wolfsgeheul.eu vom 23.04.2017

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Liebe Österreicher, ihr wollt‘ passend zu seinem gerade verstrichenen Geburtstag also euren guten alten Adi zurück? Dabei dachte ich immer, wir sollten glauben, ihr hättet euch damals überwiegend mehr überfallen als freundschaftlich angeschlossen gefühlt und deshalb eine Abneigung gegen uns, obwohl der Herr und Meister einer der euren war.

Jetzt titelte vorgestern T-Online „Österreicher sehnen sich nach einem starken Mann“. Laut einer Untersuchung unter Leitung eines Historikers halten 43 Prozent der Befragten einen „starken Mann“ für „sehr“ oder „ziemlich“ wünschenswert. Wenn man das noch ein bißchen manipuliert ist man schnell bei den Erdoganschen 51 Prozent. Und 23 Prozent aus der Umfrage wollen raus aus der Demokratie hin zu einem autoritäreren System. Das wertet der Leiter der Studie als „extrem hoch“.

Nun bin ich bekanntermaßen nicht der größte Freund der Demoskopen, aber diese Ergebnisse sind schon erschreckend. Auch zeigen sie mir, daß man die erhöhte Popularität solcher starken Persönlichkeiten doch nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, selbst wenn man an die Standhaftigkeit der demokratisch verfaßten Systeme glaubt und durchaus auf sie vertrauen darf. Offensichtlich unterschätze ich die Anziehungskraft dieser eigentlich hauptsächlich lächerlichen Typen wie Putin, Trump, Erdogan, Jong-un, Gauland, Höcke, Wilders und Le Pen. Und ich überschätze die Fähigkeit der Menschen, diese armseligen Witzfiguren als solche zu erkennen. Ein eigentlich schlechtes Vorbild wirkt demnach wohl nicht zwangsläufig abschreckend, sondern kann sogar attraktiv sein. Deshalb müssen wir doch mehr Obacht geben und öffentlich Widerstand zeigen und artikulieren.

Es bleibt eben ein ewiges Dilemma der Demokratie, daß man dem überwiegend dummen Volk ihr Schicksal anvertraut. Es gibt jedoch kein besseres System, das immer einen derart wirkungsvollen Schutz vor Diktatoren bietet. Aber auch die beste Verfassung macht uns gegen solch‘ unheilige Entwicklungen nicht vollständig immun.

Es heißt also, wachsam zu bleiben. Denn Braunau ist überall und die Ausgeburten der Hölle wachsen beständig nach, wie der Hydra ihre Köpfe.

Und bei Österreich bleibt offensichtlich besondere Vorsicht angebracht. Der Boden ist fruchtbar noch. Wir brauchen aber definitiv keine Reinkarnation des „dreckijen Anstriekers“, wie ihn meine rheinische Oma so herrlich tituliert hat. Wir wollen es doch nicht wieder schuld sein, oder, liebe Ösis!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 28.05.2015

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Die FAZ vom 21.05.2015 druckte auf Seite 10 eine Ergebnisgraphik des Allensbachinstitutes ab, bei der in Prozentzahlen absteigend Themen aufgelistet sind, über die sich die Befragten vorgeblich in letzter Zeit häufiger unterhalten haben. Bei dem bekannten Urheber unterstelle ich, daß die Erhebung nach Regeln erfolgt ist, die zumindest nach Ansicht der Meinungsforscher das Prädikat „repräsentativ“ rechtfertigen. Wenn man dann aber die einzelnen Punkte der Rangfolge durchgeht, staunt man und beginnt zu zweifeln.

Das erste, also meistbesprochene Thema „Wetter“ glaubt man aber sofort. Auf Rang zwei folgt dann jedoch „Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer“. Wären die Themen allein aus den Bereichen des politischen und klimatischen Weltgeschehens ausgewählt, regte sich bei mir nicht unbedingt Widerspruch, wenngleich ich der Meinung bin, daß ein Thema wie „Zuwanderung nach Deutschland“(Rang 6) eigentlich immer vor dem kriminellen Mittelmeerdrama rangieren müßte, da erfahrungsgemäß dem Menschen das Hemd näher ist als der Rock, ihn also die Geschehnisse in der Nachbarschaft mehr interessieren als die in großer Entfernung. Außerdem bezweifele an dieser Stelle die Repräsentativität, da ich überzeugt davon bin, daß mindestens die Hälfte der Bevölkerung sich um das mediterrane Flüchtlingselend in keinster Weise schert, es vielleicht noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hat. Für mich gänzlich unglaubwürdig wird es dann, wenn man sieht, daß erst auf Rang 3 „Familie, Beziehung, Kinder“ erscheint, gehörte es doch mutmaßlich an Nummer eins, noch vor das Wetter und jedenfalls vor die Bootsflüchtlinge. Auch daß „Staus und Baustellen“(Rang 10) erst hinter „Situation in Griechenland“ und „Krieg zwischen Russland und Ukraine“ auftauchen, geht für meine Begriffe an der Realität der Bureau- und Kneipengespräche meilenweit vorbei. Im übrigen dürfte selbst in einem Themenauszug der Kandidat für vordere Plätze „Fußball“ nicht fehlen.

Nun will ich meine Leser nicht mit weiteren Einzelheiten langweilen, und es ist wohl auch deutlich geworden, daß Bedenken angebracht sind. Was aber sollen solche Erhebungen bringen, die a prima vista gravierende Unplausibilitäten aufweisen, und von denen ich überzeugt bin, daß sie nicht die Realität über alle des Lesens mächtige Deutsche wiedergeben. Frau Noelle-Neumann, lebte sie noch, würde mir sicher nicht nur vehement widersprechen, sondern auch gute Argumente für die Richtigkeit des Ergebnisse anzuführen haben, sie stünde aber mit ihrer Überzeugungsarbeit bei mir ohnehin auf verlorenem Posten.

Wie ich überhaupt die Sinnhaftigkeit solcher Umfragen in unkommentiertem Zustand nicht erkennen kann. Als solide, so es so ist, Grundlage für seriöse wissenschaftliche Untersuchungen aber mögen sie durchaus ihre Berechtigung haben. Bei den Allensbachern aber liegt es anders. Sie kommentieren ihre Erhebungen gleich durch einen Mitarbeiter selbst, im vorliegenden Falle heißt dieser Dr. Thomas Petersen. Und, welch Wunder, Zweifel finden sich in dem Kommentar nicht, dafür aber ausschmückende, ins Vermutende – m. E. ganz dünnes Eis – gehende Interpretationen. Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, wird gesagt. Besser kann man meine Bedenken nicht in Worte fassen. Und meine Leib-und-Magen-Zeitung frage ich, ob man solchen Politik- und Meinungsmachern, denn das sind die Insititutler meiner Meinung nach und gerade nicht seriöse und unabhängige Meinungsforscher, fast die gesamte Rückseite des Hauptteiles überlassen muß. Ist das nicht wider die Journalistenehre?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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