wolfsgeheul.eu vom 12.11.2015

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Heute erscheint im Hauptteil der FAZ – und sicherlich nicht nur dort – eine ganzseitige, also ordentlich teure Anzeige der „Bundeswehr“, die auf einem räumlich wirkenden Camouflage-Hintergrund in Pyramidenoptik neben dem Logo unserer Truppe folgenden Text trägt: „SEIT 60 JAHREN WACHSEN WIR AN UNSEREN AUFGABEN. WACHSE MIT UNS. MACH WAS WIRKLICH ZÄHLT.DE“.

Die Gestaltung der Annonce legt nahe, daß mit ihr keine professionelle Agentur beauftragt war, sondern ein computeraffiner Ministerialer das Machwerk zusammengeklöppelt hat. Hoffen wir es! Denn erfahrungsgemäß bedient man sich in Berlin trotz großer Stäbe zunehmend externer Hilfe. Nicht auszudenken, wenn für diese ästhetische Katastrophe Geld ausgegeben worden wäre. Und bedeuten die Pyramiden, daß wir demnächst Ägypten überfallen werden?

Sodann schwindelt die Anzeige unverhohlen. Die Bundeswehr, die zu Hochzeiten einmal eine Mannstärke von fast 500.000 – zum Glück, denn sonst hätten wir im kalten Krieg vielleicht den Kürzeren gezogen! – aufwies, ist seit der Wende in mehreren Schritten drastisch auf heute nur noch rund 180.000 reduziert worden. Auch hat man leider den Eindruck, daß unser Militär tatsächlich den Aufgaben eher nicht mehr ausreichend gewachsen ist.

Ferner ist die Frage erlaubt, warum ein öffentlicher Arbeitgeber überhaupt für sich kostenintensiv werben muß. Wenn der Laden wirklich attraktiv wäre, müßte er bei der gegebenen sicheren Bezahlung und den außergewöhnlich frühen Verrentungen doch auch ohne Werbung überrannt werden, was aber nicht der Fall ist! Erstens: Weil dort nur noch wenig funktioniert. Zweitens: Weil ein Soldat in einem Land ohne Patrioten keinen Ruf und keine Lobby hat. Drittens: Weil der Soldatenberuf inzwischen wieder durch die Teilnahme an bewaffneten Konflikten und nicht mehr allein durch Alkoholunfälle tödlich enden kann. Viel sinnvoller wäre das Kampagnengeld also eingesetzt worden, um die Bundeswehr trotz potentiell letaler Jobs wieder für junge Menschen attraktiv zu machen.

Im weiteren stellt sich die Frage, was einem „Unternehmen“, das strenge hierarchische Strukturen und Rituale pflegt, einfällt, potentielle Bewerber zu duzen. Wie kommt eine solche Institution darauf, sich derart unseriös zu präsentieren, und wie wird sie reagieren, wenn die Neugeworbenen den ersten besten Offizier fröhlich mit „Du“ anreden!?

Und wenn man sich schon an junge Leute wendet, warum schreibt man dann die Web-Adresse auch noch falsch, die korrekt „www.machwaswirklichzaehlt.de“ lautet. Und wo ist der eigentlich heute obligatorische Hashtag?

Hier läuft doch etwas gründlich schief, liebe Frau von der Leyen! (Beim Karnevals-Wolf würde jetzt eine fröhliche Schimpftirade auf die Plagiatorin „Flinten-Uschi“ folgen. Anm. d. Autors)

Nach meiner Erinnerung waren wir in hohen Positionen nie unfähiger und peinlicher besetzt als heute. Und wenn diese Hohlbirnen von Pegida schon merken, daß hier nicht mehr alles rund läuft, dann ist es wirklich höchste Eisenbahn, etwas zu ändern.

Wachst mit Euren Aufgaben und macht was wirklich zählt! Aber nicht mehr so einen Blödsinn! Das beleidigt auch ehrbare Soldaten, die als Teil des leider so heruntergekommenen und wenig vertrauenerweckenden Vereins obendrein heute ihr Leben einsetzen müssen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 11.11.2015

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Helau und Alaaf!

Die Kanervalssession 2015/2016 ist eröffnet! Wer heute um 11:11 Uhr nicht live auf dem Heumarkt oder im WDR-Fernsehen den Countdown in Köln verfolgt hat, dürfte eher kein Rheinländer im Herzen sein oder in einer wichtigen Sitzung gesessen haben, die er nicht geleitet hat und deshalb nicht unterbrechen konnte. Und die Zeit bis zum Aschermittwoch am 10. Februar 2016 ist dieses Mal so kurz, daß ich leider meine Kolumne bis dahin einstellen muß. Mein nichtkarnevalistisches Alter ego hat sich aber erfreulicherweise bereit erklärt, den karnevalistischen Wolf zu vertreten.

Karneval ist eine Zeit, in der nicht nur einfach gefeiert und das Leben gelebt wird, sondern durchaus auch und gerade die Möglichkeit besteht, einmal Klartext zu sprechen und den Mächtigen friedlich aber unverhohlen ans Bein zu pinkeln und sie zu entlarven.

Einen Tag nach dem seligen Tod des Altkanzlers, Helmut Schmidt, wird um so deutlicher, was für ein Vakuum seine politische Generation hinterlassen hat. Wo sind die Menschen dieses Formats hin? Stirbt hier gar eine ganze Klasse aus? Gibt es sie wirklich nicht mehr? Ich glaube das nicht! Sie gehen nur nicht mehr in die Politik, hauptsächlich, weil es dort – und das ist a priori noch keine Gier – nichts zu verdienen gibt bzw. die Bezahlung in keinem Verhältnis zur Arbeit und Verantwortung steht. Das war aber vergleichsweise immer so, nur waren die Unterschiede zur Arbeit im außerpolitischen Bereich damals noch nicht so eklatant, so daß es leichter fiel, Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn das mit Einbußen verbunden war. Ein auskömmliches Leben war – wie heute unbestritten immer noch – gesichert und wurde durch das Ansehen und den Reiz der Aufgabe mehr als aufgewogen. Auch das Bohren dicker Bretter im demokratischen Prozeß gestaltete sich einfacher. Charismatischen Führungsfiguren gestattete man und sie gestatteten sich nämlich, die Richtung vorzugeben und zu bestimmen. So konnte etwas vorangebracht werden, wobei das Gemessenwerden am Erfolg schon immer ein erhöhtes Risiko barg, gestürzt oder abgewählt zu werden. Heute dagegen wird alles bis zur Ohnmacht zerredet, dann kaum noch ein Risiko eingegangen, und mangels echter Alternativen bleibt man selbst bei Erfolgslosigkeit im Amt. Eine genauso hilflose und feige, wie verlogene Veranstaltung! Reaktion statt Aktion und affektives Handeln, ohne erkennbare, geschweige denn durchgehaltene Linie, immer kurzfristig auf den nächsten kleinen Erfolg getrimmt. Kein großer Wurf, keine unpopulären Entscheidungen. Und wer es anders, besser machen will und könnte, wird durch dieses paralysierte, auf sich selbst bezogene System abgeschreckt, selbst wenn er bereit wäre und Spaß daran hätte, Verantwortung für sein Land zu übernehmen, eine Eigenschaft, die allerdings auch allgemein mehr und mehr verloren zu gehen scheint, weil man in unserer Gesellschaft leider ebenfalls zurecht kommt, wenn man die anderen, die es aber nicht vermögen, machen läßt und sich lediglich um den eigenen Mikrokosmos bemüht. Und warum sollte man sich ohne Not in ein Umfeld begeben, daß sein Ansehen verspielt hat und es objektiv nicht mehr verdient hat, ein solches zu genießen!? „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, das färbt sonst ab!

So weit, so nachvollziehbar! Aber diese Verweigerungshaltung, der fehlende Altruismus, die mangelnde Disziplin, das verkrüppelte Pflichtbewußtsein sind es, die unserer Nation massiv schaden, und damit sägt jeder, der nur zuschaut, wie sich Nichtskönner abmühen und blamieren, an dem Ast, auf wir alle inklusive seiner sitzen. So enden wahrscheinlich Hochkulturen.

Ein tagesaktuelles Beispiel! Unser amtierender Bundesinnenminister kann ganz offensichtlich nicht viel und obendrein hat er keine Fortüne. Aber unabhängig von seinen Fähigkeiten! Wer hätte schon Lust, sich als ausgewachsener Minister wie ein Schuljunge fortan zum wöchentlichen Rapport vor die Regierungskoalition zitieren zu lassen, wie dies heute wohl die Spitzen von CDU, CSU und SPD beschlossen haben!?

Helmut Schmidt hätte das nur ein müdes Lächeln abgerungen und die Forderung ignoriert. Aber das genau ist der Unterschied, die Eigenschaft, die wir heute so schmerzlich vermissen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf(Karnevalsvertretung)

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