wolfsgeheul.eu vom 28.05.2015

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Die FAZ vom 21.05.2015 druckte auf Seite 10 eine Ergebnisgraphik des Allensbachinstitutes ab, bei der in Prozentzahlen absteigend Themen aufgelistet sind, über die sich die Befragten vorgeblich in letzter Zeit häufiger unterhalten haben. Bei dem bekannten Urheber unterstelle ich, daß die Erhebung nach Regeln erfolgt ist, die zumindest nach Ansicht der Meinungsforscher das Prädikat „repräsentativ“ rechtfertigen. Wenn man dann aber die einzelnen Punkte der Rangfolge durchgeht, staunt man und beginnt zu zweifeln.

Das erste, also meistbesprochene Thema „Wetter“ glaubt man aber sofort. Auf Rang zwei folgt dann jedoch „Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer“. Wären die Themen allein aus den Bereichen des politischen und klimatischen Weltgeschehens ausgewählt, regte sich bei mir nicht unbedingt Widerspruch, wenngleich ich der Meinung bin, daß ein Thema wie „Zuwanderung nach Deutschland“(Rang 6) eigentlich immer vor dem kriminellen Mittelmeerdrama rangieren müßte, da erfahrungsgemäß dem Menschen das Hemd näher ist als der Rock, ihn also die Geschehnisse in der Nachbarschaft mehr interessieren als die in großer Entfernung. Außerdem bezweifele an dieser Stelle die Repräsentativität, da ich überzeugt davon bin, daß mindestens die Hälfte der Bevölkerung sich um das mediterrane Flüchtlingselend in keinster Weise schert, es vielleicht noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hat. Für mich gänzlich unglaubwürdig wird es dann, wenn man sieht, daß erst auf Rang 3 „Familie, Beziehung, Kinder“ erscheint, gehörte es doch mutmaßlich an Nummer eins, noch vor das Wetter und jedenfalls vor die Bootsflüchtlinge. Auch daß „Staus und Baustellen“(Rang 10) erst hinter „Situation in Griechenland“ und „Krieg zwischen Russland und Ukraine“ auftauchen, geht für meine Begriffe an der Realität der Bureau- und Kneipengespräche meilenweit vorbei. Im übrigen dürfte selbst in einem Themenauszug der Kandidat für vordere Plätze „Fußball“ nicht fehlen.

Nun will ich meine Leser nicht mit weiteren Einzelheiten langweilen, und es ist wohl auch deutlich geworden, daß Bedenken angebracht sind. Was aber sollen solche Erhebungen bringen, die a prima vista gravierende Unplausibilitäten aufweisen, und von denen ich überzeugt bin, daß sie nicht die Realität über alle des Lesens mächtige Deutsche wiedergeben. Frau Noelle-Neumann, lebte sie noch, würde mir sicher nicht nur vehement widersprechen, sondern auch gute Argumente für die Richtigkeit des Ergebnisse anzuführen haben, sie stünde aber mit ihrer Überzeugungsarbeit bei mir ohnehin auf verlorenem Posten.

Wie ich überhaupt die Sinnhaftigkeit solcher Umfragen in unkommentiertem Zustand nicht erkennen kann. Als solide, so es so ist, Grundlage für seriöse wissenschaftliche Untersuchungen aber mögen sie durchaus ihre Berechtigung haben. Bei den Allensbachern aber liegt es anders. Sie kommentieren ihre Erhebungen gleich durch einen Mitarbeiter selbst, im vorliegenden Falle heißt dieser Dr. Thomas Petersen. Und, welch Wunder, Zweifel finden sich in dem Kommentar nicht, dafür aber ausschmückende, ins Vermutende – m. E. ganz dünnes Eis – gehende Interpretationen. Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, wird gesagt. Besser kann man meine Bedenken nicht in Worte fassen. Und meine Leib-und-Magen-Zeitung frage ich, ob man solchen Politik- und Meinungsmachern, denn das sind die Insititutler meiner Meinung nach und gerade nicht seriöse und unabhängige Meinungsforscher, fast die gesamte Rückseite des Hauptteiles überlassen muß. Ist das nicht wider die Journalistenehre?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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