wolfsgeheul.eu vom 14.08.2015

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Jeden Tag werden neue Studien, Umfragen und Erhebungen veröffentlicht. Und nicht selten widersprechen sich deren Resultate zum selben Thema diametral, ein merkwürdiger Umstand der immer wieder die Vermutung bzw. den Verdacht nährt, daß letztlich häufig genau das herauskommt, was irgendwer – nicht selten vermutlich der Auftraggeber – hören will. Der Standardvorwurf vorsätzlicher Fälschung muß dabei gar nicht erhoben werden. Es ist aber bekannt, daß man das Antwortverhalten allein durch die Formulierung der Frage und den Kontext, in der sie steht, beeinflussen kann und beeinflußt, ob man das will oder nicht. Die Aussagekraft hält sich demnach überwiegend mehr oder weniger in Grenzen, und Fälle, bei denen tatsächlich eins zu eins die zumeist sehr oder besser viel zu komplexe Realität abgebildet wird, dürften vorsichtigt gesprochen äußerst selten sein.

Obiges unterstellt ergibt sich eine besondere Verantwortung der Beteiligten hinsichtlich der Veröffentlichung außerhalb wissenschaftlicher Zirkel. Denn unbestritten dürfte sein, daß sich Menschen von solchen Publikationen sehr wohl manipulieren – ob im Sinne von Nachahmungseffekten oder selbsterfüllenden Prophezeiungen – lassen. Zu besorgende negative Beeinflussungen sollten also Veranlassung geben, gewissenhaft abzuwägen, ob eine Publikation erforderlich und opportun ist. Bei der Entscheidung dürften idealiter weder die Eitelkeit der Macher noch wirtschaftliche Aspekte auf Seiten des Auftraggebers eine Rolle spielen. Zusätzlich gilt es zu bedenken, daß Teile der Presse aus Sensationsgier dazu neigen, selektiv zu lesen und zu zitieren und aus dem Gesamtwerk eher die „bad news“ als die „good news“ zu destilieren. Und da es oft um das Große und Ganze geht, sind Fingerspitzengefühl und Rücksichtnahme gefragt.

Doch solche Vorstellungen scheinen leider illusorisch zu sein.

Das Max-Planck-Institut für demographische Forschung in Rostock hat untersucht, wie die Geburt des ersten Kindes das Glücksgefühl und die Zufriedenheit des Elternpaares beeinflußt( s. http://www.mpg.de/9338415/eltern-zufriedenheit-geburt?filter_order=LT&research_topic=KG-SW ). Im Ergebnis – wie repräsentativ es auch sein mag -, grob formuliert, überwiegen angeblich die, die unglücklicher und weniger zufrieden sind. Der prozentuale Rückgang soll dabei höher liegen als bei Ereignissen wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Tod des Partners. Nur weniger als ein Drittel der Befragten fühlt sich unverändert, und ob es überhaupt jemanden gibt, der sogar eine Steigerung seines persönlichen Befindens bekundet, vermag man der Publikation nicht zu entnehmen. Je älter die Teilnehmer der Untersuchungsgruppe waren, um so höher war durchschnittlich der Einbruch. Als Hauptgründe für das Minus werden Schlafmangel, Schwierigkeiten in der Partnerschaft und der Verlust von Freiheit und Kontrolle über das eigene Leben angeführt. Die Forscher sehen es dann als erwiesen an, daß der Grad des emotionalen Minus darüber entscheidet, ob ein zweites Kind angestrebt wird oder nicht. Sie bezeichnen ihren Untersuchungsgegenstand als Tabuthema, weil man über negative Gefühle nach der Geburt des ersten Kindes nicht spreche bzw. diese nicht gerne zugebe, weshalb wohl auch keine ähnlichen älteren Untersuchungen erwähnt und verglichen werden. Sie empfehlen der Politik, die mehr Kinder möchte, dafür Sorge zu tragen, daß es den jungen Eltern um die Geburt herum und danach gut geht. Soweit zu den Grundaussagen!

Und Zeitungen machen daraus Überschriften wie „Nach dem ersten Kind haben viele Eltern genug“(FAZ) und „Elternschaft ist schlimmer als Scheidung, Arbeitslosigkeit und sogar Tod des Partner(Washington Post laut FAZ).

Und was sage ich, außer auf meine Einleitung zu dieser Kolumne zu verweisen? Ich kann und will mir nicht vorstellen, daß sich innerhalb einer Generation- unterstellt es war einmal anders – soviel geändert haben soll. Die Mutter meiner Kinder und ich jedenfalls waren definitiv mindestens genauso glücklich und zufrieden nach Geburt unseres Sohnes und in keinster Weise verhalten was den weitergehenden Kinderwunsch, der sich dann auch zwei Jahre später mit unserer Tochter so schön verwirklicht hat, anlangte. Und im Umfeld habe ich überwiegend ähnliche Beobachtungen in Erinnerung.  Selbst wenn die Ichbezogenheit und der Selbstverwirklichungsdrang möglicherweise zugenommen haben sollten, glaube ich einfach nicht, daß Eltern sich tatsächlich heute so anders fühlen. Und der Staat ist dafür nun wahrlich nicht verantwortlich, hat aber z. B. die Kinderbetreuungsmöglichkeiten sogar signifikant verbessert. Mehr muß und kann er nicht leisten. Das einzig in meinen Augen Nachvollziehbare ist der Umstand, daß späterstgebährende Paare größere Schwierigkeiten mit der Umstellung auf das andere, neue Leben mit Kind haben, wenngleich es dafür, daß ein solches Kind dann alleine bleibt, auch genügend andere, großteils immer schon vorhandene Gründe gibt.

Also, liebe Demographen, belästigt uns nicht mit solch unausgegorenem Quatsch und befördert nicht noch diese blödsinnige Haltung, daß der Staat es richten müsse. Ihr seht ja obendrein, was das Presseecho daraus macht und ihr damit anrichtet. Der Schaden überwiegt beiweitem einen denkbaren Erkenntnisgewinn. Das meine ich mit Verantwortung.

Wo bleibt die motivierende Untersuchung, die vermittelt, wie schön und erfüllend es ist, Kinder zu haben. Die dürfte von mir aus sogar gerne gefälscht sein. Der Zweck heiligt die Mittel. Notwendig wird es jedoch gar nicht sein. Denn richtig gefragt, wette ich darauf, daß auch die heutige gebährwillige und vollziehende Jugend ihre Erfahrungen nicht so negativ empfinden wird. Es gilt, die Regel, die Wahrheit, das Normale zu finden und nicht die Ausnahme, das Absonderliche!

Gute Nacht und, liebe Jüngere, schönes Fortpflanzen!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 13.08.2015

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Statt einen „Tag der Tenside“ zu feiern, der sich weltweit wohl ohnehin nicht durchsetzen ließe, hat die Firma Henkel einen grandiosen Einfall gehabt, um die internationale Expansion für ihre Kernmarke „Persil“ zu befördern und dem China-Effekt entgegenzuwirken, der ihr gerade gestern ein ordentliches Minus an der Börse bescherte.

Ausgangspunkt der Idee war, daß die Astronomen schon schon seit langem angekündigt haben, daß das normalerweise jährlich im August auftretende Sternschnuppenhäufungsphänomen für Deutschland in diesem Jahr wegen der Klimaerwärmung ausfallen werde. Genau in dieses Vakuum, welches Wissenschaftler, Hobbyastronomen, Lehrer, Eltern, Kinder in Schulklassenstärke und Rentner nahezu in die Verzweiflung stürzte, wollte die Henkel AG & Co. KGaA hineinstoßen und für Ersatz sorgen. Der Plan war, einen Raumtransporter gefüllt mit Persil-Megaperls in den Orbit zu schießen und flächendeckend in der der Nacht vom 12. auf den 13. August diesen Jahres zwischen Mitternacht und vier Uhr die Ladung über Deutschland nach und nach auszukippen, um Millionen von Sternschnuppen zu produzieren und den Menschen in der Bundesrepublik das Spektakel gleichwohl zu verschaffen. Ein besonderer Effekt, den die von Henkel angeheuerten, führenden Tenso-Techniker ausgeheckt hatten, sollte sein, daß exakt um 3:33 Uhr MEZ über deutschem Gebiet in riesigen, aus verglühenden Megaperls sich ergebenden Lettern der Schriftzug „Persil“ für genau 3,3 Sekunden sichtbar würde.

Ein Geschenk an das Kernland des Waschzwangs mit nahezu unschätzbarem Werbewert, der die Megaperls auch rund um den Globus weiter bekannt gemacht hätte. Die letzte Henkel-Kampagne für die Waschmittelkugeln „Megaperls, so stark und leicht, die schwimmen sogar in Milch!“, bei der ein als Kleopatra verkleidetes Model halbnackt in einer Marmorbadewanne lag, die mit Eselsmilch gefüllt war, auf deren Oberfläche dekorativ die bunten Kügelchen schwammen, hat eher geflopt. Die Menschen haben sie nicht verstanden, etwas das – wie ein Unternehmenssprecher später einräumte – sie mit der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern von Henkel einte. Die Werbeagentur erklärte im Nachhinein, es sei eine subtile Anspielung auf den alten Reim: „Harry Piel, sitzt am Nil, wäscht die Beene in Persil“ gewesen. Es hat ihr nichts genützt, der Auftrag ging verloren.

Mit der „Nacht der Persilien“ aber war man sicher, eine für alle verstehbare Aktion zu initiieren, die den exorbitanten Aufwand allemal lohnen würde. Wie wir heute wissen, ist der Plan nur mäßig aufgegangen. Die Sternengucker in unserem Lande haben weit weniger Sternschnuppen gesehen, als zu erwarten waren, und der Trick mit dem Schriftzug ist vollends mißlungen. Was ist geschehen? Der für die Umsetzung verantwortliche tensotechnische Leiter, Dr. rer. nat. Constantin Waschpelz, erklärte inzwischen auf einer Pressekonferenz, daß aus bisher nicht nachvollziehbaren Gründen mehr als 80% der Megaperls vor Eindringen in die Atmosphäre Wasser gezogen – was bisher im Weltall für unmöglich erachtet wurde – und sich vollständig in Schaum verwandelt hätten, der wegen seiner Leichtigkeit noch längere Zeit über Deutschland aufgetürmt bleibe und beim zukünftigen Eintritt leider auch keine Lichterscheinungen an den Himmel zaubern werde. Gleichzeitig betonte er aber, daß die Aktion dennoch kein totaler Flop für Henkel gewesen sei, habe man doch damit beiläufig bewiesen, daß Megaperls auch in der Schwerelosigkeit ihrer Bestimmung in vorbildlicher Weise nachkommen, Persil also das erste  weltraumtaugliche Waschmittel sei. Den Einwand, der Weltraum über Deutschland wäre nun tensidverseucht, wiegelte er mit dem Hinweis ab, daß das in den Bächen, Flüssen und Seen Germaniens doch ähnlich sei und sich fast niemand daran störe. Die nächste Kampagne für das Spezial-Persil gegen Eiweißflecken hat übrigens den Arbeitstitel „Megaperls – Die waschen sogar die Milchstraße.“.

Sei es wie es sei! Die Meterologen jedenfalls sagen für die nächsten Tage bei uns einen Sommereinbruch voraus, der sich zwangsläufig aus dem mehr und mehr flächendeckenden Schaumteppich ergebe und anhalte, bis sich dieser wieder aufgelöst haben wird. Man prüfe ob dieser eindeutigen und nachweisbaren Wetterbeinflussung zur Zeit sogar, ob der zufällig entdeckte Effekt nicht geeignet wäre, zukünftig gezielt gegen die Klimaerwärmung eingesetzt zu werden. Wenn das gelänge, können wir nächstes Jahr wahrscheinlich auch in Deutschland wieder mit den vielen Sternschnuppen der Perseiden rechnen. Es lohnt sich also gegebenenfalls, die Wünsche, die man dieses Mal nicht anbringen konnte, nicht zu verwerfen, sondern für den August 2016 aufzusparen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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