wolfsgeheul.eu vom 17.12.2017

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#MeToo

„Gnädige Frau, dann wollen wir es Ihnen ‚mal machen!“.

Mit dieser freundlichen Aufforderung soll ein sehr guter chirurgischer Oberarzt im Ruhrpott jahrelang Damen zur Behandlung gebeten haben. Eine zwar kecke und etwas zweideutige, aber letztlich sogar fast formvollendete Aufforderung zum Tanz der kurzen Messer! Ein besonderer Typ eben, ein Mensch also, der mit seiner Individualität und Kantigkeit den Unterschied ausmacht und unser Leben bunter gestaltet! Aber irgendwann kam es, wie es kommen mußte. Eine Patientin beschwerte sich höheren Ortes über die vermeintliche Anzüglichkeit und das mir bekannte Ende der Geschichte war die unfreiwillige Demission des etwas rüden Hüters des Äskulapstabes. Er wird an anderer Stelle seine Fingerfertigkeit in den Dienst der Kranken und Lahmen gestellt und seine Zunge ein wenig mehr im Zaum gehalten haben. Auch wenn ersteres in der Hauptsache zählt, wurde er auf diese Weise ein wenig gemeimer und seiner Einzigartigkeit beraubt. Wem war damit eigentlich geholfen?

In jeder Berufsgruppe sind wir auf der Suche nach denen, die Meister ihres Faches sind, nur anders sollen sie nicht sein. Dabei gehört beides zusammen. Und gerade einem Arzt steht etwas Humor gut zu Gesicht, bekämpft man doch mit einem Lachen manchmal die Krankheit besser als mit der nüchtern daherkommenden höchsten medizinischen Kunst.

Insofern mußte ich schmunzeln, als ich neulich in der FAZ die kleine Meldung las, daß ein Operateur in Großbritannien, der sehr erfolgreich im Bereich der Lebertransplantation wirkte, sich vor Gericht verantworten mußte, weil er zweien seiner Patienten, denen er das Leben rettete, seine Initialen mit einem medizinischen Laser in die neue Leber gebrannt hat. Ja ja, Körperverletzung, ich weiß! Wobei man durchaus die Meinung vertreten könnte, daß dieser Tatbestand bei fremden Ersatzteilen erst nach deren kompletter Implantation greift. Wenn er also das Spenderorgan vorher gezeichnet hätte, dürfte die strafrechtliche Verfolgung ins Leere laufen. Außerdem scheint das Brandzeichen keinerlei negative Auswirkungen auf die Funktionstüchtikeit des humanoiden Entgiftungssystemes gehabt zu haben. Keiner der Patienten, die nach der Operation ein neues Leben beginnen konnten, wird sich deshalb ernsthaft darüber beklagt haben, daß sich ihr Retter in ihnen verewigt hat. Das Leben ist auch zu kurz, um sich über derlei Lappalien  aufzuregen, aber es währt lange genug, um bei gegebenem Anlaß herzhaft zu lachen.

Wie pflegt noch ein ehemaliger Hausarzt von mir zu fragen, wenn man ihm stolz erzählt, man werde bald wieder ein Jahr älter!?

„Woher wissen Sie das?“. In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 02.07.2017

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Heute fuhr die Tour de France durch Aachen, eine vielleicht einmalige Chance, dem Spektakel in der Heimatstadt beiwohnen zu können.

Deshalb möchte und muß ich mich auf eine kleine Nachlese zur „Ehe für alle“ und hier auf zwei Facebook-Kommentare beschränken.

Der erste stammt vom sympathischen Wirt der besten Gaststätte der Domstadt „Am Knipp“:

„Nicht ganz ernst gemeint…:
Früher war Homosexualität verboten, dann akzeptiert, seit heute gleichgestellt, also bevor es Pflicht wird…“

Den zweiten hat unser neuer Bischof, Dr. Helmut Dieser, abgegeben:

„Mit der heutigen Entscheidung verabschiedet sich der Staat allerdings von dem bisher geltenden Verständnis von Ehe, das nicht nur aus der christlichen Tradition stammt, sondern darüber hinaus in den meisten Kulturen und Religionen der Menschheit geteilt wird.“

Es ist schon erstaunlich, welchen Widerhall diese beiden Bemerkungen ausgelöst haben. Da wird nämlich neben wohlbedachten Äußerungen auch rüde geduzt und wild gepöbelt.

Der Sache spaßig – wobei die politische Korrektheit es schon geschafft zu haben scheint, daß man vorher ausdrücklich auf die Witzigkeit hinweisen muß – zu begegnen, führt dabei unter anderem dazu, daß der Vorwurf von Homophobie erhoben wird.  Ja, Humor haben die Hardliner einer Bewegung eben selten.

Und die wohlbedachte, nüchterne und absolut richtige Einlassung des untadeligen Kirchenmannes wird zum Teil mit Verleumdungen der Katholischen Kirche und der Person des Bischofs selbst quittiert.

Etwas für die Demokratie Essentielles geht zunehmend verloren, nämlich Streitkultur. Eine dem Mainstream widersprechende Ansicht wird stante pede von ungehobelten Fanatikern niedergeknüppelt, ohne daß sie die Bereitschaft zeigten, sich einer Diskussion stellen zu wollen. Sie könnten es mutmaßlich allerdings auch nicht. Der klassische AfD- und Pegida-Wutbürger ist eben leider nicht der einzig Verblödete und Verblendete in unserem Lande. Er schlummert vielmehr so oder ähnlich in einem nicht unbeträchtlichen Teil unserer Gesellschaft. Wenn man jedoch diesen Menschen, die zu differenziertem Denken nicht fähig sind oder sich ihm warum auch immer verweigern, die Deutungs- und Lufthoheit überläßt, kommt es zu solch‘ unsinnigen und überflüssigen Eskapaden wie am vergangenen Freitag.

Das läßt für die Zukunft nichts Gutes ahnen, wenn nicht die des akademischen Streitens Fähigen das Feld zurückerobern, das sie bisher mehr oder minder kampflos der Straße überlassen haben, nicht zuletzt wahrscheinlich, was durchaus auch nachvollziehbar wäre, deshalb, weil es ihnen zu lästig war und ist, sich mit einfältigen Menschen auseinanderzusetzen. Das bleibt nämlich zumeist fruchtlos. Genau diese Spezies gilt es aber zurückzudrängen, wenn wir – letztlich zum Wohle aller – ein gewisses Niveau halten wollen.

„Die öffentliche Meinung ist die Dirne unter den Meinungen.“ formulierte so trefflich Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. Wir wollen aber doch wohl nicht die Geschicke unseres Landes in die Hände einer Prostituierten legen, oder!?

Also: Auf in den Kampf für eine edle Streitkultur und bei allem Ernst für mehr Humor! Das Leben ist zu kurz, um sich nur im Ringen zu verzehren. Es muß auch kräftig dabei gelacht werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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