wolfsgeheul.eu vom 13.10.2017

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„Kommt ein Mann zum Arzt!“

Habe ich nicht den richtigen Umgang oder sind wir tatsächlich eine nahezu witzlose Welt geworden? Natürlich beherrschten immer nur wenige die Kunst des Witzeerzählens vortrefflich, aber mindestens einen davon kannte man immer. Und dann gab es die vielen, die gute Witze, wenn auch mehr schlecht als recht, weitertrugen und so für deren Verbreitung sorgten. Je nach Affinität und Erinnerungsvermögen hatte man so ständig ein paar davon auf Lager und konnte sie zu passender oder unpassender Gelegenheit in die Runde werfen. Zumeist sorgte das für allgemeine Erheiterung und war so ein kleiner Lichtblick des Tages. Ja, es konnte hier und da auch nervend sein. Besonders die miesen Dinger oder die mit verpatzter Pointe waren eher weniger erheiternd, wenngleich selbst die Mißlungenen und ihr unbeholfener Wiedergeber trotzdem oft noch für einen Lacher gut waren.

Ein Witz hat egal wie definitiv keinem geschadet. Wo sind sie also hin die kleinen Sach- und Lachgeschichten?

Sie sind nicht wohl gänzlich verschwunden, sondern haben sich teilweise gewandelt. Heute zeigen sich Menschen zum Beispiel überwiegend blödsinnige Cartoons oder Videosequenzen auf ihren mobilen Telephonen, ohne daß es sonstigen individuellen Zutuns bedürfte. Sie haben demnach offensichtlich verlernt, sich selbst als Conferencier zu betätigen und lassen sich diese darstellende Arbeit entsprechend lieber abnehmen.

„Frage an Radio Eriwan: Kommt der erzählte Witz noch einmal wieder? Im Prinzip ja, aber ein möglicher Preis der Freiheit und des technischen Fortschritts ist Verzicht!“!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 26.01.2016

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Wenn man ein Kolumnenthema sucht, ist auf allenthalben in Erscheinung tretende Realsatire fast immer Verlaß.

Heute war es meine T-online-Startseite, die das Futter stellte. Dort wurde ein Live-Expertenchat zu Kreuzfahrten angeboten. Wenn diese Urlaubsform auf einer Allerwelts-Homepage diskutiert wird, muß auch dem letzten klar sein, daß die Kreuzfahrt ihren alten Glanz endgültig eingebüßt hat und inzwischen Hinz und Kunz offen steht. Was für ein Verlust an Noblesse! Aber diese schwimmenden Proletenclubhotelanlagen haben ohnehin nichts mehr mit der alten edlen Personenschifffahrt gemein. Es ist in meinen Augen auch und gerade aus Umweltschutzgesichtspunkten eine verheerende Entwicklung, Luxus zunehmend zu sozialisieren. Und wo bleiben da noch die lebenserhaltenden Träume!?

Richtig lustig war aber die Überschrift, der Aufmacher für diesen Gesprächskreis: „Dauernd seekrank: Was kann ich tun?“. Was für eine Frage! Wenn ich nicht schwimmen kann, sollte ich nicht in tiefes Wasser springen, und wenn ich das Bötchenfahren nicht vertrage, macht es keinen Spaß und ich sollte es lassen bzw. auf die Schiffspassagen beschränken, die nicht anders zu bewältigen, fürs unbedingt notwendige Fortkommen jedoch unerläßlich sind.  Aber Schiffsurlaub!? Macht denn jemand mit Höhenangst Wanderurlaub im Hochgebirge!?

Hier zeigt sich eine grassierende unheilvolle Tendenz in unserer Freizeit- und Mißgunstsgesellschaft, nämlich die, persönliche  körperliche oder psychische Beschränktheiten nicht mehr einfach hinzunehmen und sein Leben daran auszurichten. Jeder muß und will alles mitmachen können, mithalten und am besten den anderen übertreffen. Warum eigentlich? Ein Rollstuhlfahrer käme sicherlich niemals auf die Idee, Beachvolleyball spielen zu wollen. Er wäre darob bestimmt aber nicht unglücklich. Warum auch!? Es gibt genügend andere Sportarten, die sich auf Rädern praktizieren lassen, so daß man die unter den gegebenen Einschränkungen unsinnigen Betätigungen getrost außer Acht lassen kann. Aber der moderne Mensch ohne Grenzen läßt sich natürlich von nichts aufhalten. Da gibt es doch was von Ratiopharm. Die dicke Mutti mit ihren folgerichtigen Kniebeschwerden wird Dank der neuen Schmerzsalbe auch wieder zum jungen Hüpfer, statt einmal über das Abspecken nachzudenken.

Mir wird diese Welt immer fremder. Wollen wir uns nicht mehr unterscheiden und den anderen ob seiner Fähigkeiten, die man selbst nicht besitzt, in aller Gelassenheit und in ehrlicher Gönnerpose beglückwünschen und bewundern? Damit verlieren Vielfalt und Andersartigkeit ihren ureigenen Wert. Die meisten werden gleicher und streben sogar danach. Die Zufriedenheit steigt dadurch allerdings in keinster Weise, denn die nächste vom bösen Nachbarn bereits bestandene Herausforderung wartet schon. Dafür werden Schulden gemacht und Unannehmlichkeiten in Kauf genommen. Dabei sein ist alles. Und wer fragt wegen der Risiken und Nebenwirkungen schon seinen Arzt oder Apotheker!? Die sind doch ohnehin bestimmt wieder auf einer Kreuzfahrt. Ahoi!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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