wolfsgeheul.eu vom 06.09.2017

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„Schweppes“! Das klingt irgendwie schon ein bißchen labil. So nach „schwipp“ und „schwapp“!

Der Spätsommer hat mich einmal wieder auf den Gin gebracht. Und da ich diese übertriebenen Moden mit exotischen und irrsinnig teuren Tonic-Wassern wegen nach Maßgabe meines Gaumens fehlender Genußäquivalenz nicht mitzumachen bereit bin, besann ich mich auf die gute alte Flasche mit dem gelben Etikett, ein, wie ich finde, zu Unrecht verteufeltes und in die Billigecke abgeschobenes Traditionsprodukt meiner Jugend. Der Supermarkt bot nur die Version in Plastik mit eineinviertel Litern Inhalt und den fünf lustigen Füßchen, die ich auch von meinen Wasserflaschen kenne.

Seitdem grüßt mich die Bitterlimonade mit einem freundlichen Nicken, wenn ich die Kühlschranktür, in der sie steht, öffne. Da ich mein Wasser nicht kühle, kannte ich das Phänomen nicht und konnte es mir anfänglich nicht erklären. Ein Test mit dem salzigen Gerolsteiner erbrachte aber das gleiche Ergebnis. Im Gegensatz zu beispielsweise Weinflaschen mit einem weitestgehend flachen Boden kippeln diese material- und gewichtsparenden Polyethylenskulpturen, deren Ökobilanz und damit deren Existenzberechtigung trotz allem fragwürdig bleiben, auf ihren fünf Standpunkten gewaltig, sobald man sie aus der Ruhe bringt. Das erklärt dann auch die nette Grußgeste aus der Kälte, die allerdings angesichts der Tiefe der Verbeugung jedesmals die Befürchtung aufkommen läßt, der Sprudel könnte sich vor lauter übertriebener Höflichkeit auch auf den Boden werfen.

Nun weiß ich nicht, ob neue Kühlschrankflaschenfächer mit anderen Rückhaltevorrichtungen der durchsichtigen PET-Hülle ein engeres Korsett anlegen. Für die älteren Generationen jedenfalls sind sie nur bedingt geeignet.

„Kein Schweppes Gesicht. Keine Erfrischung.“ hieß es 1998 in der Werbung. Die neue Flasche bringt auf alle Fälle zusätzlich Leben in die Bude.

Heute schon genickt?

Dann gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 25.04.2017

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„Erfreut, Sie zu sehen!“!

Eine Golffreundin rümpfte neulich die Nase, als ich zu jemandem, den wir beide nicht besonders schätzen, diese Worte sprach. Mein Kommentar hinterher war, daß gutes Benehmen es zwar häufiger mit der Wahrheit nicht so genau nähme, aber eine läßliche Lüge sei, die den Umgang miteinander angenehmer gestalte und zu allgemein besserer Stimmung beitrage. Dieses Argument hat sie als Wahrheits- und Offenheitsfanatikerin sicherlich nicht überzeugt. Gleichwohl gehe ich von der Richtigkeit dieser These aus. Denn wenn ich jedem Arschloch – und davon gibt es leider sehr viele – sagen wollte, daß er eines ist, käme ich kaum noch zu den wichtigen Dingen. Ein freundliches Wort hingegen vermeidet Spannungen und verkürzt so meistens sogar die ungeliebte Kommunikation mit solchen Menschen allein schon deshalb, weil die kluge Gegenseite, die den Schwindel natürlich  im Zweifel durchschaut, ihr Glück zumeist auch nicht überstrapazieren will. Es spart damit definitiv Zeit und verdüstert nicht die eigene Seele. Gutes Benehmen ist also bei weitem nicht uneigennützig. Es hilft einem selbst und schmeichelt dem anderen. Das nennt man heute eine Win-Win-Situation. Und selbst wenn das Gegenüber dem Braten nicht traut oder gar weiß, wie faustdick die Lüge ist, die darin steckt, wird es wie oben schon angesprochen seltenst opponieren, weil es wenig sinnvoll ist, sich – erst recht in der Öffentlichkeit – gegen etwas ausdrücklich Positives zu wenden.

In Deutschland redet man mit einer solchen Ansicht allerdings leider gegen die Wand. Hier wird klare Schroffheit mit Ehrlichkeit und Geradlinigkeit gleichgesetzt. Und in genau einer solch‘ harschen Atmosphäre leben wir täglich. Das muß einem ja die Laune verderben.

Meine morgendliche Zeitungslektüre der FAZ – „Das beste Blatt der Welt, über das ich mich, wie meine regelmäßigen Leser wissen, niemals ärgere!“ – brachte mir dankenswerterweise ein Goethe-Zitat in Erinnerung.

Zu Beginn des zweiten Aktes von Faust II fragt Mephisto als Professor verkleidet den inzwischen zum Baccalaureus – klingt übrigens viel edler als es der Bachelor der Neuzeit ist! – promovierten Schüler aus dem ersten Teil: „Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?“, nachdem dieser über seine akademischen Lehrer übel geschimpft hatte.

Der Schüler antwortet: „Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist.“.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Schade!

„Erfreut, Sie hinter mir zu wissen!“!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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