Lange habe ich mich dem Handy verweigert. Berufliche und private Umstände gaben mir aber im Jahre 1996 Veranlassung, meine Haltung aufzugeben. Das ist bereits rund zwanzig Jahre her. Über eine lange Zeit diente mir der mobile „Sprechende Knochen“ – oh, wunderbarer Catweazle -einzig zum Telephonieren. Die Periode der aufkeimenden SMS ging nahezu spurlos an mir vorüber, weil ich zunächst überhaupt nicht mit der Nummerntastatur, der man über die Mehrfachbelegungen wohl auch das gesamte Alphabet entlocken konnte, zurechtkam. Selbst als mir dies leidlich gelang, war der Kurznachrichtendienst nicht mein Freund, weil ich weder die Groß- und Kleinschreibung und Umlaute noch die Interpunktion beherrschte und im übrigen bis heute nicht weiß, ob das überhaupt perfekt möglich war. Jedenfalls waren die Nachrichten, die ich erhielt, überwiegend auch kein Beweis dafür.
Nachdem dann meine heranwachsenden Kinder längst über ein Smartphone verfügten, und ich noch wegen des mühsam eingeübten, leidlichen Bedienvermögens ein bestimmtes Klapp-Handy verteidigte und Altbestände aufkaufte, weil ich noch in Zeiten der Beständigkeit groß geworden bin, hat mich irgendwann und seit einer gefühlten Ewigkeit das iPhone überzeugt, welches ich in mehreren Generationen nunmehr täglich nutze. Auch der Spruch meiner Kinder, die in jungen Jahren bereits Apple-Fans wurden und Nutzer dieses edlen Designproduktes werden durften, „Vati, das ist kein Handy, sondern ein iPhone!“ ist mir zwischenzeitlich nicht nur fast in in Fleisch und Blut übergegangen, sondern hat mich auch zutiefst überzeugt. Da können die Samsung-Jünger und andere noch so jaulen und feixen, Steve Jobs ist etwas Einzigartiges gelungen. Was auch immer die Dinger im Highendbereich zu vollbringen vermögen, für alle Grundanwendungen ist jeder Depp geeignet. Mails, WhatsApps, SMS, kurze Internetrecherchen, Niederschlagsradar, Schrittzähler, FußballApp, Eurosport, Spiegel-Online, das komplette Adressverzeichnis, BankApp, Kalender, Geburtstage, ToDo-Liste, Kamera und vieles mehr, das alles bietet mir ein kleines Gerät, welches in der Innentasche meines Sakkos weniger aufträgt als meine Brieftasche.
Und jetzt sitze ich zum ersten Male mit einem von meinem Handy – pardon, iPhone – produzierten Hotspot mitten in Frankfurt-Bockenheim beim Italiener auf dem Bürgersteig, warte auf einen Termin und schreibe auf dem batteriebetriebenen Laptop so ganz nebenbei online diese Kolumne. Was für eine (friedliche) Revolution! Da fragt man sich unwillkürlich, ob das in dieser Geschwindigkeit oder sogar schneller weitergeht und was wir noch so erwarten dürfen. Vieles ahnen wir nicht einmal und das ein oder andere wird uns gleichsam vom Hocker reißen. Ob man es für einen Segen oder einen Fluch hält, wird die Entwicklung in keinster Weise beeinflussen oder gar aufhalten. Wenn ich aber gleich auf den „Veröffentlichen“-Knopf drücken werde, wird es ein ganz besonderes Erlebnis für mich sein.
Ein Hoch auf die neue Welt, wenn sie der Mensch behüt‘, bewacht!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf