wolfsgeheul.eu vom 30.07.2015

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Gestern habe ich die potentielle Gewalt gegen Menschen beklagt, nur weil sie religiöse Symbole einer anderen Religion offen zur Schau tragen. Auf deutschem Boden – und nur darauf haben wir Einfluß – ein absolut unduldbares Verhalten.

Daß wir es in diesem Zusammenhang immer mit extremen Anhängern und Verfechtern der jeweiligen Glaubensrichtung zu tun haben liegt genauso auf der Hand wie die Tatsache, daß die Mehrheit der Gläubigen aller Religionsgemeinschaften friedlich ihren Glauben lebt und trotz klarer Positionierung und gegebenenfalls sogar Abgrenzung dem Andersgläubigen jedenfalls nicht nach dem Leben trachtet, sondern ihn letztlich gewähren läßt.  So soll es sein, mehr kann und sollte man nicht verlangen. Solange es zu keinen Übergriffen kommt, braucht es sogar nicht zwingend Nächstenliebe, so sehr dies auch zu wünschen wäre.

Was also Menschen in den Haß treibt, ist immer eine extremistische Haltung, und das gilt im religiösen wie im weltlich ideologischen Bereich gleichermaßen.

Heute lesen wir von einer Anklage in Israel gegen zwei Mitglieder der jüdischen „Hügeljugend“, die einen Brandanschlag auf ein im israelischen Tabgha gelegenes Benediktinerkloster verübt haben sollen. Ganz aktuell wird von einem Anschlag in Jerusalem auf Teilnehmer eines Homosexuellen-Umzuges berichtet, bei dem sechs Menschen zum Teil schwer verletzt wurden; der mutmaßliche Täter wird der ultraorthodoxen Seite zugerechnet. Gewalt gegen Juden ist demnach keine Einbahnstraße. Gerade im Islam und im Judentum sind extremistische Haltungen, die leicht auch in Gewalt umschlagen können, verbreitet, während das Christentum der Neuzeit eher friedlich daherkommt. Was haben die anders gemacht?

Ein entscheidender Punkt dürfte die hierarchische Ordnung und Führungsstruktur der christlichen Kirchen sein, die sich so weder im Judentum noch im Islam finden läßt, so daß dort auch keine einheitliche Linie besteht, geschweige denn, daß es eine Instanz gäbe, die Teilstrukturen in die Schranken weisen könnte. Die gibt es aber im Buddhismus auch nicht, und trotzdem fallen seine Anhänger nicht durch Extremismus auf, was aber wohl daran liegt, daß in ihm die Ablehnung von Radikalismus verankert ist; außerdem befindet man sich nicht im Wettstreit um den einen Gott, wie die anderen drei.

Religiös motivierte Aggression kann demnach nur beendet werden, wenn alle die Gewaltfreiheit als oberstes Gebot postulieren und anerkennen. Die „Zeit“ zitiert Papst Franziskus mit folgender Aussage: „Niemand soll meinen, er könne sich hinter Gott verstecken, während er Gewalttaten und Übergriffe plant und ausführt. Niemand nehme die Religion zum Vorwand für seine Taten, die der Würde des Menschen und seinen Grundrechten entgegen stehen.“. Wenn alle Glaubensrichtungen der Welt diese Sätze unterschrieben und über deren Einhaltung wachten, hätten wir diesbezüglich Klarheit und mutmaßlich Ruhe.

Welche Weltinstanz könnte hier helfend eingreifen und etwas bewirken? Mir fällt nur die UNO ein, für die es die vornehmste Aufgabe sein sollte, einen weltweiten Wertekanon durchzusetzen. Auch wenn es genügend andere Gründe für Gewalt, Zwietracht, Krieg und Terrorismus wie Territorien, Rohstoffe, Nahrungsmittel etc. gibt, die ebenso geklärt und befriedet gehören, scheint mir der Religionsfrieden auf der Welt die Hauptgrundlage für einen Weltfrieden zu sein. Und so viel muß Ban Ki-moon gar nicht tuen. Es reicht doch vielleicht schon die verpflichtende Lektüre mit weltweiten Aufführungen in der jeweiligen Landessprache von Lessings „Ringparabel“. Dieses Stück ist fast 240 Jahre alt und der Beginn der Aufklärung liegt rund 300 Jahre zurück! Wie lang braucht denn die Menschheit, um aus einfachen, bildhaften Geschichten die richtigen Schlüsse zu ziehen!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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