wolfsgeheul.eu vom 09.04.2017

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Die DDR, eine VELUX-freie Zone, eine kommunistische Republik mit begrenztem  Ausstieg und Blickwinkel!

Photo: Wolf M. Meyer

Der Titel dieses Bildes von Wolfgang Mattheuer, welches am Freitag meinen Harenberg-Kunstkalender schmückte, lautet ungelogen „Das große Dachfenster“.

Wenn er ernstgemeint sein sollte, offenbart er mit aller Schärfe, wie der Sozialismus in der Lage war, sich in die eigene Tasche zu lügen. Da wird eben eine schlichte Luke einfach zum Fenster erklärt, hinter dem es grünt und die Sonne scheint. Wie hätte er dann etwa „Die große Scheiße“ oder „Die Große Koalition“ – da das in etwa dasgleiche ist, hätte wahrscheinlich sogar ein Bild ausgereicht – gemalt?

Bei allem aber, was man über Mattheuer, der sich wohl tatsächlich niemals als Befürworter des Schweinesystems erklärt hat, weiß, dürfte der Sinn des Bildes viel tiefer liegen. Und wenn man unterstellt, daß der Dachausstieg zum Sonnenuntergang gen Westen zeigt, dann symbolisiert es auf spielerische Art und Weise den Gefängnischarakter, den die so schreckliche Deutsche Demokratische Republik hatte. Man kann zwar die Luft der Freiheit atmen, aber erlangt sie nicht. Nur der Schornsteinfeger konnte rundblicken und hatte ab und zu das Glück, ihr ein bißchen näher zu kommen.

Heute gibt es in Ostdeutschland kein saniertes Dach ohne riesengroße VELUX-Fenster mehr. Und was machen viele der Bewohner solcher Häuser mit ihrer so gewonnenen Erweiterung des Horizontes!? Sie wollen aus der errungenen Freiheit wieder aussteigen.

Die Moral von der Geschicht‘: Wer eingesperrt wird, giert nach Freiheit, aber je unbegrenzter die Möglichkeiten sind, desto unsicherer fühlt sich der Mensch. Durchblick hat eben nahezu nichts mit Fenstern zu tun.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 07.04.2017

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Guten Abend, gut‘ Nacht,

Mit Motorlärm bedacht,

Mit Blitzen überdeckt,

Wackelt’s unter der Deck.

Morgen früh, wenn Gott will,

Ist es dann endlich still,

Morgen früh, wenn’s genehm,

Wirst in ’ner Garage Du steh’n.

 

So war es bislang. Der Ingenieurskunst sind allerdings keine Grenzen gesetzt.

Und da die Zahl der bekloppten Eltern stetig zuzunehmen scheint, eröffnen sich auch in Richtung von deren verwöhnten und überreizten Kindern immer neue Betätigungsfelder.

Die amerikanische Firma Ford hat ein besonderes Kinderbett namens „Max Motor Dreams“ für Babys entwickelt. Ausgehend von der Tatsache, daß die überwiegende Zahl der Kleinen bei einer Fahrt im Auto – insbesondere bei Nacht – sehr schnell einschläft, war die Ausgangsidee, diese spezielle Form der Bewegung allumfassend zu simulieren. Herausgekommen ist ein Prototyp, der per unter der Matratze angebrachtem Lautsprecher brummende Geräusche von sich gibt, während über die transluzenten Seitenwände Lichtwellen laufen und sich die Unterlage leicht schaukelnd bewegt. Eine Serienproduktion wird ernsthaft erwogen.

Es scheint also nicht bescheuert genug zu sein, daß es tatsächlich Erziehungsberechtigte gibt, die abends mit ihren Säuglingen um den Block fahren, um sie in den Schlaf zu wiegen, sondern nun will man ihnen diese Mühe auch noch abnehmen, indem man die hilflosen Würmchen mit einer virtuellen Runde beglückt, während die faulen Eltern auf dem Sofa sitzen und sich des Lebens freuen. So kann Papa dann bereits direkt nach dem Nachhausekommen sein Bierchen öffnen, weil es für die Besorgung des Kindeswohles nicht mehr nötig ist, nüchtern zu bleiben. Ruhige Kindheit, das war einmal!

So lautet die drängende Frage, was aus Kindern werden soll, die mit leisem Motorlärm, geblendet durch stroboskopartige Laternen- und Scheinwerferimitationen sowie auf einem unter leichtem Seegang schwankenden Untergrund täglich ihren Schlaf finden müssen!? Und schlafen die dann später als Autofahrer auch sofort ein, wenn sie ihr Gefährt nächtens in Bewegung setzen?

Die Fortentwicklung des autonomen Fahrens zur Serienreife und bei Gewährleistung absoluter Sicherheit dürfte für derart großgewordene Menschen unabdingbar notwendig sein. Es gibt also viel zu tun, liebe Firma Ford!

Zunächst arbeitet die Entwicklungsabteilung aber an einer Stuhl-Tisch-Kombination, die den Bureauschlaf für Beamte und andere Sesselfurzer erleichtern soll. Noch wurde der Stein der Weisen nicht gefunden. Bis auf weiteres scheint nämlich absolute Ruhe, Ignoranz und Bewegungslosigkeit der Garant für schnelles Wegnicken der unterforderten Schreibtischtäter zu sein. Wenn das zutreffen sollte, bräuchte man in den Arbeitsräumen der Betroffenen nichts zu ändern.

Warten wir es ab. Denn nichts ist so gut, daß es nicht verbessert werden könnte. Die kreativen Ingenieure werden es schon richten.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Das neue Schlaflied läßt sich mit etwas Kunstfertigkeit übrigens tatsächlich singen. Proben geht über studieren!

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