wolfsgeheul.eu vom 19.09.2016

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„Eltern wollen ihre Kinder am liebsten loswerden“!

So könnte die „Titanic“ in ihrer Rubrik „Fast richtige Schlagzeilen“ titeln. Die Wirklichkeit sieht folgendermaßen aus: Bei meinem morgendlichen Kurzrundblick im Netz fällt mir auf der T-Online-Homepage die kleine Überschrift „Studie: Ganztagsschulen besser“ auf. Bei dieser These bin ich skeptisch! Warum, so muß man doch fragen, war denn dann das Niveau der Abiturienten damals zu Zeiten der Halbtagsschule eigentlich signifikant höher!? Also angeklickt und siehe da: „Studie zeigt – Eltern von Ganztagsschülern sind zufriedener“ ist der dpa-Artikel, der sich auch im weiteren mit keinem Wort mit der Zufriedenheit der Schüler und der Qualität ihrer Bildung auseinandersetzt, überschrieben.

Entlarvender kann die heutige besorgniserregende gesellschaftliche Grundhaltung zu unserem Nachwuchs nicht beschrieben werden. Galt nicht früher der Vorrang des Kindes- vor dem Elternwohl!? Und ist das nicht auch vernünftig, weil die Kinder nicht um ihr In-die-Welt-Gesetztwerden bitten sowie lange allein nicht (über-)lebensfähig sind und deshalb die Erzeuger zwangsläufig die Hauptverantwortung für sie zu übernehmen haben!?

Wie konnte sich die Einstellung hierzu in so kurzer Zeit derart eklatant wandeln? Eltern, die ihre Blagen dem Staat am liebsten 24/7 überlassen würden, um ihre eigene verschissene Work-Life-Balance ins Gleichgewicht zu bringen, sind doch noch unverantwortlicher als Erwachsene, die inzwischen gänzlich auf Kinder verzichten, denn letztere richten wenigstens keinen Schaden am Nachwuchs an, zumindest dann, wenn sie nicht schlechte Lehrer von Beruf sind. Wen wundert da eigentlich, daß den Kindern heute oft wesentliche Fähigkeiten abgehen!? Es ist doch ein Irrtum zu glauben, daß noch so gute externe Ausbilder die Eltern und ihren Erziehungsbeitrag ersetzen könnten. Ohne eine intensive häusliche Betreuung, Begleitung, Richtungsweisung und Supervision wird den Nachgeborenen ein wesentlicher Teil ihrer Lebensertüchtigung vorenthalten.

Und da fordert der von dpa zitierte zweifelhafte Vorstand der ebenso zweifelhaften Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, P. Hd.(Cornell University), ernsthaft „einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einer Ganztagsschule“! Über Studien habe ich mich bereits mehrfach(s. z. B. Kolumne vom 14.08.2015) ausgelassen. Was man auf sie geben kann, wenn ihre Wissenschaftlichkeit berechtigt  in Zweifel zu ziehen und ihre Stoßrichtung erkennbar ist, ist hinlänglich bekannt.

Aber was bewegt die selbsternannte „Denkfabrik“, die eigentlich mehr Züge eines Mohnschen Steuersparmodells trägt und ansonsten offen tendenziös ist, ohnehin vorhandene unselige Entwicklungen in unserer Gesellschaft auch noch zu befördern!? Wenn das der nationalsozialistische Altunternehmer und SS-Förderer, Heinrich Mohn, der im Dritten Reich den Nachkriegsreichtum der Familie begründete, noch erlebt hätte!

Un-Heil Bertelsmann!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 18.09.2016

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Anfang des letzten Jahrhunderts wurde das nachfolgende Gedicht geschrieben:

Berlin

Ich liebe dich bei Nebel und bei Nacht,
wenn deine Linien ineinander schwimmen, –
zumal bei Nacht, wenn deine Fenster glimmen
und Menschheit dein Gestein lebendig macht.

Was wüst am Tag, wird rätselvoll im Dunkel;
wie Seelenburgen stehn sie mystisch da,
die Häuserreihn, mit ihrem Lichtgefunkel;
und Einheit ahnt, wer sonst nur Vielheit sah.

Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;
in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;
gebändigt ruht ein ungestümes Treiben,
und heilig wird, was so voll Schicksal träumt.

(Christian Morgenstern . 1871 – 1914)

Berlin – ich habe dich nie gemocht – war also immer schon furchtbar wüst und nur bei Nebel und Nacht zu ertragen. Die Bundeshauptstadt, in der man Einheit lediglich erahnen kann und die eine seelenlose Flughafenburg vor ihren Toren errichtet hat! Und wie sollen Menschen hinter blinden Scheiben einen klaren Blick auf die Welt gewinnen!?

Kann man aber glücklicherweise offensichtlich doch ein bißchen, denn wenn man auf das vorläufige Wahlergebnis schaut, erkennt man, daß die Sicht zumindest bis Mecklenburg-Vorpommern zu reichen scheint. Man hat gelernt, daß viele Unzufriedene neuerdings den Weg zur Wahlurne finden und dabei falschen Vorbildern folgen. Und so hat die bürgerliche Mitte, die gewöhnlich in viel zu hoher Zahl zu faul ist, sich aus dem Sofa zu erheben und ihrer Bürgerpflicht nachzukommen, sich nunmehr gestrafft und vermehrt ein Votum abgegeben, so daß SPD, CDU, Grüne und FDP – zum Glück sind Letztere ein weiteres positives Signal auch und gerade für den Bund, der die Liberalen wieder gut gebrauchen könnte – zusammen immerhin merklich über 60 Prozent erreichen. Und die Linke und AfD mit in Summe unter 30 Prozent sind zwar immer noch traurig viel, aber im Vergleich mit sonstigen Ostergebnissen fast erträglich. Wenn allerdings die CDU in dieser Richtung sich weiter entwickeln sollte, verlören wir demnächst die letzte große Volkspartei – dann bliebe nur die kleine CSU in Bayern ein solche -, die den Namen bisher noch so halbwegs verdiente. Die Verhältnisse ändern sich. Wenn es wie heute weiterginge, müßte das nicht das Schlimmste sein, denn in der Politik muß sich auch etwas ändern.

Berlin hat uns also erfreulicherweise nicht vollständig schockiert. Vielleicht sollte ich diese Stadt doch einmal mit Morgensternschen Augen betrachten. Im Dunkeln wäre es wenigstens schon ein Anfang.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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