Ein Wolff macht noch kein Wintermärchen.
Über eine längere Zeit sportliche Höchstleistungen zu erbringen, scheint ausgesprochen schwierig bis unmöglich zu sein. Und während es in Einzelsportarten nur auf das Individuum und seine Verfassung ankommt, müssen in Teamsportarten viele Einzelne im Vereine ihr Bestes geben können und obendrein so harmonieren bzw. ineinandergreifen, daß die Mannschaft insgesamt die Spitzenklasse markiert. Solche Glückskonstellationen sind dann häufig Jahrhundertereignisse, die sich nicht so einfach wiederholen lassen.
Wenn wir also die Einbrüche von zum Beispiel Tennis- und Golfspielern oder Skispringern erleben, dürfen wir uns doch überhaupt nicht wundern, wenn dies Mannschaften im Hand- oder Fußball gleichermaßen widerfährt. Wir werden eher Zeuge der Regel denn der Ausnahme.
Umso weniger ist es zu begreifen, daß alle immer ganz entsetzt sind, wenn sich das Wahrscheinliche, nämlich das Scheitern, dann auch genauso realisiert. Aber es ist wohl der klassische Menschheitstraum, daß das Unmögliche Wahrheit wird, und dieses Hoffen scheint unausrottbar. Mit jedem großen Ereignis keimt das Gefühl der Unschlagbarkeit erneut auf, unabhängig davon, wieviele Rückschläge es im Vorfeld gegeben haben mag.
Panem et circenses!
Nichts anderes findet hier statt. Während wir nämlich in allen anderen Lebensbereichen, an denen wir teilhaben oder die wir beobachten, wie selbstverständlich die Fehlbarkeit des Menschen auch und gerade aus eigener Erfahrung wohlwissend mit einplanen, brauchen wir, um unsere Zuversicht zu erhalten und am Leben zu bleiben, Spielfelder, auf denen die Grundregeln temporär außer Kraft gesetzt werden. Daraus schöpfen wir Kraft für den realistischen Alltag, in dem das Fehlen zur Tagesordnung gehört.
Mit einem Weltklassetorhüter wie Wolff gewinnt man also keine Handball-WM, wenn die Mannschaft nicht gleichermaßen agiert. Und wenn die anderen obendrein auch noch mit einem „Wolff“ zwischen den Pfosten aufwarten können, dann entscheiden Nuancen. Das alles aber spielt sich auf höchstem Niveau ab.
Nehmen wir das als Ansporn und gleichzeitig als prophylaktische Entschuldigung für unsere Lebenswirklichkeit. Es wird uns nicht alles gelingen, aber wir sollten es jedesmal wieder versuchen.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf – mit (nur!?) einem „f“