfrachtet werden und dort mit einer angeblich sehr einfachen, in Wirklichkeit aber komplizierten Steuerung gefunden und bedient werden müssen. Neben dem iPhone fällt mir kein Produkt ein, bei dem das genial umgesetzt worden wäre.

„Zurück zu den Wurzeln“ dürfte ein Ruf sein, der ungehört verhallt. Auch ich will meine Kolumne nicht mehr auf der alten „Gabriele“ schreiben und per Post expedieren. Aber, liebe Ingenieure, tut bitte etwas dagegen, daß uns eure hochtechnischen Ausgeburten nicht ständig unsere kostbare Zeit stehlen. Und gestaltet sie endlich wieder qualitativ hochwertig und nachhaltig. Das sind wir doch unserer Welt und insbesondere unseren Kindern schuldig. Und die gewonnene respektive gesparte Zeit sowie die geschonten Nerven kommen wiederum allen zugute. Technischer Sachverstand sollte nicht nur vorgeblich, sondern tatsächlich eingesetzt werden, um den Menschen das Leben zu erleichtern. Alles andere ist ein Pyrrhussieg!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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