wolfsgeheul.eu vom 06.06.2016

2
0

Lange habe ich mich dem Handy verweigert. Berufliche und private Umstände gaben mir aber im Jahre 1996 Veranlassung, meine Haltung aufzugeben. Das ist bereits rund zwanzig Jahre her. Über eine lange Zeit diente mir der mobile „Sprechende Knochen“ – oh, wunderbarer Catweazle -einzig zum Telephonieren. Die Periode der aufkeimenden SMS ging nahezu spurlos an mir vorüber, weil ich zunächst überhaupt nicht mit der Nummerntastatur, der man über die Mehrfachbelegungen wohl auch das gesamte Alphabet entlocken konnte, zurechtkam. Selbst als mir dies leidlich gelang, war der Kurznachrichtendienst nicht mein Freund, weil ich weder die Groß- und Kleinschreibung und Umlaute noch die Interpunktion beherrschte und im übrigen bis heute nicht weiß, ob das überhaupt perfekt möglich war. Jedenfalls waren die Nachrichten, die ich erhielt, überwiegend auch kein Beweis dafür.

Nachdem dann meine heranwachsenden Kinder längst über ein Smartphone verfügten, und ich noch wegen des mühsam eingeübten, leidlichen Bedienvermögens ein bestimmtes Klapp-Handy verteidigte und Altbestände aufkaufte, weil ich noch in Zeiten der Beständigkeit groß geworden bin, hat mich irgendwann und seit einer gefühlten Ewigkeit das iPhone überzeugt, welches ich in mehreren Generationen nunmehr täglich nutze. Auch der Spruch meiner Kinder, die in jungen Jahren bereits Apple-Fans wurden und Nutzer dieses edlen Designproduktes werden durften, „Vati, das ist kein Handy, sondern ein iPhone!“ ist mir zwischenzeitlich nicht nur fast in in Fleisch und Blut übergegangen, sondern hat mich auch zutiefst überzeugt. Da können die Samsung-Jünger und andere noch so jaulen und feixen, Steve Jobs ist etwas Einzigartiges gelungen. Was auch immer die Dinger im Highendbereich zu vollbringen vermögen, für alle Grundanwendungen ist jeder Depp geeignet. Mails, WhatsApps, SMS, kurze Internetrecherchen, Niederschlagsradar, Schrittzähler, FußballApp, Eurosport, Spiegel-Online, das komplette Adressverzeichnis, BankApp, Kalender, Geburtstage, ToDo-Liste, Kamera und vieles mehr, das alles bietet mir ein kleines Gerät, welches in der Innentasche meines Sakkos weniger aufträgt als meine Brieftasche.

Und jetzt sitze ich zum ersten Male mit einem von meinem Handy – pardon, iPhone – produzierten Hotspot mitten in Frankfurt-Bockenheim beim Italiener auf dem Bürgersteig, warte auf einen Termin und schreibe auf dem batteriebetriebenen Laptop so ganz nebenbei online diese Kolumne. Was für eine (friedliche) Revolution! Da fragt man sich unwillkürlich, ob das in dieser Geschwindigkeit oder sogar schneller weitergeht und was wir noch so erwarten dürfen. Vieles ahnen wir nicht einmal und das ein oder andere wird uns gleichsam vom Hocker reißen. Ob man es für einen Segen oder einen Fluch hält, wird die Entwicklung in keinster Weise beeinflussen oder gar aufhalten. Wenn ich aber gleich auf den „Veröffentlichen“-Knopf drücken werde, wird es ein ganz besonderes Erlebnis für mich sein.

Ein Hoch auf die neue Welt, wenn sie der Mensch behüt‘, bewacht!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

2
0

wolfsgeheul.eu vom 13.10.2015

0
0

Viele Alltagsgegenstände werden in letzter Zeit immer größer, obwohl wir eigentlich ob des technischen Fortschrittes im Zeitalter der Miniaturisierung leben könnten und sollten. Ist das Großmannssucht oder gibt es dafür gute Gründe?

Bei den Mobiltelephonen war die Entwicklung der Smartphones der Auslöser. Solange diese ein zu kleines Display hatten, waren die tollen Funktionen nur eingeschränkt bzw. unter Schwierigkeiten nutzbar. Die ausreichende Bildschirmgröße war aber spätenstens mit dem iPhone 5 erreicht, jedoch hält die Entwicklung an. Wenn sie so weitergeht, ersetzt das Handy bald den Tablet-PC, paßt definitiv in keine Hosen- oder Saccotasche mehr und wir brauchen wieder kleine Telephone, damit das Fernsprechen mobil bleiben kann. Eine erkennbar unsinnige Entwicklung!

Bei Autos ist derselbe Effekt zu beobachten, erstaunlicherweise ohne spürbaren Zugewinn an Passagier- und/oder Stauraum. Auch hier wird unten dann zugebaut, wenn das bisher kleinste Automobil im Gleichschritt mit den höheren Modellen zu sehr aus den Fugen geraten ist und unten ansonsten kein Modell in der Kleinwagen-Klasse mehr angeboten werden könnte, was im übrigen zur Erreichung des Flottenverbrauches unabdingbar notwendig ist. Bei den Motoren wird Downsizing betrieben – wofür z. B. BMW sogar überwiegend den markentypischen- und prägenden Reihensechszylinder opfert und seinen Kultcharakter verliert – und die Karossen blähen sich ins Monströse. Welch‘ ein unauflöslicher Widerspruch!

Bei Armbanduhren desgleichen! Die neue Navitimer von Breitling hat 46mm Durchmesser; auch alle anderen Edelhersteller folgen schon seit längerem diesem Trend. Bei den Menschen, die sich solche Uhren überhaupt leisten können, sehe ich abgesehen von dem einen oder anderen Zuhälter wenige mit Handgelenken ausreichenden Umfanges, an denen ein solcher Wecker stimmig wirken könnte; bei allen anderen sieht eine derartige Riesenuhr nur lächerlich und angeberhaft aus. Demnach ein Beispiel für Dinge, die die Welt nicht braucht! Warum produzieren Unternehmen, die als Horte der Mechanik und Ästhetik gelten (sollten), derartige Ungetüme?

Die Krönung stellt vorläufig der neue, hochgepriesene Display-Schlüssel für den aktuellen 7er BMW dar. Seine Maße: 9cm Höhe, 5,5cm Breite und 1,5cm Tiefe! In welcher Anzughosentasche soll dieser Klopper eigentlich noch Platz finden!? Und warum das Ganze? Auf dem Bildschirm kann man den Tankfüllstand und wahrscheinlich tausend andere Daten abrufen; außerdem dient er als Fernbedienung, um den Wagen von außen zu parkieren. Ach so, Türen und Kofferraum öffnet er wohl auch! Was für ein grandioser Schwachsinn! Viel stimmiger wäre es doch, den Autoschlüssel insgesamt auf den Schrotthaufen der automobilen Steinzeit zu werfen und ihn durch das Smartphone, daß inzwischen nahezu jeder hat, zu ersetzen. Das wäre Fortschritt!

Wie weit sind Unternehmenslenker und -entwickler inzwischen der Realität entrückt!? Das vordergründigste Argument gegen solche Aufblähung stellt die einfache Tatsache dar, daß unstreitig ein mehr an Materialeinsatz dafür vonnöten ist, das sich in keinster Weise durch einen erkennbaren Mehrwert rechtfertigen ließe. Was ist dann das Motiv! Es kann doch nur ein gesteigerter Drang zu Protz und Geltungssucht sein.

Und wo ist da die Jugend, die sich entschlossen dagegenstellt, die Jugend, von der der Leiter der aktuellen Shell-Jugendstudie, Prof. Dr. Mathias Albert, behauptet: „Die junge Generation befindet sich im Aufbruch. Sie ist anspruchsvoll, will mitgestalten und neue Horizonte erschließen.“. Muß man das etwa so verstehen, daß die jungen Menschen diese Entwicklung sogar fordern und fördern!? Wenn dem so wäre, müßten wir Alten langsam kein schlechtes Gewissen mehr haben, der Resourcenschonung zulange nicht die genügende Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Im Gegensatz zur neuesten Umfrage aber wage ich zu behaupten, daß die nachwachsende Generation sich um diese Dinge einen Teufel schert. Wenn man sich zum Beispiel von der individuellen Mobilität durch den Verzicht auf ein eigenes Auto verabschiedet, braucht man sich um die Entwicklungen in diesem Sektor auch nicht mehr zu kümmern. Das nenne ich Ignoranz. Mit dem laut Studie angeblich wiederentdeckten Interesse für Politik bei den jungen Menschen, scheint es also nicht allzuweit her zu sein.

Wer bleibt dann noch, um den Alten in den Arm zu fallen und sie daran zu hindern, unsere Zukunft zu verspielen, weil sie sich offensichtlich darin gefallen, am Ende ihrer Ära noch einmal den Dicken zu machen? Was muß passieren, damit Unsinnigkeiten geächtet und verhindert werden?

Die Zeit ist reif!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0