wolfsgeheul.eu vom 25.11.2015

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Ein kleines Intermezzo vom Karnevals-Wolf!

Gestern habe ich mit einem Freund gescherzt. Wir sind zuständig für die Beschaffung von Karten für eine sehr beliebte Karnevalssitzung. Nachdem ich ihm begeistert mitgeteilt hatte, daß es mir unerwartet mühelos gelungen war, das gewünschte Kontingent zu sichern, rechneten wir uns spaßeshalber reich und philosophierten darüber, den Freunden zu erzählen, wie schwierig es gewesen sei, die Tickets zu ergattern, und daß wir leider den doppelten Preis auf den Tisch des Hauses hätten blättern müssen. Der Einwand, der Preis sei aber auf den Karten aufgedruckt, was es uns mangels weiteren Nachweises erschweren würde, den Aufpreis glaubhaft zu machen, warf uns aus den Träumen, umsonst feiern zu können. Mit Bedauern stellten wir fest, daß es keine „Damenkarten“ mehr gibt. Das wäre für unser Vorhaben ideal gewesen.

Die Damenkarte! Welch herrliche Erfindung unserer Vorväter! Das waren noch Zeiten, als man zum Essen einlud, und die Gäste nicht mit etwas Profanem wie den Preisen der dargebotenen Speisen belästigt und vor allem verunsichert wurden. „Fühlt euch frei in eurer Entscheidung“, eine freundliche Aufforderung, die für einen gut erzogenen, bescheidenen Menschen, der niemals die Karte von unten her liest, wie Hohn klingt. Wenn man aber gar nicht weiß, was der eigene Geschmack kostet, dann kann man diesem hoffentlich ernst gemeinten Angebot viel leichteren Herzens nachkommen, auch wenn man sicherlich weiß, daß ein Steak teurer als ein Schweinsbraten ist. Und gerade in hochpreisigen Lokalitäten kann einem der Preis doch bekanntermaßen fast den Appetit verderben. Diesem Gefühl nachzugegeben, dürfte uns schon so manches kulinarische Spitzenerlebnis vereitelt haben.

Warum gibt es also diese vornehme Art der Auswahlpräsentation nicht mehr?

Verständlich scheint, daß in Zeiten der Gleichberechtigung die geschlechtsbezogene Handhabung nicht mehr sachgerecht ist, wenngleich man der Ehrlichkeit halber eingestehen muß, daß auch früher schon nicht selten in Wirklichkeit tatsächlich eine Frau bezahlt hat. Wir Älteren erinnern uns mit Schmunzeln an so manche Verrenkung, mit der der Schein gewahrt und dem starken Mann heimlich das Geld untergeschoben wurde.

Aber was spricht dagegen, das Institut der preislosen Karte in den Fällen beizubehalten, in denen bekannt ist, daß eine bestimmte Person am Tisch allein die Zeche übernehmen wird? Eine solche „Gästekarte“ würde die Eingeladenen viel entspannter die herzliche Gabe des Gastgebers genießen lassen. Also, liebe Frauen, zurück zu den guten Wurzeln! Oder wollt ihr etwa, daß wir sehen, was wir euch wert sind!?

Und bei dieser Gelegenheit: Liebe Gastwirte der gehobenen Schiene, bittet uns zur Bezahlung der Rechnung einmal wieder vom Tisch weg, statt uns unterschiedlichste doofe Behältnisse vor die Nase zu stellen. Geld ist zu profan, um an der Tafel des Genusses gewechselt zu werden. Außerdem eine gute Gelegenheit, um einzig dem Financier den leidigen Akt mit einem Schnäpschen aufs Haus zu versüßen bzw. zu erleichtern!

Altmodisches gehört zuweilen angepaßt, aber nicht immer abgeschafft.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Karnevals-Wolf

P. S.: Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Die Sitzungskarten kosten inklusive Vorverkaufsgebühr 27,50 Euro, und nicht mehr müssen die Freunde zahlen. Besorgen war gratis! Ehrlichkeit kann auch eine Beschränkung  darstellen! Dafür braucht man aber keine Angst vor Spiegeln zu haben.

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wolfsgeheul.eu vom 11.11.2015

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Helau und Alaaf!

Die Kanervalssession 2015/2016 ist eröffnet! Wer heute um 11:11 Uhr nicht live auf dem Heumarkt oder im WDR-Fernsehen den Countdown in Köln verfolgt hat, dürfte eher kein Rheinländer im Herzen sein oder in einer wichtigen Sitzung gesessen haben, die er nicht geleitet hat und deshalb nicht unterbrechen konnte. Und die Zeit bis zum Aschermittwoch am 10. Februar 2016 ist dieses Mal so kurz, daß ich leider meine Kolumne bis dahin einstellen muß. Mein nichtkarnevalistisches Alter ego hat sich aber erfreulicherweise bereit erklärt, den karnevalistischen Wolf zu vertreten.

Karneval ist eine Zeit, in der nicht nur einfach gefeiert und das Leben gelebt wird, sondern durchaus auch und gerade die Möglichkeit besteht, einmal Klartext zu sprechen und den Mächtigen friedlich aber unverhohlen ans Bein zu pinkeln und sie zu entlarven.

Einen Tag nach dem seligen Tod des Altkanzlers, Helmut Schmidt, wird um so deutlicher, was für ein Vakuum seine politische Generation hinterlassen hat. Wo sind die Menschen dieses Formats hin? Stirbt hier gar eine ganze Klasse aus? Gibt es sie wirklich nicht mehr? Ich glaube das nicht! Sie gehen nur nicht mehr in die Politik, hauptsächlich, weil es dort – und das ist a priori noch keine Gier – nichts zu verdienen gibt bzw. die Bezahlung in keinem Verhältnis zur Arbeit und Verantwortung steht. Das war aber vergleichsweise immer so, nur waren die Unterschiede zur Arbeit im außerpolitischen Bereich damals noch nicht so eklatant, so daß es leichter fiel, Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn das mit Einbußen verbunden war. Ein auskömmliches Leben war – wie heute unbestritten immer noch – gesichert und wurde durch das Ansehen und den Reiz der Aufgabe mehr als aufgewogen. Auch das Bohren dicker Bretter im demokratischen Prozeß gestaltete sich einfacher. Charismatischen Führungsfiguren gestattete man und sie gestatteten sich nämlich, die Richtung vorzugeben und zu bestimmen. So konnte etwas vorangebracht werden, wobei das Gemessenwerden am Erfolg schon immer ein erhöhtes Risiko barg, gestürzt oder abgewählt zu werden. Heute dagegen wird alles bis zur Ohnmacht zerredet, dann kaum noch ein Risiko eingegangen, und mangels echter Alternativen bleibt man selbst bei Erfolgslosigkeit im Amt. Eine genauso hilflose und feige, wie verlogene Veranstaltung! Reaktion statt Aktion und affektives Handeln, ohne erkennbare, geschweige denn durchgehaltene Linie, immer kurzfristig auf den nächsten kleinen Erfolg getrimmt. Kein großer Wurf, keine unpopulären Entscheidungen. Und wer es anders, besser machen will und könnte, wird durch dieses paralysierte, auf sich selbst bezogene System abgeschreckt, selbst wenn er bereit wäre und Spaß daran hätte, Verantwortung für sein Land zu übernehmen, eine Eigenschaft, die allerdings auch allgemein mehr und mehr verloren zu gehen scheint, weil man in unserer Gesellschaft leider ebenfalls zurecht kommt, wenn man die anderen, die es aber nicht vermögen, machen läßt und sich lediglich um den eigenen Mikrokosmos bemüht. Und warum sollte man sich ohne Not in ein Umfeld begeben, daß sein Ansehen verspielt hat und es objektiv nicht mehr verdient hat, ein solches zu genießen!? „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, das färbt sonst ab!

So weit, so nachvollziehbar! Aber diese Verweigerungshaltung, der fehlende Altruismus, die mangelnde Disziplin, das verkrüppelte Pflichtbewußtsein sind es, die unserer Nation massiv schaden, und damit sägt jeder, der nur zuschaut, wie sich Nichtskönner abmühen und blamieren, an dem Ast, auf wir alle inklusive seiner sitzen. So enden wahrscheinlich Hochkulturen.

Ein tagesaktuelles Beispiel! Unser amtierender Bundesinnenminister kann ganz offensichtlich nicht viel und obendrein hat er keine Fortüne. Aber unabhängig von seinen Fähigkeiten! Wer hätte schon Lust, sich als ausgewachsener Minister wie ein Schuljunge fortan zum wöchentlichen Rapport vor die Regierungskoalition zitieren zu lassen, wie dies heute wohl die Spitzen von CDU, CSU und SPD beschlossen haben!?

Helmut Schmidt hätte das nur ein müdes Lächeln abgerungen und die Forderung ignoriert. Aber das genau ist der Unterschied, die Eigenschaft, die wir heute so schmerzlich vermissen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf(Karnevalsvertretung)

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