wolfsgeheul.eu vom 22.05.2019

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Die Polizei hinkt hinterher.

Als ich heute morgen mein Auto aus der Garage fuhr, erlebte ich eine Posse für’s Witzblatt. Meine schöne Heimatstadt Aachen verfügt seit einiger Zeit über berittene Drahteselschutzmänner. Ein solch besonderes Gelbwestenexemplar rollte also morgentlich gemütlich an mir vorbei. Der Fahrer war von kräftiger Statur, um nicht zu sagen fett. Entsprechend wirkte er mit feistem, aber gemütlichen Gesicht unter seinem obligatorischen Helm verquetscht und mit Verlaub leicht lächerlich, seine Geschwindigkeit jedoch war seiner Gesamterscheinung angemessen. Als dann ein junger Oldie-Rennradfahrer ihm gegen die Einbahnstraße tretend begegnete, rief er ihn zur Ordnung, was der Missetäter allerdings mit abfälligen Bemerkungen quittierte und unbeeindruckt zügig falsch weiterfuhr. Wer jetzt erwartet hatte, daß der dezent formuliert eher semisportlich daherkommende Pedalist sich beherzt auf die Verfolgung des kecken Mannes begeben hätte, wurde herb enttäuscht. Der dicke Ordnungshüter rollte einfach weiter, schaute einfältig herum und bog rechts in den nachfolgenden Kreisverkehr ab. Währenddessen näherte sich von hinten der nächste Regelübertreter und scherte, ohne mit der Wimper zu zucken, links in den Kreisel ein, um wie viele andere ein wenig des Weges abzukürzen. Auch dieser flotte Fahrradrambo blieb natürlich ungeschoren, weil er viel zu schnell war und dem wachtmeisterlichen Korrektrechtsfahrer nur der Blick auf seine immer kleiner werdende Rückansicht blieb.

Der öffentliche Vorstadtblaurocker erwies sich also als hoffnungslose Fehlbesetzung. Eine autoritätsleere Lachnummer der Nation! Wenn die Staatsmacht aber derart versagt, brauchen wir uns über ihre mangelnde Akzeptanz und Effizienz bei der Verfolgung von Tätern welcher Art und Güte auch immer nicht zu wundern.

Die Polizei fährt verfettet hinterher. Das sollte nicht so sein.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Nichts für ungut, lieber pedalierender Polizeimeister! Sie sind schuldlos an ihrem falschen Einsatz und waren hinsichtlich einer konsequenten Verfolgung unstreitig schlicht chancenlos.

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wolfsgeheul.eu vom 01.05.2019

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Mit dem Zweiten sieht man längst nicht alles!

Gerade lief eine Viertelstunde lang ein Porträt über Chemnitz im Zusammenhang mit der Bewerbung als Kulturhauptstadt – gelänge es, könnten wir alle stolz darauf sein – im ZDF. Eine gute Chance also, ohne Beschönigungen etwas geradezurücken!

Und was macht das öffentlich-rechtliche Fernsehen daraus? Bei weitem zuwenig!

Die über die nationalen Grenzen hinaus wohlreputierten Häuser Oper und Kunstsammlung werden nur kurz von der Drohnenkamera ins Bild gesetzt. Das Museum Gunzenhauser sowie das Industriemuseum und die Villa Esche von van Velde finden genausowenig Erwähnung wie die Robert-Schumann-Philharmonie, das Chemnitzer Kabarett mit den großartigen Herren Ulbricht und Zweigler und die äußerst lebendige Szene der sowohl alten als auch jungen bildenden Künstler. Die qualitativ hochstehende TU Chemnitz wird nur indirekt erwähnt. Von der architektonischen Neuentwicklung mit Stars wie Jahn und Kollhoff und der Erfolgsgeschichte der Stadt während der Industriellen Revolution, die bis heute mit dem größten unzerstörten Gründerzeitviertel „Kaßberg“ – größer als am Neroberg in Wiesbaden – und florienden Unternehmen nachwirkt, wird gar nicht gesprochen. Die Reihe könnte fortgesetzt werden.

Ja, Chemnitz und Sachsen insgesamt sind kein Paradies und haben schwerwiegende Probleme gerade im Bereich des Extremismus sowie der überrepräsentativ verbreiteten Freiheits- und Demokratiefremdelei. Aber erstens stehen sie damit nicht allein und zweitens hat die durchaus spannende Stadt Chemnitz einen solch oberflächlichen Bericht definitiv nicht verdient.

Es zeigt sich leider immer wieder, daß die staatlichen Ferseh- und Rundfunkschaffenden nicht nur viel zu wenig Empathie für den östlichen Teil unserer Republik aufzubringen in der Lage und mutmaßlich willens sind, sondern – und das ist weitaus schlimmer – wenig bis keine subtile Kenntnis von den Gegebenheiten dort aufzuweisen haben. Damit werden sie ihrem Auftrag nicht gerecht. Das muß sich dringend ändern. Wenn in diesem Falle die Chemnitzer also darüber erbost sein sollten, hätten sie absolut recht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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