Stell‘ dir vor, es ist Sport, und keiner geht hin!
Deutschlandweit sind Turnhallen eine beliebte Lösung, um unsere Einwanderer zu beherbergen. Als die Welle im Sommer letzten Jahres über uns hereinbrach, konnte ich diese Vorgehensweise – bei Naturkatastrophen zum Beispiel sind solche Gebäude auch immer die erste Wahl – noch verstehen. Außerdem wurde vielerorts der Umstand genutzt, daß die Kinder in den großen Ferien weilten und die zumeist zum Schulgelände gehörenden Sporttempel ohnehin – von eingemietetem Breitensport vielleicht abgesehen – verwaist waren. Konsequent fand ich es dann, daß mit Beginn der Schule die betroffenen Menschen in andere, zwischenzeitlich errichtete Unterkünfte umquartiert wurden.
Offenbar ist das aber bei weitem nicht überall gelungen. Umgekehrt sogar wird aktuell in meinem Viertel erwogen, die Aula und Sporthalle einer Realschule mit Asylanten zu belegen. Hier sträubt sich bei mir etwas. Solange es andere Möglichkeiten gibt – und die sind vorhanden -, bin ich der Meinung, daß unsere Kinder ein Recht auf einen raumtechnisch und sonstig ungestörten Schulablauf haben. Die Unfähig- und Hilflosigkeit erwachsener Verantwortlicher darf nicht auf dem Rücken unserer Schüler ausgetragen werden. Und angesichts der, zum Teil sogar nachvollziehbaren, Problematiken, die sich in und an solchen Notquartieren entwickeln können, ist die Vermeidung einer derartig engen und vielleicht sogar besorgniserregenden Nachbarschaft allein schon aus Schutzaspekten angezeigt.
Daß diese Meinung nicht von allen vertreten wird, mußte ich neulich im Gespräch mit einem guten Freund erkennen, der diese Art der Unterbringung nicht nur nicht zu beanstanden hatte, sondern vielmehr guthieß, mit dem Argument, die Kinder sollten ruhig mitbekommen, was die nahe und ferne Welt im Moment an Schwierigkeiten hat und bewältigen muß.
Dem kann ich nicht folgen. Keinem Kind dürfte die Situation verborgen bleiben. Viele sitzen inzwischen neben einem Einwandererkind im Klassenraum und sind so jeden Tag gehalten, diese neuen Schulkameraden zu integrieren. Viele andere erleben, wie ihre Eltern allein oder im Kirchen- und Vereinsumfeld sich für Asylanten ehrenamtlich engagieren. Und der Rest erfährt es aus Presse, Funk und Fernsehen. Auch das zumeist veränderte Stadtbild kann ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. Es ist also in jeder Hinsicht dafür gesorgt, daß unsere Kinder nicht von der Wirklichkeit ferngehalten werden, was unbestritten falsch wäre. Aber bestimmte Schutzräume – und dazu gehört in meinen Augen die Schule – sollten erhalten bleiben. Es besteht keine pädagogische Notwendigkeit, durch Aufhebung dieser Grenzen unseren Schülern die Augen für die Realitäten zu öffnen. Die geschützten Areale dienen obendrein allen Schülern, also auch den neu hinzukommenden.
Ein Nebeneffekt darf nicht aus dem Auge verloren werden. Sportliche Betätigung dient nicht nur der Gesundheit unserer Schüler, sondern auch ihrer charakterlichen Bildung. Und in welchem Bereich ist es leichter, Sprach- und Kulturgrenzen zu überwinden, sich spielerisch näher zu kommen und ungezwungen Gemeinschaft zu erfahren und zu schaffen! Unsere Stätten des Sports sollten deshalb zu diesem Behufe weitestgehend verfügbar bleiben.
Deshalb muß es heißen: Stell‘ Dir vor, es ist Sport, und die Turnhalle ist frei!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf