wolfsgeheul.eu vom 01.09.2016

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Selbst Kinder wünschen sich nicht, daß sie einen Troll hätten. Dafür ist dieses Fabelwesen nun doch zu häßlich, groß und unheimlich.

Gestern abend nun meldet sich mein Sohn aus dem heißen Kairo, wo er beruflich weilt, per WhattsApp – sind die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten nicht unglaublich und, richtig eingesetzt, wunderbar!? – und äußert die Vermutung, ich könne Opfer eines Trolls sein. Instiktiv schaute ich mich um, konnte aber im dunkleren Teil des Raumes niemanden entdecken. Aufkommende Sorge oder Ratlosigkeit vermied er aber mit folgendem Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur) .

Auch wenn es zu meiner Kolumne nicht ganz paßt, weil sich das Trollphänomen wohl eher in sozialen Netzwerken, Blogs oder Ähnlichem abspielt, meinte er also eine Person, die Kommunikation im Internet behindert, indem sie sich hartnäckig mit provokativer Art und destruktiver Zielrichtung immer wieder zu Wort meldet. „Wat et all jift!“, ruft der Düsseldorfer erstaunt aus. Früher nannte man so jemanden vielleicht „Querulant“. Jedenfalls müssen Menschen mit diesem Leiden über viel freie Zeit verfügen, was im Web nahezu rund um die Uhr bedeutet.

Warum erzähle ich das? Am gestrigen Tage trat über die Kommentarfunktion ein Thomas F. in Erscheinung und äußerte sich sowohl hinsichtlich meiner Person, als auch zu meiner vorgestrigen BAP-Kolumne gelinde gesagt kritisch und äußerst polemisch. Auf meine erste Reaktion, daß ich auf anonyme Zuschriften prinzipiell nicht eingehe, kam prompt der (angebliche) Nachname „Freytag“. Schade, dachte ich, der Thomas Freitag wäre mir lieber gewesen. Daraus entspann sich aber ein kleines Geplänkel, welches sich zu einer Kaskade von insgesamt sieben Kommentaren – nachzulesen unter dem Beitrag vom 30.08.2016 – ausweitete. Den letzten der Gegenseite – nur eine Fortsetzung der bisherigen – habe ich versehentlich bei der Transaktion, den Absender fortan in den Spam-Ordner umzuleiten, gelöscht. Während ich anfänglich noch dachte, ich hätte nur einen glühenden BAP-Fan beleidigt, der, weil BAP-Fan, die sonstigen Zusammenhänge nicht verstehen konnte, verdichtete sich mehr und mehr, daß es dem Schreiber nicht ausschließlich darum ging. Außerdem war es verblüffend, wie schnell er reagierte, was nur jemand kann, der mit seinem Computer verwachsen sein muß. Vielleicht war es also doch ein Troll? Mit Freude und um mir einen modern jugendlichen Anstrich zu geben, habe ich ihm vorsorglich  den Roten Hering  ><((((*> geschickt, so wie es die Wikipedia-Hausapotheke empfiehlt, um solche Typen zu brandmarken und abzuschütteln. Mir lag daran, diese neue Erfahrung mit meinen Lesern zu teilen.

Gleichzeitig mußte ich aber auch an meine Kolumne vom 22.02.2016 denken, in der ich die Art und Unzulänglichkeit unserer heutigen Kommunikation beklagt habe. Vielleicht ist nämlich das Trolltum verbreiteter als man denkt, und es ist gar nicht Oberflächlichkeit und Unfähigkeit, die Flut der Nachrichten korrekt zu verarbeiten, oder ein Mangel an Vermögen bzw. Willen, sich über Begrifflichkeiten und Themen zunächst ausreichend zu verständigen und zu synchronisieren, bevor man wild drauflos disputiert und doch eigentlich aneinander vorbeiredet!? Kann es sein, daß die Isolationsfolter im Computerkabinett letztlich erst den wunderlichen Eigenbrödler hervorbringt und fördert, der dann seinen aufgestauten Unmut im Netz verbreitet und an anderen wahllos ausläßt? Wenn dem so wäre, bekämen wir zwangsläufig und unaufhaltsam mehr Probleme. Sind das evtl. auch die verschrobenen Geschöpfe, die in allem und jedem eine Verschwörung vermuten? Und wie weit sind dann diese Personen davon entfernt, falls sie überhaupt noch ansatzweise am öffentlichen Leben teilnehmen, zum Beispiel die AfD zu wählen?

Ist also das umsichgreifende Trolltum von Internet-Junkies der Kern allen Übels in unserer leidenden verbalen und sonstigen Interaktion? Man sieht, daß das kleine lustige Intermezzo von gestern möglicherweise ein weites Feld öffnet. Es wird aber leider nicht viel geben, was dem entgegenzusetzen wäre. Vielleicht sollte man jedoch bei manchen gar nicht erst versuchen, zu argumentieren, weil es ohnehin keinen Sinn macht, da der Nörgler gar nicht bereit ist, sich überzeugen zu lassen. Er will nämlich nur Stänkern und sich nicht auseinandersetzen. Beherzigen wir demnach durchaus in geeigneten Fällen den Vorschlag aus der Kolumne vom vergangenen Montag, auch einmal die Hüllen der feinen Umgangsformen fallen zu lassen, und zeigen diesen Typen durch Ausgrenzung, wie weit sie sich von der Gesellschaft entfernt und selbst isoliert haben, und antworten einfach nur mit dem Roten Hering  ><((((*> . Gefällt mir irgenwie das Tier!

Gute Nacht, auch den rötlichen Heringsschwärmen, für die es nie zu spät ist, wenn sie sich unwohl, weil ausgestoßen, in und mit ihrer Rolle vorkommen, wieder auf schillerndes Silber zu wechseln!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 06.06.2016

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Lange habe ich mich dem Handy verweigert. Berufliche und private Umstände gaben mir aber im Jahre 1996 Veranlassung, meine Haltung aufzugeben. Das ist bereits rund zwanzig Jahre her. Über eine lange Zeit diente mir der mobile „Sprechende Knochen“ – oh, wunderbarer Catweazle -einzig zum Telephonieren. Die Periode der aufkeimenden SMS ging nahezu spurlos an mir vorüber, weil ich zunächst überhaupt nicht mit der Nummerntastatur, der man über die Mehrfachbelegungen wohl auch das gesamte Alphabet entlocken konnte, zurechtkam. Selbst als mir dies leidlich gelang, war der Kurznachrichtendienst nicht mein Freund, weil ich weder die Groß- und Kleinschreibung und Umlaute noch die Interpunktion beherrschte und im übrigen bis heute nicht weiß, ob das überhaupt perfekt möglich war. Jedenfalls waren die Nachrichten, die ich erhielt, überwiegend auch kein Beweis dafür.

Nachdem dann meine heranwachsenden Kinder längst über ein Smartphone verfügten, und ich noch wegen des mühsam eingeübten, leidlichen Bedienvermögens ein bestimmtes Klapp-Handy verteidigte und Altbestände aufkaufte, weil ich noch in Zeiten der Beständigkeit groß geworden bin, hat mich irgendwann und seit einer gefühlten Ewigkeit das iPhone überzeugt, welches ich in mehreren Generationen nunmehr täglich nutze. Auch der Spruch meiner Kinder, die in jungen Jahren bereits Apple-Fans wurden und Nutzer dieses edlen Designproduktes werden durften, „Vati, das ist kein Handy, sondern ein iPhone!“ ist mir zwischenzeitlich nicht nur fast in in Fleisch und Blut übergegangen, sondern hat mich auch zutiefst überzeugt. Da können die Samsung-Jünger und andere noch so jaulen und feixen, Steve Jobs ist etwas Einzigartiges gelungen. Was auch immer die Dinger im Highendbereich zu vollbringen vermögen, für alle Grundanwendungen ist jeder Depp geeignet. Mails, WhatsApps, SMS, kurze Internetrecherchen, Niederschlagsradar, Schrittzähler, FußballApp, Eurosport, Spiegel-Online, das komplette Adressverzeichnis, BankApp, Kalender, Geburtstage, ToDo-Liste, Kamera und vieles mehr, das alles bietet mir ein kleines Gerät, welches in der Innentasche meines Sakkos weniger aufträgt als meine Brieftasche.

Und jetzt sitze ich zum ersten Male mit einem von meinem Handy – pardon, iPhone – produzierten Hotspot mitten in Frankfurt-Bockenheim beim Italiener auf dem Bürgersteig, warte auf einen Termin und schreibe auf dem batteriebetriebenen Laptop so ganz nebenbei online diese Kolumne. Was für eine (friedliche) Revolution! Da fragt man sich unwillkürlich, ob das in dieser Geschwindigkeit oder sogar schneller weitergeht und was wir noch so erwarten dürfen. Vieles ahnen wir nicht einmal und das ein oder andere wird uns gleichsam vom Hocker reißen. Ob man es für einen Segen oder einen Fluch hält, wird die Entwicklung in keinster Weise beeinflussen oder gar aufhalten. Wenn ich aber gleich auf den „Veröffentlichen“-Knopf drücken werde, wird es ein ganz besonderes Erlebnis für mich sein.

Ein Hoch auf die neue Welt, wenn sie der Mensch behüt‘, bewacht!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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