wolfsgeheul.eu vom 05.10.2017

1
0

Falsche Perspektive!

Drohen Drohnen den realistischen Blick auf die Welt zu zerstören? Unsere Bestimmung ist aufgrund unserer mobilen Fähigkeiten ausschließlich terristrisch. Gut, wir können auf Bäume oder Berge steigen, um uns einen größeren Überblick zu verschaffen. Seit Beginn der Luftfahrt vermögen wir sogar mit Ballon oder Flugzeug in den Himmel zu steigen und tatsächlich einem Vogel gleich von oben auf die Erde herabzuschauen. Aber grundsätzlich sind die Sinne des Menschen darauf eingerichtet, sich erdverbunden zu orientieren.

Und genauso wurde uns bisher überwiegend auch die Welt gezeigt. Vom Boden aus! Schon die Kostspieligkeit von Luftaufnahmen verhinderte eine wahllose Ausbreitung von Bildern aus der Vogelperspektive. Der somit nur dosierte Einsatz hatte daher zumeist einen guten Grund, selbst wenn es, weil Geld keine Rolle spielte, allein um das Spektakuläre einer Szene ging.

Seit einiger Zeit jedoch breitet sich eine Seuche in Film und Fernsehen aus. Ob in filmischen Erzählungen oder Dokumentationen, permanent heben Kameras in billigen Drohnen ab und zeigen uns in epischer Breite Bilder, die unserem gewöhnlichen Blickwinkel widerstreben. Sie erklären damit die Geschichten nicht besser, sondern geben uns einen Eindruck wider unsere Natur. Auf diese Weise verbessern sie nichts, ganz im Gegenteil verzerrt sich so die Wirklichkeit und es wird eher eine Grundhaltung der Hybris vermittelt.

Und genau letztere wird uns in vielen Lebensbereichen zum Verhängnis.

Die Drohnen lassen uns unsere Bodenhaftung verlieren, und das gereicht dem Erdenbürger nicht zum Wohle.

Zum Vogel schaut man hoch und beneidet ihn um seine partielle Überlegenheit. Wir werden ihm nicht gleich, nur weil wir seine Perspektive mit technischen Hilfsmitteln nach Belieben übernehmen. Eine Krücke bleibt eine Krücke, selbst wenn sie fliegt.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 04.10.2017

2
0

„Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier“!

Die gestrige Rede unseres Bundespräsidenten war trotz des bekannt hölzernen Vortrages nicht schlecht, wenngleich Wahrheiten auch gelten sollten, werden sie nicht ausgesprochen. So kann man sich leider des Eindrucks nicht erwehren, daß hier nur – und damit viel zu spät – auf die Wut der Straße reagiert wird. Und seine Rede mit Biermann einzuleiten, dürfte den klassischen AfD-Wähler – insbesondere den im Osten, der mit Sicherheit damals für die Ausbürgerung des welt- und westlichen Ketzers war – wohl kaum beeindrucken, geschweige denn zur Umkehr bewegen.

Dabei gehört gerade Wolf Biermann – er ging zwar 1953 wie Pfarrer Kasner ein Jahr später freiwillig in die DDR, konnte sich jedoch gerade nicht so wie er und seine Familie mit dem System arrangieren, was ihn ehrt – wie kaum ein anderer zur deutsch-deutschen Geschichte. Unvergessen sein Konzert in Köln im Jahre 1976. Und das einleitende Zitat beschreibt tatsächlich viel besser das klassische Heimatgefühl, das wie auch jeder Besitz – besonders der immobile – immer ambivalent bleiben wird.

Aber ins Stammbuch aller Unzufriedenen sei folgender, eins zu eins dem Textbuch der Platte entnommener Auszug eines Biermann-Klassikers geschrieben:

„Manche hoffen, daß des Flusses

Wasser nicht mehr fließen kann

Doch im Frühjahr, wenn das Eis taut

fängt es erst richtig an

Manche wollen diese Zeiten

Wie den Winter überstehen

Doch wir müssen Schwierigkeiten

Bestehn! Bestehn! Bestehn!

Wartet nicht auf beßre Zeiten

Wartet nicht mit eurem Mut

Gleich dem Tor, der Tag für Tag

An des Flusses Ufer wartet

Bis die Wasser abgeflossen

Die doch ewig fließen“

Guter Anstoß, Herr Steinmeier! Von Abtrünnigen lernen, heißt siegen lernen. Jetzt müßten die Wutbürger im gesamten Deutschland ihn nur lesen und, besser noch, verstehen können.

Gute Nacht!

Ihre/Eure Wölfe

2
0