wolfsgeheul.eu vom 04.04.2017

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Bisher habe ich Mark Rothko wahrscheinlich nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die ihm gebührt.

Während mich das Blau von Yves Klein, welches einen fast schon blendet, immer wieder beeindruckt, ziehen mich Rothkos monochrome Werke eher weniger in ihren Bann. Schon am vorletzten Wochenende bei meinem Besuch des Museum Ludwig in Köln haben mich aber nicht nur die Farbexplosionen von Richter begeistert, sondern auch ein zweifarbiger Rothko.

Was hat diesen Wandel bewirkt? Allein die vorangegangene Lektüre der Novelle von Joost Zwagerman mit dem Titel „Duell“, die sich um ein Bild von Rothko rankt! Ein großartiges Buch und ein kurzes aber aufregendes Lesevergnügen, das meine Augen geöffnet und Sehgewohnheiten verändert hat. Mehr will ich nicht verraten. Meine Kolumne ist daher heute eher ein Lesetipp.

Wer also mit Rothko bis heute auch nicht so viel anfangen konnte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Die Rothkofans werden sich bestätigt fühlen aber nicht minder Spaß an dem Bändchen haben.

Lesen bringt Farbe ins Leben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 28.03.2017

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Wie kann man am besten dem Alter begegnen? Mit Farben!

Wenn man sich einer Seniorenresidenz nähert, nimmt die Rollatorendichte signifikant zu. Dieses Phänomen wird begleitet von einem zweiten. Die ihre Steh- und Gehhilfe steuernden Alten sind überwiegend vom Grau der Straße kaum zu unterscheiden, weil sie sich erdfarben oder gar ebenso gräulich kleiden. Es scheint, als ginge mit dem Ergrauen des Haares eine nämliche Farbveränderung der Bekleidung einher. Eine Form von Altersmimikry und möglicherweise die vorauseilende Einstellung auf das irdene Ende!

Das bedeutet jedoch im Umkehrschluß, daß jeder Senior, der weiterhin Mut zur Farbe beweist, ohne sonstiges Zutun automatisch aus der Masse seiner Altersgenossen wohltuend heraussticht. Es hat etwas Lebensbejahendes, wenn man trotz des absehbaren Abtretens dem fürderhin bunten Leben einen Farbklecks hinzufügt und damit Teil der farblichen Vielfalt bleibt, statt sich ins Grau des Alters zu fügen und damit vorab ins Nichts zu absentieren.

Genau dieser Methode frönt erfeulicherweise auch der 85-jährige Gerhard Richter. Jedem – also Alt und Jung – sei daher der umgehende Besuch der Sonderausstellung – nur noch bis zum 1. Mai! – im Museum Ludwig zu Köln angeraten, die 26 abstrakte Bilder, allesamt entstanden im letzten Jahr, zeigt, die ein selten dagewesenes Farbfeuerwerk zünden und eine Tiefe sowie Interpretationsvielfalt sondergleichen aufweisen. Das ist nicht verkopft und trist. Es ist vielmehr mitreißend und vital. Das ist das pralle Leben.

Und wenn das Alter farbig bleibt, macht das Hoffnung für alle und läßt es nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch und gerade dessen Anblick für die Jüngeren viel besser ertragen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Morgen werde ich in Mönchengladbach den aufstrebenden Nachwuchspianisten Joseph Moog mit einem Soloprogramm erleben dürfen. Meine Erwartung richtet sich auf ein spannendes Konzert. Restkarten sind wohl noch erhältlich.

 

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