Sechs Anschläge auf mein Leben, eine Entschuldigung!
Das ist die Autobahn-Kurzbilanz meiner Geschäftsreise nach München. Die terrorgleichen Attentate bestanden im rücksichtslosen Ausscheren mit rund 100 km/h, als ich mich von hinten mit circa 180 km/h näherte. In allen sechs Fällen habe ich, der ich immer mit Licht fahre, zusätzlich mit der Lichthupe und links blinkend unzweideutig zu erkennen gegeben, daß ich die Mißachtung meiner Vorfahrt nicht dulden möchte. Alle betroffenen Autofahrer hätten mit Leichtigkeit und ohne jegliche Gefährdung ihrer selbst, von ihrem geplanten und mit dem Winker angezeigten Überholmanöver solange Abstand nehmen können, bis ich vorbei und der Weg für sie frei gewesen wäre. Die Verzögerung ihres Fortkommens hätte sich im Millisekundenbereich abgespielt. Außerdem ließ ihre geringe gefahrene Geschwindigkeit deutlich erkennen, daß man ohnehin nicht eilig unterwegs war. Gleichwohl ließen sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und scherten mit voller Absicht aus, obwohl sie wissen konnten, daß sie mich zu einer mehr oder minder starken Vollbremsung zwingen würden. Es handelte sich also bei keinem der Manöver um eine Schusseligkeit, ein schlichtes Übersehen.
Merken diese gemeingefährlichen Verkehrsteilnehmer eigentlich nicht, daß sie vorsätzlich Leib, Leben und Eigentum anderer in Gefahr bringen!? Und welches Gottvertrauen müssen sie haben, daß sie offenbar gar nicht in Erwägung ziehen, daß sie auch eine nicht unbeträchtliche Eigengefährdung damit heraufbeschwören!
Nicht erwähnen muß ich sicherlich, daß die Kamikazepiloten mich beim späteren Passieren obendrein beschimpft und beleidigt haben. Sie wähnen sich ja offensichtlich auch noch im Recht.
Nur einer entschuldigte sich umgehend bei mir und zeigte mir auf diese Weise an, daß er die Situation lediglich falsch eingeschätzt hatte. Diese eine erfreuliche und heute leider so selten gewordene Begebenheit, kompensiert für mich nahezu alles. Sie zeigt, daß es noch normale Menschen auf dieser Welt gibt, die die Rechte anderer anerkennen und beachten. Sie zeigt auch, daß anständiges Benehmen hier in Form von entschuldigenden und versöhnlichen Gesten unbedingt geeignet ist, nahezu jeder Konfliktsituation und Verärgerung umgehend ihre Schärfe zu nehmen und somit ein friedliches Miteinander auch im Fehlen zu gewährleisten.
Einer unter sechs! Dieses Verhältnis läßt aber in erschreckender Weise die Verkommenheit unserer Gesellschaft erkennen.
Allzeit gute Fahrt und Nacht!
Ihr/Euer Wolf