wolfsgeheul.eu vom 11.09.2016

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„Üch kann man awer och nix reitmaken!“, sagte meine rheinische Oma gerne, wenn sie sich mit irgendetwas unverstanden bzw. zu Unrecht kritisiert fühlte.

Die permanente Hatz auf Zuckerbergs Milliarden-Kuh läßt Paralellen zum großmütterlichen Gefühl aufscheinen. Facebook muß man nicht mögen, das soziale Netzwerk scheint aber zumindest für die junge Generation nicht mehr wegdenkbar und hier und da durchaus segensreich zu sein. Wenn jedoch die Maasschen Kolonnen gegen Haßtiraden, Sexismus und Kinderpornographie wettern, muß Facebook, möglichst umgehend reagieren.  Tut das Unternehmen nicht sofort wie ihm geheißen, bricht der öffentliche und hochoffizielle Furor los. Tut man dortigerseits aber etwas, ist es eventuell auch wieder nicht richtig.

So wie jetzt mit dem Photo des „Napalm-Mädchens“, welches zunächst wegen Kinderpornographieverdachtes automatisch gelöscht, nach den Protesten – die FAZ widmet sich in ihrer Samstags-Ausgabe dem Thema unglaublicherweise an vier Stellen – allerdings wieder reingenommen wurde. Der Chefredakteur der betroffenen norwegischen „Aftenposten“ sprach gar von Machtmißbrauch und einer Gefahr für die Demokratie. Was für ein Blödsinn! Facebook ist kein Presseorgan und einfach nur ein freies Unternehmen in einer freien Welt. Der Laden kann in den Grenzen des Erlaubten tun und lassen was er will. Und niemand zwingt die skandinavische Zeitung, in diesem Netzwerk präsent zu sein; tut sie es, hat sie sich den dortigen Regeln zu unterwerfen. So einfach ist das!

Hier zeigen sich die Nachteile jedweder zensorischen Einflußnahme. Sie beschneiden immer irgendeines Freiheit. Über das Photo – immerhin Anlaß für den Pulitzer-Preis an seinen Knipser – läßt sich streiten. Aus heutiger Sicht – siehe Kolumnen vom 08.09.2015 und 26.08.2016 – empfände ich es als überflüssig, weil zu sensationslüstern und letztlich als unzulässigen Eingriff in die Würde eines – vorliegend betraf es obendrein ein minderjähriges, sieben Jahre altes Mädchen – Menschen. Und eigentlich galt das auch schon im Jahre 1972, als das Bild entstand. Wenn man aber an die damals sehr eingeschränkten Möglichkeiten der Verbreitung über weitestgehend seriöse Presseorgane und das Fernsehen denkt, mag es in der Zeit gegebenenfalls gerechtfertigt gewesen sein, um der Welt die Grausamkeit des Vietnamkrieges und des Vorgehens der USA vor Augen zu führen.

Aber heute!? Unnötig! Und wäre es ein Bild eines nackt am Nordseestrand badenden Mädchens, wäre die Verbreitung über Facebook sicherlich einvernehmlich als nicht in Ordnung einzustufen. Wenn aber genau ein solches Photo Geschichte geschrieben hat, gelten die heutigen strengen – mir alledings zumeist zu strengen – Standards plötzlich nicht mehr!?

Hören wir endlich mit der Überregulierung und zunehmenden Kriminalisierung auf! Es beschneidet unsere Freiheit. Laßt doch lieber den mündigen Rezipienten entscheiden. Der wird dann zum Beispiel auch den notwendigen Regulierungsdruck auf ein Weltunternehmen wie Facebook ausüben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 27.10.2015

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Herr Ai Weiwei hat wohl zu lange unter einer Diktatur gelebt und gelitten und sieht jetzt überall Feinde der Freiheit. Oder hat ihn die weltweite Anteilnahme und Anerkennung etwa überheblich gemacht, ist ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen? Was Starallüren sind, scheint er jedenfalls zu wissen.

Sein Plan, anläßlich einer Ausstellung in Melbourne, wenn ich es richtig verstanden habe, ein wahrscheinlich – sonst wäre es nicht Ai Weiwei – riesiges Pißbecken – die FAZ spricht ganz vornehm frankophon von „Urinoir“, wir kennen es mehr als „Urinal“ – aus und/oder mit Lego-Steinen zu errichten, führte ihn zu einer Anfrage oder Bestellung bei Lego in Dänemark. Ob der Künstler die Steinchen auch noch umsonst haben wollte, ist nicht überliefert. So weit, so normal, auch wenn Kunst mit Sanitärartikeln nicht so wahnsinnig originell, geschweige denn neu ist.

Jetzt hat aber die Kinderbausteinefirma mitgeteilt, sie beteilige sich grundsätzlich nicht an auch politisch motivierten und interpretierbaren Aktionen und könne und wolle deshalb die Sammelbestellung nicht ausführen. Absolut nachvollziehbar und in meinen Augen eine konsequente Entscheidung, da Lego wohl auch in der Vergangenheit diese Haltung an den Tag gelegt hat. Selbst jedoch, wenn die Firma von der Überlegung getrieben war, es gäbe bessere Werbemöglichkeiten, als mit einem profanen Männerklo – vielleicht will Weiwei zu allem Überfluß zur Ausstellungseröffnung in einer Performance zusätzlich auf die Klosteine urinieren!? – in Verbindung gebracht zu werden, hätte sie mein vollstes Verständnis.

Nicht aber das des großen Stapelkünstlers! Der bullige Chinese poltert los und wirft der dänischen Vorzeigefirma mit über 65-jähriger Tradition in der Plastiksteineherstellung Zensur vor. Da hat er aber wirklich etwas dramatisch falsch verstanden. Ein freies Unternehmen in der freien Welt hat verdammt nochmal die Hoheit über ihre eigenen Entscheidungen und ist keinesfalls verpflichtet, einem potentiellen Kunden seine Wünsche zu erfüllen und ihn zu beliefern. Und umgekehrt würde sich Ai Weiwei mutmaßlich strengstens dagegen verwahren, wenn ein Käufer eines seiner Werke, dieses morgen in einer Bahnhofstoilette ausstellen wollte, und wenn es allein wegen der fehlenden Gleichberechtigung wäre, da dann ja entweder nur die notdurftverrichtenden Männer oder einzig die gleiches tuenden Frauen in den Genuß seiner Kunst kämen.

Mag man über die Pissoir-Idee denken wie man will, aber ich bin froh, in einem Teil der Welt zu leben, in dem souveräne Entscheidungen erlaubt und möglich sind und getroffen werden. Außerdem hört man, daß das Projekt gleichwohl mit privat zur Verfügung gestellten Bauklötzchen wird verwirklicht werden können. Siehste, geht doch alles in der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten! Da sind wir jetzt alle gespannt, was bei Ai Weiweis künstlerischen Ausscheidungen herauskommt.

Und Lego hat immer noch die Option, für den Fall, daß es würdig und politisch neutral genug wird, sich zu rühmen, zu was ihr Produkt nicht alles verwendet werden kann. Eine kluge Haltung! Vielleicht wird über die Ereignisse auch der Künstler etwas schlauer.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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