wolfsgeheul.eu vom 23.07.2017

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Kritik der Selbstbeschränkung

 

Der blanke Geiz hat nichts für sich.

Gesetzt den Fall, ich kasteie mich,

So hab‘ ich erstens kein‘ Gewinn,

Außer daß ich ohn‘ Freud‘ bescheiden bin.

 

Zum zweiten denken sich die Leut‘,

Der Mann ist voll Verbissenheit.

Auch hab ich drittens das Gewissen,

Mich um Schönes selbst beschissen.

 

Und viertens kann ich außerdem,

Nur neidisch auf die anderen seh’n.

So kommt es dann zuletzt heraus,

Daß ich ein arg armselig‘ Haus.

 

Ein schöner und lesenswerter Artikel im Feuilleton des Samtags-FAZ über den französischen Dichter Rutebeuf aus dem dreizehnten Jahrhundert hat mich inspiriert, Wilhelm Busch zu mißbrauchen. Er sehe es mir bitte nach.

Der Franzose bringt es wie folgt auf den Punkt: „Geiz ist doch völlig ohne Reiz.“ Recht hat er!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 09.07.2017

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„Tempel für den Tempranillo“!

So titelte die FAZ vom Donnerstag in ihrem Reiseblatt einen Artikel über neue, futuristische Architekturpretiosen, die in der Region Rioja Alavesa in letzter Zeit auf so manchem Weingut entstanden sind. Man wähnt sich vor irgendeinem der modernen Museumsbauten, die an allen möglichen und unmöglichen Ecken der Welt wie Pilze aus dem Boden schießen.

Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Früher zog es die Menschen zu „Ferien auf dem Bauernhof“, weil sie auf der Suche nach der Romantik des Urtümlichen, des Einfachen waren. Erwarten sie heute wirklich, daß sie ein landwirtschaftlicher Erzeuger mit einem spektakulären Bauwerk empfängt? Und könnte beim Kunden nicht auch der Verdacht aufkeimen, daß die Kosten für derartige önologische Festhallen auf den Flaschenpreis des eigentlichen Produktes umgeschlagen werden?

Mir ist noch gut in Erinnerung, wie die Familie Meyer mit einem Kleinkind vor rund fünfundzwanzig Jahren erstmalig bei einem – und bis heute meinem – Erbacher Winzer aufschlug, und ganz unkompliziert zunächst in der Küche empfangen und erst danach in einen wohnzimmerähnlichen Probierraum gebeten wurde. Zugegebenermaßen hat auch er heute einen reduziert aber keineswegs ungemütlich gehaltenen Raum eingerichtet, der sich vollverglast zum kleinen Innenhof  der dreiseitigen, in der Häuserflucht liegenden Hofanlage öffnet. Die Jugend, die mit der Zeit geht, hat eben das Ruder übernommen, und es erscheint mehr als verständlich, daß man seine privaten Räume nicht begangen wissen möchte. Aber das Verhältnis stimmt weiterhin, es ist bescheiden geblieben. Und man vermißt nichts.

Gespannt darf man auf die weitere Entwicklung sein. Geht es konsequent voran, wird einen bald der kleine Eierbauer nicht mehr mit einem Misthaufen in der Mitte des Gehöftes empfangen, sondern mit  ovoiden Verkaufsräumen allerneuesten Schicks, in denen die Hühnerprodukte in mit Brandzeichen versehenen und mit Samt ausgekleideten Holzkästen dargeboten werden. Da zahlt man dann doch gerne einen Euro für sein Frühstücksei, oder!?

Wohl bekomm’s!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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