wolfsgeheul.eu vom 13.12.2016

1
0

Sterneküche für Retifisten:

„„Falco“-Chef Peter Maria Schnurr(47) serviert seine Nachspeise auf Flip Flops: vereiste Tamarillo (eine Baumtomate) mit Champagner, auf der Strandsandale gereicht in einem (essbaren!) Sand-Bett aus gerösteten Pecannüssen, Steinpilz- und Algenpulver. Name: „Boccia am Strand“. Die Süßigkeit gibt‘s als Abschluss des Menüs (ab 155 Euro) oder als Snack an der Bar (11 Euro).“

Wie Bild-Online( http://www.bild.de/regional/leipzig/sternekoch/darum-serviere-ich-dessert-auf-flip-flops-49287000.bild.html ) heute berichtet, kommen auch Menschen mit schrägen sexuellen Neigungen, die nicht auf Edelfraß verzichten wollen, jetzt in Leipzig voll auf ihre Kosten.

Nun will ich nicht spießig sein, aber die billigen Flip-Flops gehören doch mit einiger Sicherheit allein wegen der Weichmacher zu giftigem Plastikmüll und werden meines Wissens auch nicht als lebensmittelecht beworben. Wie kann das also in der Spitzengastronomie durchgehen, wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit zum Beispiel auf jedem Weihnachtsmarkt Opfer der strengen Kontrollen würde? Außerdem stelle ich die Frage nach der Ästhetik, denn mir würde eine olle Kinderlatsche auf dem – natürlich schwarzen – Desserteller am Nachbartisch eher den Appetit verderben.

Nun ist der Koch selbstverständlich nicht der einzig Schuldige für solch‘ kulinarische Entgleisungen. Der Gast, der diesen Blödsinn ißt oder gar verlangt, steht ihm diesbezüglich in nichts nach. Und was dürfen wir demnächst erwarten?

Steiff-Hasen auf Limettenschaum mit karamellisierten Kumquats und Schoko-Chili-Raspel als „Häschen in der Grube“ für Plushophile?

Oder, Steigerung – Achtung für Magenempfindliche, aber ich habe mit dem ekligen Quatsch nicht angefangen –  erwünscht?

In Vanille-Sternanis-Butter geschwenkte Post-O.B.’s mit Grüner Grütze an Zimtyoghurt-Espuma als „Unbeschwerte Tage – im Advent“ für den Freund der Hemotilonagnie?

Und kommt am Ende noch die Süßspeise „Coupe surprise deuxième estomac“ für den Emetophilen?

Darauf einen Champagner aus dem Louboutin!

Man reiche mir eine Nierenschale! Obwohl ich glaube, über viel Humor zu verfügen, kann ich darüber einfach nicht mehr lachen. Hätten sie es doch beim Würchwitzer Milbenkäse belassen; das ist zwar in meinen Augen ebenfalls unappetitlich aber landestypisch, erregt nicht den Argwohn des Feinschmeckers, und beim Verzehr lebender Exemplare aus der Unterklasse der Spinnentiere ist wenigstens der Arachnephile heimlich auf seine Kosten gekommen.

Jedenfalls wird aber der Geschäftsführer von Yello-Strom(s. Kolumne vom 09.08.2015) demnächst beim Nachtisch im Westin-Hotel über den Dächern Leipzigs mit „Tanga olé“ wahrscheinlich auch endlich fündig. Und – darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht – die ungebrochene – na ja, Zweifel sind weiterhin angebracht – Beliebtheit der Soljanka(s. Kolumne vom 16.08.2016) erschließt sich mir jetzt gegebenenfalls darüber, daß der Ost-Suppenkaspar vielleicht Anhänger der Saliromanie war und ist.

Der Widerlichkeit sind vor lauter Schamlosigkeit heute wohl keine Grenzen mehr gesetzt und der Drang nach Außergewöhnlichem sprengt offenbar mit Leichtigkeit den bisher gültigen, bereits weit gesteckten Ästhetikrahmen. Hat es so in Sodom und Gomorra auch angefangen?

Doppelsternwürdig ist das „Falco“ für mich jedenfalls nicht mehr! Maximal noch in der Sonderausgabe des Guide Michelin „pour fétichistes du caoutchouc“! Oder ist das bereits dem Standardwerk immanent!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 09.08.2015

0
0

Ein fiktiver Arbeitstag im Leben des Geschäftsführers der Yello Strom GmbH:

Schon als er sein Bureau betritt überfällt ihn eine wohlige Nervosität. Vor zwei Tagen hat er sich erstmalig gebrauchte Damenslips im Internet bestellt, heute erwartet er die Lieferung an seine Firmenanschrift. Er kann es kaum erwarten, seine Sekretärin anzuweisen „Keine Telephonate, keine Störung!“ und mit zittriger Hand den Umschlag zu öffnen, um die Ware optisch und olfaktorisch einer ersten Prüfung zu unterziehen. Die Post kommt normalerweise immer spätestens um zehn Uhr, so daß genügend Zeit hierfür bleiben würde, bevor um elf Uhr die Auftaktsitzung mit der Werbeagentur Ogilvy&Mather zur neuen Werbekampange 2015 beginnen soll. Unkonzentriert erledigt er das Notwendigste. Doch die Fetisch-Götter scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben. Seine in Abständen von fünf Minuten ans Sekretariat gerichteten Anfragen, ob die Post schon da sei, werden immer wieder negativ verbeschieden. Es geht auf elf Uhr zu, und er muß sich sichtlich unbefriedigt zum Besprechungsraum begeben.

Die Werber präsentieren ein erstes Gerüst für eine Kampagne mit vier Spots. Die Geschichten sollen Menschen zeigen, „die skurrile Jobs auf sich nehmen, um Geld für ein iPad Air  aufzutreiben“; im Gegenzug soll dann der Hinweis auf den Billigstrom von Yello „deutlich machen, dass nicht eisern gespart werden muß,“ um eine solche Investition zu tätigen(Zitate Homepage Yello). Vielmehr braucht man nur zu Yello zu wechseln und bekommt als Prämie das begehrte Tablet obendrauf, so daß man sogar doppelt gewinnt. Die Grundidee findet allseitig sofortige Zustimmung. Für das folgende Brainstorming ergeht die Aufforderung an alle Anwesenden, Vorschläge für solche außergewöhnlichen Geldbeschaffungsmethoden zu unterbreiten und dabei der Phantasie freien Lauf zu lassen.

Eine Yello-Mitarbeiterin erzählt, wie teuer der Reituntericht für ihre Tochter sei. Die Werber haken sofort ein und schlagen vor, eine Frau zu zeigen, die auf allen Vieren mit Sattel auf dem Rücken und Zaumzeug im Mund ihre Tochter in voller Reitermontur durch das Wohnzimmer transportiert. Tolle Idee! Ein Spot ist grob fertig.

Da platzt es aus dem Geschäftsführer heraus, der ohnehin bisher nur mit halbem Ohr zugehört hat, weil er in Gedanken mehr bei der sehnlich erwarteten Wäschelieferung ist: „Wie wäre es mit einem Mann, der die getragenen Slips seiner Frau verkauft!?“. Schon bei der Formulierung des Vorschlages wird dem Firmenlenker heiß und kalt. Wie konnte ihm das passieren!? Betretenes Schweigen in der Runde! Das hatte man von ihm nicht erwartet. Gerade die anwesenden weiblichen Teilnehmer schauen eher betreten zur Seite, das war ihnen doch etwas zu unappetitlich. Aber als gute Werbe-Hure weiß man, daß man der Unternehmensspitze weitestgehend entsprechen sollte, will man den lukrativen Auftrag nicht gefährden; außerdem schien es eine recht einmalige Chance zu sein, für ein relativ seriöses Unternehmen einmal etwas richtig Schräges zu entwickeln. Also Niveau und Buxe runter und frisch drauflos entwickelt! Man könne „einen unscheinbar wirkenden Mann“ zeigen, „der heimlich die Slips seiner Frau verkauft und diese nachts unter dem Licht seiner Schreibtischlampe versandfertig macht. Für den Überraschungsmoment sorgt seine Frau, die ihn inflagranti erwischt.“(Zitate Homepage Yello). „Die muß dann aber ein häßliches grünes Nachthemd mit einem altbackenen Morgenmantel tragen.“ entfährt es wieder mehr unwillkürlich dem Geschäftsführer, der gerade an seine Frau gedacht hatte, wie sie ihn beim Onanieren mit den Internethöschen erwischt. Erneute Verwunderung am Tisch! Aber das klang eindeutig nach Begeisterung, und keiner wagte eine kritische Anmerkung oder gar Widerspruch. Also war der nächste Spot praktisch im Kasten.

So oder ähnlich könnte es sich zugetragen haben. Den entsprechenden Yello-Spot findet man bei YouTube unter “ https://www.youtube.com/watch?v=5bJJoTm1Uw8&feature=youtu.be „. Ein neuer Gipfel der Geschmacklosigkeit, bei der sogar mir die Worte fehlen.

Yello ist eine Tochter der EnWB, an der das Land Baden-Württemberg über die Neckarpri-Beteiligungsgesellschaft mbH mit 46.75% beteiligt ist. Aber den Politikern wird es vielleicht sogar gefallen, können sie sich doch gegebenenfalls wie zu Hause fühlen.

Gute Nacht, Deutschland!

Ihr/Euer Wolf 

0
0