wolfsgeheul.eu vom 23.02.2016

0
0

1. Es gibt keine Liedermacher mehr!

2. „Es gibt keine Maikäfer mehr“ sang erstmalig vor über vierzig Jahren Reinhard Mey!

Was ist schlimmer? Eindeutig ersteres, allein schon deshalb, weil augenscheinlich die „Kaiser“, „Schornsteinfeger“ und „Müller“ einfach nur vom jetzt grassierenden Junikäfer abgelöst worden sind. Wir nähern uns eben auch faunatechnisch einem Deutschen Herbst der anderen Art. Aber wer heute auf musikalischem Wege nach politischen Statements sucht, der muß die Altvorderen bitten, die verstaubten Schallplatten herauszuholen. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ kannten früher sogar stramme RCDSler, selbst wenn sie Degenhardt ansonsten verteufelten und den unmusikalischen Franz Josef bevorzugten. „Ja, wenn der Senator erzählt“, dann lauschten selbst Kapitalismusbefürworter sehr genau, entweder um es nachzuahmen oder um zu erfahren, wie man es vielleicht doch nicht machen sollte. Heute hört die Mehrheit der jungen Menschen unerträgliche Schnulzen wie „Wenn ein Lied meine Lippen verläßt, dann nur damit du Liebe empfängst“. Um wieviel spannender klingt dagegen „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘, nicht weil es euch gefällt“ aus unserer Jugendzeit!

Die Waders und Weckers altern derweil auf der Bühne, ohne daß sie ihr Repertoire großartig erweitern müßten, so zeitlos sind ihre Texte. Selbst wenn sie es wollten, könnten sie aber mangels Nachfolgern den Staffelstab nicht weiterreichen und sich zum Entenfüttern auf die Parkbank zurückziehen. Sie sind lebende Klassiker und bleiben die wenigen greisen Rufer in der Wüste. Mit ihnen wird eine Ära zu Ende gehen.

Und da will uns die kürzlich erschienene Jugendstudie von Shell weismachen, die Jugend sei wieder politischer geworden. Im Handelsblatt wird heute dagegen vom einem Hilferuf des Deutschen Lehrerverbandes berichtet, der beklagt, daß es gravierende Mängel bei der Vermittlung zeitgeschichtlicher Kenntnisse gebe. Da mahnen die Richtigen! Eine Studie der FU Berlin aus dem Jahre 2012(!) hatte bereits festgestellt, daß Schüler der Klassen 9 und 10 in fünf verschiedenen Bundesländern Diktaturen nicht korrekt von Demokratien scheiden können und unsere Bundesrepublik nicht als eindeutig demokratisch empfinden. Dies sehen unsere Oberlehrer auch als Grund für die fremdenfeindlichen Tendenzen.

Geistig armes Deutschland! Seit Jahren bekannte Mängel werden offenbar bis heute nicht wirksam bekämpft. Und niemand singt wenigstens über Moral, Unrecht, Recht etc.. Da kann die Jugend ja nur orientierungslos dahindümpeln.

Wenigstens gibt es noch ein paar Bänkelsänger-Urgesteine. Sie waren nie aktueller und wichtiger.

„Gestern habns an Willy daschlogn,
und heit, und heit, und heit werd a begrobn.“

Jugend, hört die Signale! Es gilt eben immer noch „Genug ist nicht genug“! Die Lieder gibt es übrigens auch bei Spotify! Und spielt diese Musik – insbesondere in Ostdeutschland – euren Eltern vor, die haben nämlich zum Teil ebenfalls elementaren „Nachholebedarf“, wie der Sachse sagt.

Da fällt mir ein: Ich schreibe, weil ich ’nen Text hab, nicht weil ihr mich dafür entlohnt! Warum eigentlich nicht? In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0

Schreibe einen Kommentar


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.