wolfsgeheul.eu vom 28.07.2017

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„Gaudeamus igitur“!

Weil es heute angebracht und grundsätzlich so schön ist, hier der ganze Text in einer sehr authentischen deutschen Fassung, der zweiten Auflage des Buches „Auswahl guter Trinklieder“ aus dem Jahre 1795 inklusive der Singanweisungen entnommen:

1. Strophe

Laßt uns, weil wir jung noch sind,

Uns des Lebens freuen! :|

Denn wir kommen doch geschwind

Wie ein Pfeil durch Luft und Wind

|: Zu der Todten Reihen. :|

2. Strophe

|: Sagt mir doch, wo trifft man an,

Die vor uns gewesen? :|

Schwingt euch auf zur Sternenbahn,

Geht hinab zu Charons Kahn,

|: Wo sie längst gewesen! :|

3. Strophe

|: Kurz ist unsre Lebenszeit,

Sie vergeht geschwinde; :|

Unter Sorgen, Müh’ und Streit

Schwindet Jugend-Fröhlichkeit,

|: Wie der Rauch vom Winde. :|

4. Strophe

|: Blüh’, du edler Musenthron,

Blühet auch, ihr Lehrer! :|

Jedem braven Musensohn

Werde Ehr’ und Glück zum Lohn,

|: Ihm, der Weisheit Hörer! :|

5. Strophe

|: Hübsche Mädchen sollen hoch

Gleich den Weibern leben! :|

Die uns hold sind und sich Müh

In der Wirthschaft spät und früh

|: Uns zu dienen geben. :|

6. Strophe

|: Staat und Städtchen sei beglückt,

Auch der Landesvater! :|

Vivat wer uns Nummos schickt,

Wenn die Schuldenlast uns drückt,

|: Vivat Freund und Rather! :|

7. Strophe

|: Gram und Sorgen, fliehet jetzt!

Sterbet, Burschenfeinde! :|

Pereat wer uns verpetzt,

Uns belächelt und verhetzt

|: Mit dem besten Freunde! :|

 

Heute habe ich wieder einmal die Ehre und Freude an einer akademischen Feier teilnehmen zu dürfen, weil meine Tochter ihr Erstes Staatsexamen für das Grundschullehramt bestanden hat und sich in Kürze ins Referendariat verabschieden wird. Was gibt es da Passenderes, als aus voller Kehle im Originaltext“Gaudeamus igitur“ zu intonieren!?

Übrigens, liebe Gender-Polizei, der hier nicht wiedergegebene lateinische Text, den ihr mangels entsprechender Bildung aber wahrscheinlich ohnehin nicht verstündet, ist in eurem Sinne fast politisch korrekter, wenn man einmal von „professores“ und „maecenatum“ sowie vielleicht auch“osores“ und „irrisores“ und einem aus eurer Sicht vorsintflutlichen Weltbild absieht. Während ich aber mit „Professorin“ und Mäzenatin“ noch etwas anfangen kann, kommen mir die „Hasserin“ und die „Spötterin“ dagegen schwerer über die Lippen, und für die Zeit der Entstehung bin ich nicht verantwortlich, wenngleich gewisse Sympathien mit ihr nicht verhehle. Daß euch der altbackene deutsche Text jedoch mehr oder minder in Gänze, insbesondere aber in der fünften Strophe absolut nicht gefallen wird, ist mir genauso ein innerer Reichsparteitag wie vorgenannter Ausdruck für meine hämische Freude.

Für die (alte) Burschenherrlichkeit gilt allerdings, ob der Sprach- und Gesinnungs-Stasi das nun gefällt oder nicht, daß sie ohnehin allein schon begrifflich aber auch tatsächlich auf ewig in männlicher Hand bleiben wird. In diesem Sinne auf meine Tochter „Ergo bibamus!“

und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 27.07.2017

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Wer nicht auf den Boden schaut, dem entgeht so manches.

Das gilt natürlich für die kleine Münze, die zu finden und – weil man sich dafür nicht zu schade ist – aufzuheben immer eine kleine Freude darstellt. Aufmerksamkeit nach unten ist selbstverständlich auch deshalb als geboten, weil es hilft, den beherzten Tritt in einen Hundehaufen zu vermeiden.

Vorliegend geht es mir aber um etwas anderes. Neulich bei einem Stadtgang schaute ich offenbar erstmalig genauer auf einen Gully im Rinnstein, weil mir die Aufschrift „Kaiserslautern“ plötzlich ins Auge fiel. Kurzzeitig zweifelte ich an meinem Geisteszustand, konnte mir aber eigentlich nicht ernsthaft vorstellen, ohne die Ortsveränderung bemerkt zu haben, plötzlich durch eine Stadt in der Pfalz zu wandeln. Nein, ich war definitiv in Aachen.

Ein zweiter Blick erbrachte die Erkenntnis, daß dort auf einer weiteren Rippe auch das Wort „Gussarmaturenwerk“ steht. So hieß der 1898 gegründete Hersteller, der heute als ACO Guss GmbH firmiert.

Jetzt stellen sich gleich mehrere Fragen. Warum muß eine Firma, die Gullydeckel – genauer Straßenabläufe mit Rahmen und Deckel – herstellt, sich werberisch von außen sichtbar auf dem Gußgitter verewigen. Wen will man damit als Kunden gewinnen? Und warum lassen es sich die Städte, die nicht Kaiserslautern heißen, gefallen, daß ihre Straßen zur Werbefläche für eine fremde Stadt werden? Die Firmenbezeichnung mag ja noch angehen, aber die Sitzangabe!?

Ich habe nichts gegen Kaiserslautern. Ich kenne es nicht einmal. Wäre ich aber Stadtoberhaupt in Aachen oder irgendwo anders, würde ich mir diese ungebetene Einmischung verbitten. Und wenn der Aufpreis vertretbar oder durch gutes Verhandeln gar vermeidbar wäre, sähe ich sogar gerne den Namen meiner eigenen Stadt auf den Deckeln.

Wie heißt es bei Konstantin Wecker in einem seiner vielen genialen Lieder „In diesen Nächten“? „Unten im Rinnstein fließt das Leben ab.“ Mag sein, aber erst muß es vielerorts durch Kaiserslautern! Warum dieser Umweg?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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