wolfsgeheul.eu vom 08.06.2015

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Warum interessiert mich eigentlich der G7-Gipfel recht wenig? Die Beschlüsse klingen in meinen Ohren eher beliebig, nach reiner Symbolik und haben zum Teil Zeitschienen einer Länge – Beispiel „Entkarbonisierung“ in rund 85 Jahren -, die mir angesichts der angeblich akuten Klimaschädlichkeit doch gelinde gesagt leicht großzügig erscheint. Wahrscheinlich überwiegen das Gruppenerlebnis der Protagonisten und deren kindliche Freude, den bösen Putin dieses Mal nicht mitspielen zu lassen, die Ergebnisse. Selbst die Demonstranten scheinen müde. Ob die Kosten, die ich im übrigen nicht grundsätzlich kritisiere, gut angelegtes Geld sind, mag also bezweifelt werden.

Ebenso traurig, aber spektakulärer sieht da schon das OB-Wahl-Ergebnis in Dresden aus. Daß der farblose Ulbig von der CDU verloren hat, verwundert wenig, daß aber die an Dümmlichkeit kaum zu überbietende Pegida-Kandidatin 9,6% erreicht und zusätzlich der mir unbekannte AfD-Kandidat 4,8% beweist bedauerlicherweise, daß der Dresdner seine offenbar auf die Denkfähigkeit schlagende Hinterweltlerkrankheit noch nicht überwunden hat. Vielleicht sollten sich die Machthaber noch einmal bei einer guten Flasche Seußlitzer Traminer zusammensetzen und beraten, was da schief läuft und wie man gegensteuern kann. Auswechseln läßt sich das Wahlvolk ja (leider) nicht.

Als Zyniker darf ich mir ein anderes Thema aber nicht entgehen lassen. Letzte Woche ist kurz nach Köln auch in Aachen ein Möbellager der Firma Poco in Flammen aufgegangen. Eine heimtückische und brandgefährliche Tat, die zu Recht sehr hart bestraft gehört. Nun könnte man sich aber auch auf den Standpunkt stellen, daß das für Unternehmen, die maßgeblich billigen Schund anbieten und ihr Geschäft obendrein mutmaßlich nicht unwesentlich mit finanzschwachen Mitmenschen abwickeln, die alles mehr bräuchten als der Nachhaltigkeit nicht förderliche, weil schwerlich besonders haltbare, kurzen Modezyklen, was weitere Begehrlichkeiten bei den Stillosen weckt, folgende Möbel, fast so etwas wie eine gerechte Strafe darstellt. Und so sollte vielleicht den oder die Täter neben Gefängnis die Verleihung eines Ästhetik-Ordens erwarten, was eventuell sogar die Aussagebereitschaft des angeblich bisher schweigenden Verdächtigen zu erhöhen vermöchte. Gleichwohl wird aller Zerstörung zum Trotze, der Tsunami der Geschmacklosigkeiten, mit dem sich Milliarden umsetzen und Millionen verdienen lassen, damit leider in keinster Weise aufgehalten. Wir sind ein freies Land. Wann entdeckt das auch der Bürger? Und wo sind die Bestrebungen, Menschen mit einem soliden Wertekanon ausstatten, der sie immun macht gegen solche Produkte und bei Kaufentscheidungen an ihre und die Zukunft ihrer Nachkommen denken läßt? Machen wir das Licht aus.

Gute Nacht, Poco! Schlafe gerne unruhig und bitte lang.

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 07.06.2015

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Meine Kolumne vom 29.04.2015 bekommt täglich soviel neue Nahrung, daß ich mir gar nicht alles merken kann. Leider! Der „Aachener Sonntag“, ein Anzeigen-Käseblatt sogar eher der gehobenen Sorte, kommentiert den späten USA-Sieg im Fußball mit der Überschrift „“Klinsi“ dreht den Spieß“. Das Photo zeigt ihn dann aber als jubelnden Trainer und nicht am Spanferkelgrill. Im ZDF leitet die verletzte Spielerin Kim Kulig als TV-Expertin und Interviewerin eine Frage mit „Was mich blendend interessiert………“ ein. Hoffentlich gibt es da keine Verbrennungen, wenn die Befragte einmal den (heißen) Spieß umdreht. Und im oben angegebenen Blättchen inseriert dann noch eine Boutique namens „RoBoMo“ für Sonderangebote und gibt unter „Women“ unter anderen folgende Marke an „Vivien Westwood“. Da empfiehlt sich ein Blick auf das Etikett oder handelt es sich etwa um schlechte Fälschungen, die schon beim Namen patzen!? Nächste Woche Dienstag habe ich übrigens die Freude und Ehre, Frau Vivienne Westwood in Mönchengladbach auf einer Pressekonferenz persönlich aus kürzerer Entfernung kennenzulernen. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, sie zu ihrer neuen Kollektion aus der Buhtieke in Würselen, der Heimatstadt des so herausragenden, aktuellen Karlspreisträgers – nichts gegen Buchhändler – Schulz zu befragen. Fortsetzung folgt! Nicht zum nichtssagenden Preisträger, aber zu den Sprachentgleisungen!

Ankündigungsgemäß wollte ich jedoch von einer Vernissage berichten. In der Galerie „freitag 18.30“ in Aachen fand wie jeden ersten Freitag im Monat um 18:30 Uhr eine Ausstellungseröffnung statt. Das Publikum wie immer, ein bißchen hip und auffällig viele Zigarettendreher, sicher aus Überzeugung! Die Kunst durchwachsen, beeindruckende Cortenstahl-Stulpturen als Trophäen und Beiwerk einer Großwildjagd und fragwürdige Betonpuppenhäuser mit dickbäuchigen Männchen, die mich an etwas bereits Gesehenes erinnerten, was mir aber immer noch nicht eingefallen ist! Jetzt das Besondere! Die Getränke – sogar Champagner – waren, wenn auch mit überschaubaren Preisen, kostenpflichtig. Das habe ich – nun bin ich aber auch kein erfahrener Kunstläufer, kenne aber gewöhnlich den Aldiwein in rot und weiß – noch nicht erlebt. Nicht weiß ich, ob der Erlös dem Galeristen, den Helfern an der Bar oder gar einem guten Zweck zugute kommt. Nach anfänglicher Verwunderung aber muß ich im Nachhinein sagen, daß das vielleicht ein gar nicht so schlechter Schachzug ist. Hält man sich doch damit möglicherweise die Schnorrer vom Leibe, die ich zum Beispiel in größerer Zahl bei Ausstellungseröffnungen des hiesigen Ludwigforum vermute, die gratis sind und gleichzeitig die Besichtigung der Exposition erlauben, wobei meine Mutmaßung dahingeht, daß spätere kostenpflichtige Besuche nicht mehr erfolgen. In die Galerie gehe ich wieder.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

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