wolfsgeheul.eu vom 20.08.2017

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Was ist besser? Kronprinz oder Kanzler?

Früher stellte sich diese Frage nicht! Da galt: Einmal Kanzler, immer Kanzler! Wer an höchster Stelle des Staates gedient hatte, blieb ihm im großen und ganzen treu. Natürlich wurden auch nicht immer unentgeltliche Reden gehalten und kommerziell Bücher und Biographien veröffentlicht. Immer gab es jedoch in jedem Falle diverse Ehrentätigkeiten. Das funktionierte auch deshalb so beanstandungslos, weil die meisten der hochrangigen Politikrentner ein entsprechendes Alter aufwiesen, das einem solchem aktiven Leben im Ruhestand, das eben nicht mehr die Überholspur benutzt, entsprach. Heute steigen Menschen in jüngeren Jahren in höchste Positionen auf und werden entsprechend eher, wenn es demokratisch oder ansonsten für sie schlecht läuft, politische Pensionisten, die sich mit dem ehrenvollen Rentnerdasein noch nicht zufrieden geben und weiter aktiv und vor allem produktiv arbeiten wollen.

Der erste mir erinnerliche Fall, der Diskussionen hervorrief, war der des Martin Bangemann und Telefónica. Seither redet man von Geschmäckle, wenn sich Politiker zu lukrativen Anschlußverwendungen verdingen lassen. In allen Kolumnen zu diesem Thema habe ich unmißverständlich deutlich gemacht, daß dieses Sichprostituieren nicht meinen Wertvorstellungen entspricht. Auf der anderen Seite – und hier möchte ich mir auch einmal zumindest teilweise was die bisherige Rigorosität anbelangt widersprechen – kann man solche Werdegänge durchaus aus einem anderem Blickwinkel betrachten.

Man lebt nämlich nur einmal! Und wem will man denn wirklich verdenken, daß er dann, bevor der eigene Stern verglüht, der Versuchung von Geld, Macht und Bedeutung erliegt. Auffällig ist sicherlich, daß Emporkömmlinge und Karrieristen eher dazu neigen, sich nicht zu entblöden, ihre alten Kontakte meistbietend zu versteigern. Pofalla, Schröder und Wulff sind die Protagonisten dieser ehrlosen Garde, wobei Schröder von den Dreien der einzige ist, der wirklich etwas kann und nicht nur etwas zu bieten hat. Das darf aber nicht verwundern, denn warum sollte der Drang, dem unverschuldet armseligen und bedauernswerten Umfeld der Kindheit und Jugend zu entrinnen, mit Aufgabe der politischen Machtstellung abrupt enden!?

Also gehört die Empörung über die Rosneft-Causa von Schröder mit seinem Rotsonnenkönig Putin auch einmal relativiert. Daß sich die beiden physischen Zwerge gut verstehen würden lag immer schon auf der Hand, genauso wie Schröders grundsätzlich eher egoistischer Ansatz des „Ich will hier rein!“. Und, seien wir doch ehrlich! Mit 73 Jahren noch wie ein Pascha sich fühlen und gerieren können – besser gar als zu seiner Zeit als Kanzler – , klingt für nicht wenige mehr als beneidenswert. Eine Flatrate auf Luxusleben, Macht, Cohiba, Bordeaux, Brioni, Angeln, (Tiger-)Reiten, Weiber etc., dafür würde so mancher selbst seine eigene Mutter versetzen.

Natürlich schießt Schröder jetzt auch und gerade mit der aktuell mutmaßlichen Rosneft-Verpflichtung den Vogel ab. Aber man zeige mir den Mann, der ihn nicht an der einen oder anderen Stelle dafür beneidet. Wir sollten deshalb die Kirche im Dorf lassen. Einen kollektiv akzeptierten und insbesondere eingehaltenen moralischen Kompaß wird es ohnehin niemals geben. Und an einer zu schwachen SPD, die ihre Stimmen nämlich evtl. auch an AfD und Linke verlieren könnte, wenn dieser „Skandal“ durchschlägt, kann keinem guten Demokraten gelegen sein.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.12.2016

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Discounter-Weihnachten!

Seit Jahren hat sich herausgebildet, daß meine Kinder und ich an einem der Festtage ein Steak braten. Nachdem uns der Metzger meines Vertrauens zweimal nicht vollends überzeugt hat, war es an der Zeit, neue Wege zu gehen. Die Metro-Gastro vor meiner Haustür hat nur ganze Filets. Immerhin führen die aber den besten preiswerten Rotwein, einen KWV Roodeberg, der so manchen weitaus teureren Bordeaux in den Schatten stellt,  aus dem schönen Südafrika. Eine andere Fleischerei bietet zwar Dry Aged Beef an, das sich aber wohl nicht zu tagelanger Lagerung vor Verzehr, was terminlich unumgänglich war, eignet. Also habe ich anläßlich einer anderen Besorgung bei Aldi vorbeigeschaut und wurde in der Kühlung mit einzeln abgepackten, sehr gut aussehenden Filetsteaks aus dem Münsterland fündig. Der Preis war günstig, aber nicht so, daß er stutzig machen mußte. Dann habe ich noch auf Rat einer Freundin gleich die eingefrorenen Steinpilze und den bekannt guten Grauburgunder der Keller-Edition mitgenommen. Mein Stammdiscounter, Netto, steuerte die Tagliatelle, eine Tüte voller Litschis und ein vorgefertigtes – man muß ja nicht alles selber machen, gerade dann nicht, wenn man zeitlich haushalten muß – Mousse au Chocolat der edleren Sorte bei. Fertig war das Weihnachtsmenü!

Und was soll ich sagen!? Das, was wir in lustigem Teamwork mit den üblichen Zutaten daraus gezaubert haben, war im Vergleich zu den Vorjahren die beste Weihnachtsspeisung und eindeutig die Günstigste von allen.

Nun liegt es mir fern, den Billigsupermärkten das Wort zu reden. Aber seit es den Tante-Emma-Laden nicht mehr gibt, führt kaum ein Weg an ihnen vorbei. Außerdem war es kein Vorsatz, das Essen nur aus derartigen Quellen zu speisen; es hat sich mehr oder weniger zufällig ergeben und ist mir erst im Nachhinein klar geworden.

Eines aber läßt sich mit Sicherheit sagen. Das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen, und der Einzelhandel muß sich zunehmend warm anziehen, will er auch zukünftig sein Auskommen finden. Auf mich als grundsätzlich loyalen Kunden kann er dabei zählen, aber er muß mir dafür auch weiterhin einen erkennbaren Mehrwert bieten. Persönliche Beratung und Ansprache werden da auf Dauer nicht ausreichend sein. Die Handelswelt verändert sich – man denke zum Beispiel nur an Elektroartikel aus dem Internet, die zum Teil unschlagbare Preise aufrufen –  und die Konkurrenz schläft nicht. Manches wird man in zehn Jahren vielleicht und wahrscheinlich kaum wiedererkennen.

So wie ich es gerade erfahren habe, muß das nicht nur von Nachteil sein. Unpersönlicher aber wird es in jedem Falle. Das gilt es zwar zu betrauern wird sich jedoch kaum verhindern lassen.

„Kling Glöckchen klingelingeling,

Der Aldi ist der King.“

Was machen die eigentlich mit ihrem ganzen Reichtum, jetzt wo der Achenbach im Knast sitzt!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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