„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“
So formulierte es Wilhelm Busch passend zur beginnenden Sommerferienzeit. Wenn ich mich heute so umschaue, scheint es für die meisten fast nichts Wichtigeres zu geben, als diesen Rat exzessiv zu beherzigen. Nur bedenken sie dabei nicht, daß es zu Zeiten Buschs noch keine Pauschalreisen gab. Der Begriff des Reisens war damals zwangläufig ein ganz anderer. Es war elitär, beschwerlich und oft auch abenteuerlich, sich in ferne Lande, die gar nicht so fern sein mußten und es mangels Machbarkeit überwiegend nicht konnten, zu begeben. Man spürte die Strapazen der Distanzüberwindung noch hautnah und erlebte tatsächlich Fremde, tauchte in andere Klima- und Kulturbereiche tief ein und erfuhr, was urtümliche Gastfreundschaft bedeutet. Welch ein Unterschied zu unseren Zeiten!
Ob also Wilhelm Busch beim heute so gern und überwiegend gepflegten Pauschaltourismus seine Aufforderung in gleicher Weise gesetzt hätte, erscheint mehr als fraglich. Oder gerade, aber dann wäre es der Appell an die Mitmenschen gewesen, wieder zur alten Form des Reisens zurückzukehren. Denn nur die bringt tatsächlich Gewinn.
Man kann demnach seine Lebensziele auch beim kulturlosen Urlauben versäumen. In diesem Sinne
schöne Ferien und gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf