wolfsgeheul.eu vom 05.10.2015

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Häufig achte ich beim Lesen der Zeitung nicht auf den Autor. Es geht mir mehr um den Inhalt als um den Schreiberling. Einer aber macht es mir, ob ich es will oder nicht, leicht, ihn zu identifizieren, auch ohne besonders darauf zu achten. Wenn mir nämlich ein Leitartikel in der FAZ nicht gefällt, ist er meistens von Berthold Kohler, der es – warum auch immer – als ehemaliger Student der Polikwissenschaft in Bamberg und London(oho!) mutmaßlich ohne Abschluß – jedenfalls findet man im Netz dazu nichts Gegeteiliges – tatsächlich vom Praktikanten zum Mitherausgeber der großen deutschen Tageszeitung geschafft hat, geschrieben.

Klare Indizien für Kohlers Geschreibsel sind eine gewisse Einfältigkeit, eitel und moralinsauer Gedrechseltes sowie die nahezu vollständige Absenz von Lockerheit und Humor. So weit, so schlecht! Jetzt gibt er selbst aber sogar zusätzlich zu der Vermutung Anlaß, daß er obendrein hinkt.

Der heutige große Leitartikel auf Seite 1 der FAZ ist nämlich überschrieben mit „Wollt ihr das?“. Diese Frage korrespondiert mit der gesondert herausgehobenen und dadurch ins Auge fallenden Kernthese „Gauck macht es besser als Merkel. Doch auch er stellt dem Volk nicht die entscheidene Frage.“. Da fühlt man sich böse erinnert an düstere Zeiten und muß doch wahrlich den Artikel lesen. Die Ansprache des Beißreflexes beim Leser funktioniert also. Die Lektüre ist dann wenig erbauend. Daß der Bundespräsident, selbst wenn ihm leider die mitreißende Kraft fehlt und damit seine guten Botschaften beim Bürger eher verpuffen, besser als die Kanzlerin ist, stimmt. Und daß man in der Flüchtlingskrise nicht alles richtig gemacht hat und macht, liegt auch auf der Hand.

Aber was bewegt den Ex-Studiosus der Politikwissenschaft, letztlich zu beklagen, Merkel und Gauck hätten es bisher verabsäumt, das Volk über die Behandlung und Abwicklung des Flüchtlingsthemas zu befragen!? Hat da jemand etwa zu früh mit dem Studieren aufgehört!?

Der Präsident hat diesbezüglich schon einmal gar nichts damit zu tun, geschweige denn zu fragen. Und auch dem Kanzler steht das Instrument der Volksbefragung in diesem Zusammenhange nicht zur Verfügung. Das Parlament ist vom Volk gewählt worden, um mit einem von ihm gewählten Kanzler und dessen berufener Regierung über die Zeit der Legislatur das Land zu führen. Somit ist es die vornehme Aufgabe und ehrenhafte Pflicht von Frau Dr. Merkel und ihren Mannen, mit dem Strom der Ankömmlinge auf der Basis bestehender oder mit entsprechender Mehrheit noch zu schaffender Gesetze fertig zu werden. Das Volk ist dabei faktisch zum Zuschauen verdammt, kann aber natürlich in einem freien Land durch Unmutsäußerungen auf sich aufmerksam machen und damit im Extremfalle indirekt sogar eine Regierung – zum Beispiel über eine durch den Druck der Straße erzeugte Vertrauensfrage – zu Fall bringen; dem Parlament bleibt natürlich immer das Mißtrauensvotum. Aber ein Plebiszit gibt es in dieser Sache nicht. Die Billigung des Regierungshandelns hängt also letztlich einzig davon ab, daß es geeignet ist, in angemessener und korrekter Weise mit den gestellten Problemen fertig zu werden.

Und genau daran mangelt es zur Zeit. Da sind zum einen die hoffnungslose Hilflosig- und Uneinigkeit. Auch die idiotischen Auswüchse wie Forderungen nach Änderung oder Abschaffung des Asylrechtes vermitteln nicht den Eindruck, daß hier sattelfeste Demokraten am Werke sind. Und dann fehlt es an der notwendigen Konsequenz und Härte bei der Abschiebung derer, die weder Asyl bekommen können noch als Kriegsflüchtlinge, die für die Zeit des Andauerns des kriegerischen Zustandes in ihrem Heimatland ein Bleiberecht genießen, anzuerkennen sind. Würde hier korrekt, schnell und zupackend umfassend final gehandelt, wäre das Gesamtproblem gelöst und der Kreis derjenigen, die wir vorübergehend und auf Dauer aufnehmen müssen und gerne beherbergen wollen auf ein überschau- und machbares Maß zusammengeschrumpft. Das und nicht mehr kann das Volk von seinen Politikern erwarten und verlangen.

Deshalb brauchen wir endlich eine besonnene und klare Führung, die zeigt, daß sie sich nicht auf der Nase herumtanzen und ausnutzen läßt. Mehr will das Volk im Moment nicht. Die Zeit drängt, damit nicht noch mehr Gimpel eine Bühne erhalten, um ihren Schwachsinn zu verbreiten und das Volk zu verunsichern oder gar fehlzuleiten.

Also, Herr Kohler, die Frage „Wollt ihr den totalen Flüchtlingszustrom?“ können sie getrost wieder in den Giftschrank der Geschichte zurückstellen. Aber bitte das Abschließen nicht vergessen! Und ansonsten könnte es ihnen sicher nicht schaden, noch einmal einen Blick in ihre alten Lehrbücher zu werfen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 04.10.2015

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In Südfrankreich hat ein Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen gewütet und tragischerweise bisher bereits siebzehn Todesopfer gefordert. Sieben davon sollen laut Medien bei dem schwachsinnigen Versuch ums Leben gekommen sein, ihre Automobile aus Tiefgaragen zu retten. Bild-Online zeigt aber in diesem Zusammenhange ein Photo, auf dem fünf Personen auf einer verschlammten Straße – es macht eher den Eindruck, als hätte der Vorgang sich nach dem Platzregen abgespielt – einen PKW Golf neueren Datums fortzuschieben versuchen, und bezeichnet den abgebildeten Vorgang in der Bildunterschrift als „lebensgefährlich“.

Naja! Selbst wenn es ein Schummel-Diesel sein sollte, dürfte die Gefahr beim Schieben eines solchen vermutlich nicht angelassenen Wagens – sonst brauchte man ihn nicht mit Körperkraft zu bewegen  – sich in Grenzen halten. Und die Toten sind nicht auf der Straße, sondern unter Tage zu beklagen.

Aber was fährt dann in die Franzosen? Seit wann stellt ein mobiler Blechhaufen für sie einen Wert dar, den es lohnt, vermeintlich unter Einsatz des Lebens in Sicherheit zu bringen? Bisher kannten wir unsere Nachbarn immer als wohltuend entspannt, wenn es um Autos ging. Selbst bei neueren Exemplaren gehörten Dellen und Kratzer zum Alltag, welch‘ Wunder bei der angenehm laxen Fahrweise und der geradezu zauberhaften Eigenschaft, Wagen auch in Parklücken unterbringen zu können, die kürzer als das zu deponierende Vehikel sind. Ein wohltuender Kontrast zum peniblen Deutschen, der sein Auto über alles liebt und einem Herzinfarkt nahe ist, wenn ein Vogel auf den gewienerten Lack kackt. Daß der Michel lieber Frau und Kinder ertrinken läßt und stattdessen sein Wägelchen rettet, ist daher für ihn nur konsequent. Das würde, so dachte man, dem Franzosen jedoch niemals einfallen.

Da spricht man immer von Wertewandel und meint damit stets einen Rückgang des Bewußtseins für bestimmte, meist übergeordnete, Werte. Sollte sich hier einmal eine Entwicklung in die andere Richtung offenbaren?

Nach meiner festen Überzeugung ist das aber nicht zu befürchten. Meine Bildinterpretation ist nämlich eine andere. Der Photograph hat wahrscheinlich den französischen Besitzer eines vom Abgasskandal betroffenen Diesel-Golf erwischt, der während des Regens aus dem sicheren Küchenfenster seinen am Straßenrand abgeparkten VW beobachtet und permanent Stoßgebete zum Himmel gesandt hat, die Sintflut möge die blöde, inzwischen wertlose und verhaßte Karre auf Nimmerwiedersehen mitreißen, und nach dem Unwetter enttäuscht feststellen mußte, daß der schwere, deutsche Wagen den Wassermassen unbeschadet getrotzt hatte. Merde alors! Aber der gläubige Franzmann gibt nicht auf und entscheidet sich für die Methode „corriger la fortune“. Mit einem Weitwinkel würde man also wohl erkennen, daß die eilig zusammengetrommelten Freunde und der unglückliche Golf-Fahrer tatsächlich versuchen, den Wagen in das zum Wildbach angeschwollene Flüßchen auf der anderen Straßenseite zu bugsieren, um seiner doch noch ledig zu werden.

So können Photos täuschen! Wir können aufatmen. Der Südfranzose bringt unser Weltbild doch nicht durcheinander. Und wenn deutsche Männer sich zukünftig um die Rettung ihrer Familie vorrangig kümmern und ihr Auto den Wetterkapriolen überlassen, wird es sich dabei auch nicht um ein Anzeichen für einen Wertewandel handeln, sondern lediglich um einen unglücklichen Volkswagen-Eigentümer.

Hoffen wir, daß Petrus auf diese Art nicht den gesamten Bestand an Diesel-VW’s vernichten hilft, denn wir wollen doch alle noch mehr vom goldenen Oktober.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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