wolfsgeheul.eu vom 09.03.2015

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Vor einiger Zeit war ich beruflich und privat in Frankfurt am Main und an einem Abend mit meinem bereits berufstätigen Sohn am Schauspiel Frankfurt zu einer ausverkauften Aufführung von Ödön von Horwarths „Glaube Liebe Hoffnung“. Ein grandioser Abend mit toller Inszenierung, großartigen Schauspielern und beeindruckend gutem Bühnenbild, der jeden Cent – und so teuer war es garnicht – wert war! Eine gutangelegte Subvention in einer Traditionskulturnation wie der unseren!

Gestern war ich nun mit meiner Studenten-Tochter im Theater einer mittelgroßen Stadt im äußersten Westen Nordrhein-Westfalens. Die Karten waren etwas günstiger als in Frankfurt, lagen aber immer noch bei fast dreißig Euro für Parkett hinten Seite in einem nach meinem Eindruck nicht viel mehr als halbbesetzten Haus. Von dem festangestellten Ensemble wurde das Stück „Manderlay“ nach dem gleichnamigen Film(2005) von Lars von Trier dargeboten. Die Kinoerzählung ist damals schon überwiegend bei der Kritik durchgefallen, was aber für die Umsetzung auf die Bühne grundsätzlich nichts heißen muß. Selten aber – außer vielleicht in sogenannten Restaurants –  hatte ich in diesem Maße nachher das Gefühl, derart enttäuscht – oder sollte ich betrogen sagen? – worden zu sein, mein Geld zum Fenster hinausgeworfen und knapp drei Stunden Zeit vergeudet zu haben, in denen ich besser mit meiner Tochter geredet statt nur ein wenig geflüstert hätte. Was war geschehen? Das Stück ist schlecht, der werthaltige Inhalt ließe sich in einer Viertelstunde erzählen. Die Inszenierung war von in einem Maße von Langsamkeit und Langeweile geprägt, daß es verwunderlich war, daß das Publikum – wenigstens das, welches so empfunden hat wie wir, und das können hoffentlich nicht wenige gewesen sein – nicht nach zehn Minuten kollektiv in Tiefschlaf gefallen ist. Das Bühnenbild war genauso einfältig wie die Sprache des Stückes. Die schauspielerische Leistung war von wenigen Ausnahmen abgesehen furchtbar bis nicht vorhanden. Die junge Hauptdarstellerin hatte einen Sprachfehler – meines Erachtens ein absoluter Ausschlußgrund für den Beruf; so etwas muß man bei Bedarf spielen können aber nicht dauerhaft mit sich herumschleppen, gibt es meines Wissens gar nicht genug Rollen für Dauerlispler und im übrigen andere schöne Berufe, bei denen so ein kleiner, läßlicher Defekt überhaupt nicht hinderlich ist -, und wir waren genötigt, uns die Frage zu stellen, warum sie überhaupt von einer Schauspielschule, in ihrem Fall Stuttgart, aufgenommen wurde und dann obendrein dort augen- und ohrenfällig nichts gelernt hat. An Stuttgart kann es nicht liegen, wenn man nur an Ulrich Tukur und, wenn auch mit einer, seiner beachtlichen Selbstkritik und -erkenntnis geschuldeten anderen Entwicklung denkt. Muß ich noch mehr sagen?

Grundsätzlich neige ich zwar dazu, selbst bei nicht so begeisternden Kulturerlebnissen eine positive Sicht zu bewahren, und den Besuch insgesamt als besser einzustufen, als zu Hause geblieben zu sein. Für den gestrigen Abend kann ich das bedauerlicherweise nicht resümieren.

Postulieren muß ich aber, daß ein solches Theater, wie ich es gestern ertragen mußte, nach meiner festen Überzeugung nicht wert ist, aus öffentlichen Geldern finanziert zu werden. Nun mag es sein, daß man mit dem Budget, daß man für eine Stadt solcher Größe zur Verfügung hat, nicht viel mehr erreichen kann, was ich allerdings noch nicht einmal  glaube, da es im Hehr der arbeitslosen oder wenig beschäftigen Schauspieler mit Sicherheit bessere geben müßte; außerdem könnte man gegenbeweislich anführen, daß dieselbe Stadt in NRW ein großartiges Orchester beheimatet. Also muß man die mangelnde Kompetenz eher in der Theaterführung verorten, die es offenbar nicht vermag, solche Schläfer zu entdecken, zu erwecken und in den Dienst der gemeinsamen Kultursache zu stellen. Wenn man allein schon an die Schulen denkt, wäre es grundsätzlich allemal besser, ein Mittelklassetheater in der Nähe, als ein Spitzentheater in der Ferne zu haben. Sollte es jedoch aus objektiven und/oder subjektiven Gründen unmöglich sein, mit kleinem Geld in der Provinz halbswegs gutes Theater anzubieten, dann hilft nur der scharfe Schnitt der ersatzlosen Streichung. Für die Schulen, die ohnehin einen längeren Ausflug unternehmen müssen, gilt dann, daß man stattdessen in die größeren Städte zu fahren hätte oder bei den heutigen technischen Möglichkeiten stattdessen lieber auf Konserven großer Aufführungen zurückgreifen müßte. Das alles und noch viel mehr ließe sich aus den durch die Theaterschließung eingesparten Geldern locker finanzieren. Und diese genauso bittere wie optimistisch stimmende Erkenntnis, läßt sich mit Sicherheit auf viele Spielstätten, die ähnliche Probleme haben, übertragen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 08.03.2015

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Den kommenden Montag möchte ich mit einem kurzen Plädoyer für mehr Freundlichkeit im täglichen Umgang der Menschen miteinander einläuten. Zuvörderst ziehe ich den Straßenverkehr, mit dem für viele der Tag beginnt, heran, weil hier nach meiner Erfahrung die unfreundlichste Atmosphäre herrscht. Hauptgrund ist meines Erachtens der Umstand, daß die meisten Autos geschlossen sind und die Fahrer sich wie in Ihren eigenen häuslichen vier Wänden fühlen. Nach den herrlichen Szenen in dem Tati-Film – übrigens von 1971, wie die Zeit vergeht! – „Trafic“ im Stau bedarf es eigentlich keines Beweises mehr, daß Autoinsassen dadurch offensichtlich vergessen, daß sie durch die Rundumverglasung doch auf dem Präsentierteller sitzen, es läßt sich zusätzlich tagtäglich beispielsweise an den genüßlich in der Nase bohrenden Vertreten verifizieren. In der kurz darauffolgenden Sitzung oder im Großraumbureau würden sie das niemals genauso praktizieren. Und gerade weil man sich wie zu Hause wähnt, kann man sich auch benehmen wie dort; man braucht auf niemand fremden Rücksicht zu nehmen und kann in dem akustisch abgeschlossenen Auto auch fluchen, ohne sofort Wort für Wort gehört und verstanden zu werden. Warum sich also zurücknehmen!? Wenn mein „mobilhome“ durch die Straßen pflügt, zähle nur noch ich. Deshalb brauche ich auch keinen in die Schlange hereinzulassen und bitte die Mutter mit Kinderwagen selbst dann nicht über die Straße, wenn wenige Meter weiter der Verkehr stockt oder gar zum Erliegen kommt. Fahrt doch bitte mindestens einmal in eurem Leben ein Cabriolet, und ihr werdet merken, daß sich das eigene Verhalten in Bezug auf die Mitmenschen sofort positiv verändert,  weil man sich nicht mehr von der Außenwelt isoliert fühlen kann, sondern mit ihr spürbar ohne Trennung verbunden ist. Das macht gelassener, glücklicher und kommunikativer. Auch das Fluchen wird weniger oder wenigstens leiser, und wenn es nur wegen der größeren Gefahr ist, gehört zu werden und damit unliebsame Reaktionen hervorzurufen. Ferner tut mir – und euch – bitte den Gefallen, daß ihr euch für einen Fehler sichtbar entschuldigt. Damit beruhigen sich nämlich die Gemüter am schnellsten und aus einem Mißgeschick wird für beide Beteiligte ein positiver Moment, der einen durch den Tag zu tragen vermag. Und wenn ihr eure fahrenden Häuschen verlaßt, geht weiter nett miteinander um. Grüßt, sagt „danke“ und „bitte“ und redet in ganzen Sätzen, und nicht wie viele an Tankstellen, deren einzige zwei Worte beim ‚Bezahlen ihrer Rechnung vom Eintreten in den Benzin-Supermarkt, über den Bezahlvorgang bis zum Verlassen des Raumes „die Drei“ sind. Gleiches gilt auch  für das Bureau, den Briefträger, den Nachbarn, die Arzthelferin etc. Und, reden sie ruhig ein bißchen mehr über dies und das. Man wird es ihnen danken. Und sie werden merken, daß ein Tag, mit einer Ansammlung kleiner, freundlicher Begebenheiten mit ein paar Lachern und persönlichen Worten ein besserer Tag ist!

In diesem Sinne!

Gute Nacht

Ihr/Euer Wolf

 

 

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