wolfsgeheul.eu vom 12.12.2017

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Ein gescheiterter Mitstreiter wird zum Erneuerung versprechenden „Hoffnungsträger“.

In Sachsen erleben wir zur Zeit den gleichen Schwachsinn wie in der Bundes-SPD! Der gerade als Direktkandidat bei der Bundestagswahl dem AfD-Direktkandidaten unterlegene Michael Kretschmer wird von der Station als langgedienter, verantwortlicher Generalsekretär mit rund neunzig Prozent zum neuen Vorsitzenden der sächsischen CDU heraufgewählt und am morgigen Mittwoch mutmaßlich zum Ministerpräsidenten des wider jede Realität fürderhin stolz ignoranten Freistaates auf dessen höchste Stufe geadelt. Neuanfang sieht anders aus!

Schlau sein ist schon schwer, aber schlau werden scheint noch schwieriger zu sein! Die Sachsen sind diesbezüglich ein besonderes Völkchen. Beratungsresistenz bekommt dort ein Gesicht.

Deshalb verwundert es auch nicht, wie die Freie Presse am vergangen Sonntag/Montag den neunzigsten Geburtstages des DDR-Pendants zu unseren Valeriens, Kürtens und Faßbenders, Heinz Florian Oertel, anläßlich seines 90. Geburtstages würdigt. Wörtlich schreibt sie: „Unterstellungen, er habe
oft die Nähe zu den diktatorischen Sportfunktionären der DDR gesucht oder für die Stasi gearbeitet, weist er zurück.“ Alles, was man im Internet dazu recherchieren kann, weist nämlich darauf hin, daß wahrscheinlich keine Zweifel daran bestehen, daß Oertel als GMS(Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit) unter dem Decknamen „Heinz“ für die Staatssicherheit tätig war. Über den Umfang seiner Mitarbeit läßt sich allerdings eine endgültige Klarheit nicht mehr gewinnen, weil die Akte nur erstaunlich wenige einunddreißig Blätter umfaßt. Der Sporthistoriker Giselher Spitzer wird in einem Spiegel-Artikel vom 15.11.1999 dazu zitiert mit den Worten „Das ist die dünnste IM-Akte, die ich je gesehen habe.“. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt!

Wenn das ehemalige Parteiorgan Freie Presse hier nicht willens ist, in Beachtung der journalistischen Wahrheitspflicht klarer Position zu beziehen, braucht man sich über nichts anders im Freistaat mehr zu wundern. Diese Unbelehrbarkeit trifft eben den Nerv der Leser. So tickt Sachsen!

Glück auf, Herr Kretschmer! Zuhause ist es doch immer am schönsten. Ob es aber richtig ist, im eigenen Saft zu schmoren und möglicherweise unterzugehen, mag dahingestellt bleiben. Mein Wunsch für Sachsen in neuem Gewand wäre ein anderer.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 16.11.2017

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Turbo rückwärts!

Da sage nochmal einer, Politiker schielten nicht nach Stimmen, sondern verfolgten einen eigenen Plan, der, ob populär oder nicht, letztlich zu einer Verbesserung einer bestimmten Situation führt!

Grundsätzlich gilt natürlich, daß wer als verantwortlicher Lenker von größeren Einheiten nicht bereit ist, durch ein Tal der Tränen zu gehen, sprich bewußt das Risiko einzugehen, eine Zeit lang nicht geliebt zu werden, auch nichts Gutes erreicht. Die Wirtschaft macht solche schwierigen aber meist notwendigen Prozesse jeden Tag vor. Aber unsere Parteiendemokratie funktioniert leider anders.

Als man in den Alten Bundesländern damit begann, das achtjährige Abitur einzuführen, war das genau ein solcher Moment. Die Idee jedoch, unsere im Vergleich zu unseren Nachbarn und der Welt zu langen Schulzeiten zu straffen und damit im Sinne der Rentenkontinuität gleichzeitig die Lebensarbeitszeit zu verlängern, rechtfertigte diesen Schritt nicht nur, sondern forderte ihn geradezu. Dabei war klar, daß man im Zeitalter der Helikopter-Eltern mit diesem Vorhaben auf massive Gegenwehr stoßen würde. Aber die zu überwinden und langfristig mit dem Ergebnis zu überzeugen, stellte exakt die Herausforderung dar, die angenommen werden mußte, will man nicht den Anschluß verlieren. Anstatt aber Standvermögen zu beweisen und letztlich einen Durchbruch zu erzielen, fällt man nun der Reihe nach um. Die aufgebrachte Volksseele soll beruhigt werden. Koste es, was es wolle.

Jetzt legt auch die neue FDP-Kultusministerin in NRW entsprechende Pläne vor. Stehen aber nicht die neuen Liberalen für ein effizientes und wirtschaftlich geprägtes System auch in der Bildung!? Grundsätzlich schon, aber wenn der Wähler es nicht goutiert, muß man halt umsteuern. Im Politikerjargon heißt das wahrscheinlich verniedlichend Feintuning.

Mir ist und bleibt die ganze Aufregung unbegreiflich. Gibt es doch zwei Bundesländer mit Sachsen und Thüringen, die seit dem Jahre 1949 problemlos das achtjährige Abitur pflegen. Und das Ergebnis kann sich im Ländervergleich bis heute mehr als sehen lassen. Warum nimmt man sich die beiden nicht bundesweit als Vorbild und zieht die Sache gnadenlos durch?

Lindner hat gerade am vergangenen Dienstag in der FAZ ein Ende des Kooperationsverbotes gefordert. Sollte Jamaika zustandekommen, können wir also auch vom Bund keinen korrigierenden Einfluß erwarten. So bleiben dann die zwei östlichen Freistaaten in Bezug auf das Lyzeum Inseln der Glückseligkeit. Nicht blöd also die Idee, seine Kinder dort ihre gymnasiale Phase durchleben zu lassen. Wäre man doch in diesen beiden Ländern auch sonstig attraktiv! Dann könnte man sogar an ein dauerhaftes Leben in diesem an sich schönen Teil Deutschlands denken.

Aber im restlichen unseres Landes verordnet uns die Bildungspolitik wohl den „salto mortale“. Angst essen Seele auf!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Den klugen Köpfen in meiner Leserschaft, die die FAZ lesen, sei gesagt, daß obige Kolumne bereits am vergangenen Dienstag verfaßt worden ist. Insofern verweise ich erfreut und gerne auf die Rubrik „Bildungswelten“ der heutigen Ausgabe auf Seite 8 mit zwei lesenswerten Artikeln zum gleichen Thema, die teilweise einen ähnlichen Ansatz verfolgen.

 

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