wolfsgeheul.eu vom 02.07.2017

1
0

Heute fuhr die Tour de France durch Aachen, eine vielleicht einmalige Chance, dem Spektakel in der Heimatstadt beiwohnen zu können.

Deshalb möchte und muß ich mich auf eine kleine Nachlese zur „Ehe für alle“ und hier auf zwei Facebook-Kommentare beschränken.

Der erste stammt vom sympathischen Wirt der besten Gaststätte der Domstadt „Am Knipp“:

„Nicht ganz ernst gemeint…:
Früher war Homosexualität verboten, dann akzeptiert, seit heute gleichgestellt, also bevor es Pflicht wird…“

Den zweiten hat unser neuer Bischof, Dr. Helmut Dieser, abgegeben:

„Mit der heutigen Entscheidung verabschiedet sich der Staat allerdings von dem bisher geltenden Verständnis von Ehe, das nicht nur aus der christlichen Tradition stammt, sondern darüber hinaus in den meisten Kulturen und Religionen der Menschheit geteilt wird.“

Es ist schon erstaunlich, welchen Widerhall diese beiden Bemerkungen ausgelöst haben. Da wird nämlich neben wohlbedachten Äußerungen auch rüde geduzt und wild gepöbelt.

Der Sache spaßig – wobei die politische Korrektheit es schon geschafft zu haben scheint, daß man vorher ausdrücklich auf die Witzigkeit hinweisen muß – zu begegnen, führt dabei unter anderem dazu, daß der Vorwurf von Homophobie erhoben wird.  Ja, Humor haben die Hardliner einer Bewegung eben selten.

Und die wohlbedachte, nüchterne und absolut richtige Einlassung des untadeligen Kirchenmannes wird zum Teil mit Verleumdungen der Katholischen Kirche und der Person des Bischofs selbst quittiert.

Etwas für die Demokratie Essentielles geht zunehmend verloren, nämlich Streitkultur. Eine dem Mainstream widersprechende Ansicht wird stante pede von ungehobelten Fanatikern niedergeknüppelt, ohne daß sie die Bereitschaft zeigten, sich einer Diskussion stellen zu wollen. Sie könnten es mutmaßlich allerdings auch nicht. Der klassische AfD- und Pegida-Wutbürger ist eben leider nicht der einzig Verblödete und Verblendete in unserem Lande. Er schlummert vielmehr so oder ähnlich in einem nicht unbeträchtlichen Teil unserer Gesellschaft. Wenn man jedoch diesen Menschen, die zu differenziertem Denken nicht fähig sind oder sich ihm warum auch immer verweigern, die Deutungs- und Lufthoheit überläßt, kommt es zu solch‘ unsinnigen und überflüssigen Eskapaden wie am vergangenen Freitag.

Das läßt für die Zukunft nichts Gutes ahnen, wenn nicht die des akademischen Streitens Fähigen das Feld zurückerobern, das sie bisher mehr oder minder kampflos der Straße überlassen haben, nicht zuletzt wahrscheinlich, was durchaus auch nachvollziehbar wäre, deshalb, weil es ihnen zu lästig war und ist, sich mit einfältigen Menschen auseinanderzusetzen. Das bleibt nämlich zumeist fruchtlos. Genau diese Spezies gilt es aber zurückzudrängen, wenn wir – letztlich zum Wohle aller – ein gewisses Niveau halten wollen.

„Die öffentliche Meinung ist die Dirne unter den Meinungen.“ formulierte so trefflich Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach. Wir wollen aber doch wohl nicht die Geschicke unseres Landes in die Hände einer Prostituierten legen, oder!?

Also: Auf in den Kampf für eine edle Streitkultur und bei allem Ernst für mehr Humor! Das Leben ist zu kurz, um sich nur im Ringen zu verzehren. Es muß auch kräftig dabei gelacht werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 01.07.2016

1
1

Keine Lust zum Schreiben!

Zu meinem Glück muß ich aber keine Kolumne produzieren. Stattdessen hat Reinhold Beckmann, der kleine Wichtigtuer, nämlich Zeit und sich bereit erklärt, mich anläßlich meines heutigen Geburtstages gegen ein allerdings ansehnliches Honorar zu interviewen, nachdem man ihn wegen andauernder Erfolglosig- und Langweiligkeit – zuletzt mit dem gestelzten, unlustigen Quatsch aus der „Sportschule“ Malente – bei der ARD gebeten hat, bei fortlaufender Bezahlung bis zum Vertragsende sich anderen Tätigkeiten zuzuwenden und den anspruchsvollen Zuschauer nicht weiter mit seiner aufgeblasenen Staatstragendheit und Kumpelhaftigkeit zu nerven. Tiefer Besuch also!

Beckmann(schon mit mir am Tisch sitzend): Es ist mir eine große Freude, heute von Ihnen, Herr Meyer, empfangen zu werden und Ihnen meine drängenden Fragen stellen zu dürfen.

Ego: Das glaube ich Ihnen sogar. Möchten Sie ein Kissen für drunter?

Beckmann: Wie bitte? Ach so, nein Danke! Daran habe ich mich gewöhnt. Vielen meiner wichtigen Gäste sitze ich im übrigen Aug‘ in Aug‘ gegenüber und zu den anderen schaue ich halt auf.

Ego: Richtig!

Beckmann: Zunächst einmal meine herzlichsten Glückwünsche zum Ehrentag!

Ego: Danke!

Beckmann: Stimmen die 56 Lenze eigentlich, denn die sieht man Ihnen nicht an?

Ego: Ja, ja, nichts besonderes!

Beckmann: Feiern Sie trotzdem?

Ego: Nur im kleinsten Freundeskreise unter Männern!

Beckmann: Klingt gut! Sie haben wirklich echte Freunde?

Ego: Ja, ein paar, zum Glück! Können wir bitte zum Thema kommen!? Ich muß nämlich gleich los zum „Knipp“.

Beckmann: Selbstverständlich! Herr Meyer, Sie haben in den weniger als eineinhalb Jahren seit März letzten Jahres über 400 Beiträge zu Ihrer Internet-Kolumne „wolfsgeheul“ geschrieben und veröffentlicht und damit eine stattliche Leserschaft aufgebaut.

Ego: Ja, genau!

Beckmann: Was motiviert Sie?

Ego: Diese Frage stelle ich mir ab und an auch.

Beckmann: Ist das nicht unglaublich schwer, sich Tag für Tag außer Samstags immer wieder aufzuraffen?

Ego: Nein, das Schreiben geht mir leicht von der Hand.

Beckmann: Und, gehen Ihnen die Themen nicht langsam aus?

Ego: Nein, es gibt immer etwas, das mich beschäftigt, freut, stört, aufregt etc., und solange es Typen wie Sie gibt, ist für ausreichend Nachschub gesorgt. Denn wenn alle Stricke reißen, schreibe ich halt über solche Menschen und Ihr bemerkungsanregendes Opus. Meistens bieten sich aber erfreulicherweise andere, wirklich bedeutende und/oder tatsächlich lustige Themen an, so daß ich zu derartigen Notnägeln selten greifen muß.

Beckmann: Das ist ja beruhigend, daß ein Versiegen der Quelle nicht zu befürchten ist. Davon abgesehen, glauben Sie auch sonstig, daß Sie weiterhin diszipliniert Ihre Arbeiten abliefern werden?

Ego(auf die Armbanduhr tippend): Ach, wissen Sie, wer will schon für das Morgen planen!? Im Moment jedoch ist noch kein Ende abzusehen.

Beckmann(sich quasi effektlos aufrichtend und ein Kuvert über den Tisch schiebend): Dann freuen wir uns doch alle auf die nächsten 400 Kolumnen.

Ego(Kuvert in die Innentasche des Sakkos schiebend): Mal sehen! Danke!

Beckmann: Herr Meyer, seien Sie herzlich bedankt für das interessante Gespräch! Übrigens, ich hätte Zeit!

Ego(bereits aufstehend): Nur Freunde und Männer, Herr Beckmann!

Beckmann(aufspringend und mir die Hand entgegenreckend): Verstehe! Viel Vergnügen!

Ego(die Hand schüttelnd): Adieda!

Mist, schon wieder Zeit verloren! Ich glaube, ein Interview werde ich sobald nicht wieder geben. Scheiß‘ doch auf’s Geld! Aber, wenn gewünscht, gibt es jetzt gleich Steak für alle!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Erläuterungen zum Lokalkolorit: „Am Knipp“ ist eine gutbürgerliche Traditionsgaststätte in Aachen und „Adieda“ heißt hier „Tschö“, was wiederum die rheinische Version von „Tschüs“ darstellt.

1
1