wolfsgeheul.eu vom 28.05.2018

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„Think Innovation. Feel Life.“

So prangt es in großen und edlen Edelstahllettern an der Fassade eines exponiert gelegenen Gebäudes der Firma Grünenthal in der Neuenhofstraße in Aachen.

Nun gehöre ich zu der potentiellen Opfergeneration dieses Pharmaunternehmens mit zwielichtiger und bis heute nicht vollständig aufgearbeiteter Geschichte. Meine Mutter hatte, während sie mit mir schwanger war, die Horrorpillen im Hause, sie aber glücklicherweise nicht eingenommen.

Ja, das war wirklich eine innovative Idee, Frauen erst zu beruhigen und ihnen dann einen Krüppel zu bescheren. Über 2000 noch lebende Contergangeschädigte fühlen jeden Tag, was es bedeutet, mit ihren aus Aachen geschenkten Mißbildungen leben zu müssen.

Großartig, Grünenthal! Das nenne ich eine mutige Marketingstrategie, bei der Vergangenheit die Opfer auch noch zu verhöhnen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 17.09.2017

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„Reiten kann er auch nicht.“!

Herr, vergib mir, aber ich kann nicht anders!

Letzen Freitag meldet T-Online, daß Andrea Bocelli vom Pferd gestürzt sei und deshalb – zum Glück wohl ohne lebensbedrohliche Verletzungen – ein Konzert in Pisa habe absagen müssen. Und keiner getraut sich natürlich, daraus obige Schlagzeile zu machen, weil der arme Mann blind ist. Dabei soll zum Beispiel Thomas Quasthoff – und er ist zu Recht wahrlich nicht der einzige Kritiker – gesagt haben, er bekäme bei Bocellis Darbietungen Pickel und sein Vermögen sei ärmlich. Nun kann der Einwand kommen, daß Quasthoff wegen seiner eigenen conterganbedingten körperlichen Beschränkungen – er ist übrigens nur ein Jahr älter als ich, und ich hätte durchaus auch ein Opfer der damaligen unverzeihlichen Fehleinschätzung der Firma Grünenthal werden können – zu solcherlei spitzen Bemerkungen gegenüber anderen Behinderten berechtigt sei. Aber erstens spricht er als Mann vom Fach und zweitens darf jeder sich derart äußern, da Menschen mit Handikap zwar gegebenenfalls besondere Fürsorge verdienen, aber ansonsten keinen besonderen Status genießen. Sie sind – und das sollte die Normalität sein – Menschen wie du und ich und bedürfen – die Klugen unter ihnen wollen das auch gar nicht – keines individuellen Schutzes.

In der Kunst – oder sollte ich besser im Kommerz sagen – jedoch ist manches anders. Dabei verdient das Können von Bocelli nicht, in irgendeiner Weise als außergewöhnlich wahrgenommen zu werden. Und daß ein Blinder singen kann. ist überhaupt nicht überraschend und hervorhebenswert. Eher schon, daß er reitet! Nun gut, auch das nur leidlich! Hoffentlich verzichtet er wenigstens aufs Autofahren.

Der Kunstbanause wird es anders sehen, und der politisch Korrekte wird mich verfluchen. Aber die Wahrheit sollte und darf nicht untergehen. Weder eine political noch im Speziellen eine disabled correctness sind angebracht; sie hindern stattdessen den normalen Umgang miteinander und beschränken obendrein die Meinungsfreiheit! Dem gilt es fürderhin massiv entgegenzuwirken.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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