Letzte Woche habe ich ein bißchen auf Vorrat gekocht, so etwas wie eine Ratatouille-Bolognese. Herausgekommen ist ein Abendessen für mich sowie neun weitere Portionen zum Einfrieren. Das Gemüse vom Türken und das Hackfleisch(halb und halb) vom Metzger meines Vertrauens kosteten zusammen rund zehn Euro. Wenn man für Tomatenmark, Olivenöl und Gewürze noch großzügig einen Euro hinzurechnet und die halbe Flasche Rotwein, die der Sauce den von mir gewollten Charme verleiht, außen vor läßt, liegen wir inklusive Nudeln und Parmesan bei gut einem Euro pro Essen. Der Preis ließe sich noch maßgeblich und ohne große Qualitätsabstriche reduzieren, kaufte man das Gemüse beim Discounter. Einsparungen bei der Fleischqualität sind eher nicht empfehlenswert.
Warum erzähle ich das! Gewöhnlich rechne ich so etwas gar nicht nach. Dieses Mal ist es mir aber warum auch immer aufgefallen. Und dabei mußte ich zwangsläufig an die armen Familien denken, die von ganz geringen Bezügen leben, wobei ich nicht unterscheiden will, zwischen denen die das müssen und denen die es geschehen lassen oder gar wollen. Die, die nicht staatlich alimentiert werden, kann man schlecht reglementieren, wohingegen denjenigen, die Unterstützung nach Hartz IV erhalten, durchaus Bedingungen zum Bezug der Leistung gestellt werden könnten. Wir wissen, daß gerade in diesen gesellschaftlichen Bereichen, der Umgang mit dem knappen Geld häufig nicht gelingt und obendrein eine gesunde Ernährung deshalb auf der Strecke bleibt. Ein doppelter und dreifacher Verlust, weil wir damit auch noch potentiell kranke und augenfällig zu dicke Menschen produzieren. Das ist insbesondere für die armen Kinder ein Drama, die auf diese Weise ihrer zumindest grundsätzlich vorhandenen Chancen, dem Teufelskreis zu entrinnen, zusätzlich beraubt werden.
Warum wird also nicht mehr getan, um Anleitung zu geben, wie man mit wenig finanziellem Einsatz und in kurzer Zeit trotzdem gutes Essen herstellen kann. Wir würden den betroffenen Menschen erstens mehr Lebensqualität vermitteln und zugleich aufzeigen, daß die, die sich und ihr Leben selbst verdienen, auch in der überwiegenden Mehrzahl nicht wie die Made im Speck leben, sondern ihre knappen Resourcen sinnvoll einsetzen und etwas daraus machen. Es wird soviel unsinniges Geld ohne Kontrolle ausgegeben, daß Mittel zum Beispiel für Kochkurse und praktische Lebenshilfe ebenfalls darstellbar sein sollten. Und das wäre vielleicht sehr gut angelegtes Geld, weil sich so tatsächlich etwas zum Positiven wandeln könnte. Auch die sozialen Kontakte und das Beschäftigtsein ließen sich dieserart steigern, was nicht nur ein guter Nebeneffekt sein, sondern vielleicht sogar eine Initialzündung darstellen könnte, Grundsätzliches im Leben zu optimieren oder gar zu verändern.
Was wir bisher tuen ist überwiegend die Sicherstellung des nackten Transfers der Sozialleistung. Das ist zuwenig. Wir müssen den Betroffenen Ansprache bieten, Chancen aufzeigen und Hilfestellung leisten, wenn wir wirklich etwas bewirken wollen. Das setzt Kreativität und Kontaktbereitschaft voraus. Koppeln wir also die unteren Gesellschaftsschichten nicht weiter ab, sondern holen sie zurück in die Mitte der Gesellschaft. Essen ist dafür ein bewährtes und gutes Mittel.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf