„Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd‘ es nicht.
Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ dies sein.
Ich sprach: Lahmer, du kannst gehn! Doch er blieb auf Krücken stehn.
Da ward auch dem Dümmsten klar, daß ich nicht der Heiland war.“
Daß wir dem Heiland nicht das Wasser reichen können, dürfte nicht nur dem hervorragenden und unvergessenen Robert Gernhardt, der in seiner unvergleichlichen Art es so herrlich wie oben zitiert in launige Worte gefaßt hat, aufgefallen sein. Wir alle erleben jeden Tag unsere Begrenztheiten, was in keinster Weise beklagenswert, weil einfach nur menschlich ist.
Die eine oder andere technische Errungenschaft, zu der uns der galoppierende Fortschritt verhilft, gibt uns hier und da allerdings fast die Illusion von Allmacht und der Befähigung zur Überwindung des allzu Menschlichen. Da heißt es, die Bodenhaftung nicht zu verlieren, um nicht durch Selbstüberschätzung ins Straucheln zu geraten.
Anderthalb Tage ohne Festnetztelephon und WLAN, weil der kleine Kasten nach sechs Jahren die Grätsche gemacht hat – der Austausch über Vodafone, denen ich schon seit Mannesmann-Zeiten die Treue halte, lief übrigens für mich als Geschäftskunde hervorragend und in maximal möglicher Geschwindigkeit -, brachten genau eine solche Form von Erdung für mich und hatten, obwohl ich als IT-Neandertaler bisher eher wenig Bereiche meines Lebens dieser Technik überantwortet habe, einige Einschränkungen und Erschwernisse zur Folge, die mich genauso ins Schwitzen wie ins Nachdenken gebracht haben. Außerdem habe ich das wunderbare Fischer-Büchlein mit Gernhardts gesammelten Gedichten seit langer Zeit wieder in die Hand genommen. Es hat mir über die Schwierigkeiten auf seine Art hinweggeholfen.
Damit mir solch‘ eine Hilflosigkeit nicht noch einmal widerfährt, distanziere ich mich mutig von der Eingangs-Lyrik und nutze die Vielfalt der Gernhardt’schen Ansichten, indem ich stoßartig sein „Gebet“ nachfolgend zitiere:
„Lieber Gotte, nimm es hin, daß ich was Besond’res bin. Und gib ruhig einmal zu, daß ich klüger bin als du. Preise künftig meinen Namen, denn sonst setzt es etwas. Amen.“
Die Hoffnung bleibt! Der Glaube auch!
Alaaf!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf