wolfsgeheul.eu vom 17.03.2015

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In anfallartigen Wellen lese ich seit jeher gerne Krimis, vielleicht so etwas wie eine logische Weiterführung zu den Büchern Karl Mays. Es mag begonnen haben mit Blyton, Simenon, Agatha Christie, weiter über Highsmith/Hammett/Chandler zu van de Wetering und anderen, die mir entfallen sind. Nach einer längeren Pause bin ich vor einiger Zeit auf die Eifel-Krimis gestoßen, dann mit einem unter französischem Pseudonym  schreibenden Deutschen in die Bretagne gelangt, um hernach der Griechenlandkrise mit Kommissar Charitos nachzuspüren und aktuell Capitaine Blanc – wieder von einem deutschen Autor, jedoch ohne Decknamen – in meine geliebte Provence zu folgen, dazwischen natürlich keinen Dan Brown und selbst nicht die guten Bücher des eitlen Gockels Schätzing ausgelassen habend. Was soll ich sagen? Immer ein spannendes und fesselndes, meist kurzes und – nicht zu vergessen – überwiegend recht flüchtiges Lesevergnügen! Letzteres liegt gerade bei Krimis mit fester Stammpersonage wahrscheinlich nahe, da die Personen berechenbarer werden wie damit auch die Gesamtanlage des Plots. Trotzdem läßt mich das Gefühl nicht los, daß die Autoren früher vielseitigere und überraschendere Ideen hatten, was natürlich einer nostalgischen Verklärung entspringen und falsch sein kann. Die neuen Leseeroberungen aber sind verdammt ähnlich und irgendwie zu vorhersehbar. Außerdem fällt beispielsweise bei Bannalec und erst Recht bei Rademacher, der im übrigen ersteren nachempfindend meines Erachtens etwas zu dreist auf den Bretagnezug aufsteigt und das ganze nur in den Süden Frankreichs verlegt, auf, daß sprachlich bei aller zugestandenen Erzählkunst die Stanzen der Trivialliteratur überhandnehmen und einen die „silbernen Nebel“, „aufstiebenden Krähen“, „kristalline Klarheit“, „der wohlgeformte Busen“ etc. zunehmend genauso langweilen wie die sich verliebenden Kommissare und ihre kleinen Affären. Da bildet Markaris eine rühmliche Ausnahme, der seinem Ermittler wenigstens eine funktionierende Ehe mit einer kishonschen „besten Ehefrau der Welt“ andichtet und auch ansonsten überhaupt nicht sprachschwülstig auftritt. Alles in allem also scheint die mir bekannte Kriminalromanwelt ähnlich ihren Fersehpendants nur die in unsere Zeit passende „schnelle Nummer“ zu bieten und – eine Parallelle zu der Begrifflichkeit – zumeist einen schalen Beigeschmack der Beliebigkeit zu hinterlassen. Und die Klonhaftigkeit läßt die Vermutung aufkeimen, daß man Krimis inzwischen auch teilweise über Computerprogramme und aus allzwecktauglichen Versatzstücken verfertigen kann, die die schnellere Produktion  neuer Episoden für den überhitzten Markt erlauben. Vielleicht aber kann man Krimis auch nicht besser machen und sollen sie ohnehin letztlich nur zu kurzem Amusement taugen!? Daß es jedoch herausragengende Neuigkeiten geben kann, die in keine bisher gekannte und eingerichtete Schublade passen, hat uns im TV der phantastische Murot-Tatort „Im Schmerz geboren“ gezeigt. Als nächstes werde ich es einmal mit einem Brenner-Krimi versuchen und schauen, ob der mich positiv überrascht. Und am Ende des Tages bleibt es dem Kritiker auch unbenommen, es besser zu machen. Ersteinmal lese ich jedoch auch Krimis weiter, und jeder Leseabend ist allemal besser als ein Fernsehabend. Es lebe das Buch!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 16.03.2015

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Im Moment warte ich selbst auf eine Kolumne von mir, die den Vorfrühling kopiert, einzig sonniges Gemüt versprüht und etwas Erfreuliches aufgreift. Allein, diesbezügliche Themen liegen zur Zeit nicht auf der Straße. Die Suche geht aber weiter.

Dann rege ich mich eben wieder über etwas auf!

SUV’s!

Voranschicken möchte ich, auch in Bezug auf meine Plagiats-Kolumne vom 10.03.2015, daß ich bei der Formulierung meiner Meinung gleichwohl nicht ganz die Distanz zu mir verliere. Hab‘ ich durchaus die Erinnerung an einen wundervollen Text(„Die rotwiesblau jestrievte Frau“) der kölner Gruppe BAP, in der eine Bonzentussi über das Los der Arbeiterklasse lamentiert und unter Voranstellung der These, daß jeder einen Rolls Royce haben müsse, wörtlich beklagt „Waröm die arm‘ Säu ken Jeduld han“. Die Linksrockgruppe persifliert in diesem Lied in perfekter Agitpropmanier die Etablierten und gibt sie der Lächerlichkeit preis, und weil sie dabei so oft, so Recht haben und den Ton perfekt treffen, liebe ich den Song bis heute, insbesondere weil er die Edelmaus, vom Texter mutmaßlich ungewollt, mit einem Faktum zitiert, das durchaus beklagenswert erscheint und das im Zweifel selbst die Achtundsechziger heute so sehen, nämlich der Tatsache, daß die Menschen nicht mehr soviel Geduld haben, ihre Träume lustvoll und ohne Traurigkeit zu zelebrieren, sich an Ihnen hochzuziehen und ohne Zeitvorgabe auf deren Erfüllung zu warten. Nahezu jeder unserer Generation – die Eltern sowieso! – hat Studentenleben und später Ehe mit alten Sachen der Altvorderen begonnen und sich auf den Tag gefreut, wenn lang gehegte Wünsche endlich finanzier- und umsetzbar waren.

Und da sind wir wieder bei den Drecks-Edelgeländewagen, die garkeine richtigen mehr sind und dafür ohnehin nicht benötigt werden, da kaum einer die Berechtigung und Notwendigkeit hat, damit das Gelände zu befahren, für das sie geschaffen wurden, einmal ganz davon abgesehen, daß die meisten dieser Undinger noch nicht einmal dort zurechtkämen!

Wie konnte sich diese Mode gegen alle Vernunft und Notwendigkeit durchsetzen? Unstreitig ist, daß diese fahrenden Blechhaufen keinen höheren Nutzwert haben als z. B. vergleichbare Kombinationskraftwagen, dafür aber mehrere einhundert Kilo zusätzlich auf die Waage bringen und entsprechend mehr verbrauchen. Früher gab es aus gutem Grund diese weichgespülten Offroader auch gar nicht, weil die Menschen, die solcherart Mobile suchten, keine Sänfte, sondern ein Arbeitstier benötigten. Selbst der komfortablere Range Rover wurde nur zur Jagd, zum Reitsport etc. genutzt, stand doch für die Überlandfahrt ein Jaguar oder mehr zur Verfügung, der selbstverständlich dafür auch angespannt wurde; wer wollte schon mit einem schlammigem Auto zur Oper fahren. Soweit also ein reines Ding der oberen Zehntausend, und nicht das Problem des Proletariats oder des Bürgertums, die sich selbstredend einen Bentley erträumten, wenn sie mit dem Taunus oder Rekord in die Stadt fuhren, niemals jedoch einen Defender, da der doch viel zu unbequem war, und man sich eine Safari oder Pferde ohnehin nicht leisten konnte. Was ist also passiert? Zunächst hat man den Reichen, die einen Geländewagen mangels entsprechender Hobbies nicht benötigten, im Rahmen des Allradbooms, ein Feature übrigens, das ebenfalls die meisten nicht brauchen – ich weiß, wovon ich rede, hab‘ den Quatsch doch selber mitgemacht und dann die Gelegenheiten regelrecht gesucht und provoziert, bei denen dieses Antriebskonzept sinnvoll oder sogar vonnöten(am besten an einer Steigung halten um erstens die alte Dame über die Straße lassen und zweitens(viel wichtiger) den einachsgetriebenen Hintermann zu ärgern und ins Schwitzen zu bringen) war – eingeredet, ein weichgelutschtes Exemplar, genannt SUV, sei geeignet, ihren Status zu zeigen und zu erhöhen. Das wäre zahlenmäßig, wie die tatsächlichen Geländewagen, überschaubar geblieben, und hätte in einer Gesellschaft, die es aushalten kann, über längere Zeit mit unerfüllten Träumen zu leben, keinen großen Schaden angerichtet. Aber jetzt bin ich wieder bei BAP und der rotweißblau gestreiften Frau. Die „armen Säue“ haben keine Geduld und finden erst von der heimischen Industrie gefertigte, erschwinglichere Kleinausgaben vor, die dann nach und nach in Billiglohnländern kopiert werden und, quasi als Hartz IV- Ausgabe, ihren traurigen, vorläufigen Endpunkt in einem rumänischen Modell finden; Fortsetzung aus Indien und China folgt!

Der Effekt ist, daß vom Reichen, über den Potenzprotzer, die Familienmutti, den Biedermann und Rentner, bis hin zum Arbeitslosen jetzt alle so eine doofe Karre fahren und sich leisten können. Welch eine vollkommen unsinnige Verschwendung von Resourcen!

Nun bin ich als Verfechter der Freien Marktwirschaft und des Kapitalismus (leider) der Möglichkeit benommen, den Vorschlag zu unterbreiten, SUV’s zu verbieten respektive den Erwerb vom Nachweis einer Notwendigkeit für den Gebrauch abhängig zu machen. Wo aber sind die verantwortlichen Eltern und die Jungverdiener, die im Interesse ihrer oder der Zukunft der Kinder zur Vernunft und zum freiwilligen Verzicht aufrufen und mit gutem Beispiel vorangehen? Ich gebe die Hoffnung nicht auf und heule weiter.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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