Selbstverständlichkeiten brauchen nicht enthüllt zu werden.
Der Spiegel wird wegen einer vermeintlichen Enthüllung zitiert, weil ihm angeblich ein internes Polizeipapier vorliegt, in welchem für den G-20-Einsatz die Parole ausgegeben worden sein soll, daß die Sicherheit der hochrangigen Gäste der Konferenz Priorität habe.
Ach, was! Quelle surprise! Es erscheint doch wohl als selbstverständlich, daß den Mächtigen dieser Welt ein umfassender Schutz zuteil wird, wenn sie bei uns zu Gast sind. Das Infame dabei ist aber die immanente Unterstellung in dieser angeblichen Sensationsmeldung, daß nämlich die Sicherheit der Bevölkerung entsprechend zweitrangig gewesen sei. Diese Bösartigkeit läßt sich doch allein mit der Antwort auf die Frage widerlegen, wieviele vollkommen unbeteiligte Zivilisten denn körperlich Schaden genommen haben. Niemand, soweit bekannt! Sachbeschädigungen, die unbestritten massenhaft begangen worden sind und persönliches Eigentum der Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen haben, sind insoweit natürlich ausgenommen. Faktum aber dürfte sein, daß für keinen Menschen, der sich nicht freiwillig und ohne Not – und davon gab es unverständlicherweise als Schaulustige offensichtlich eine ganze Menge – in Gefahr begeben hat, jemals ein unverantwortliches Risiko heraufbeschworen worden ist. Genauso unstreitig sollte es sein, daß bei den Ausschreitungen im Schanzenviertel, selbst wenn man auf Verstärkung von Kräften, die durch die Absicherung der Großkopferten gebunden waren, gewartet haben sollte, die Polizei jederzeit die Übersicht hatte und eine Unzahl an Rettungskräften von Feuerwehr und Sanitätern bzw. Ärzten bereitstand, um umgehend einzugreifen, wenn Übergriffe auf Anwohner zu befürchten gewesen wären oder eine sonstige Gefahr für diese bestanden hätte. Außerdem gab es in der Minimierung des Risikos für die Polizisten im Einsatz einen weiteren guten Grund, besonnen vorzugehen. Soviel ist bei den Krawallereignissen also nicht schiefgegangen, wenn man einmal davon absieht, daß man eventuell das Ausmaß der Gewaltbereitschaft unterschätzt hat und mutmaßlich noch mehr Einsatzkräfte gebraucht hätte.
Nur, hinterher ist man immer schlauer. Also hören wir doch bitte auf, nur das Haar in der Suppe zu suchen und in Konsequenz erfolgreichen Stöberns, die Köpfe der Verantwortlichen zu fordern. Stattdessen sollte nüchtern Bilanz gezogen werden, damit man beim nächsten Mal noch besser gerüstet ist. Das wäre konstruktiv. Das Vorgehen der Journaille, hier gerade des Spiegels hingegen ist unproduktiv. Außerdem sollten besonders die linksgerichteten Blätter, die seit ewigen Zeiten und bis heute fortdauernd die Existenz und Gefahr linker Gewalt herunterspielen, aufpassen, daß sie sich nicht selbst ins Rampenlicht der Verantwortlichkeit rücken. Da ist nämlich bisher viel mehr schiefgelaufen als beim gesamten G-20-Einsatz.
Für Enthüllungen bei den vorgeblichen Enthüllungsjournalisten ist also noch ausreichend Raum.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf