Statt einen „Tag der Tenside“ zu feiern, der sich weltweit wohl ohnehin nicht durchsetzen ließe, hat die Firma Henkel einen grandiosen Einfall gehabt, um die internationale Expansion für ihre Kernmarke „Persil“ zu befördern und dem China-Effekt entgegenzuwirken, der ihr gerade gestern ein ordentliches Minus an der Börse bescherte.
Ausgangspunkt der Idee war, daß die Astronomen schon schon seit langem angekündigt haben, daß das normalerweise jährlich im August auftretende Sternschnuppenhäufungsphänomen für Deutschland in diesem Jahr wegen der Klimaerwärmung ausfallen werde. Genau in dieses Vakuum, welches Wissenschaftler, Hobbyastronomen, Lehrer, Eltern, Kinder in Schulklassenstärke und Rentner nahezu in die Verzweiflung stürzte, wollte die Henkel AG & Co. KGaA hineinstoßen und für Ersatz sorgen. Der Plan war, einen Raumtransporter gefüllt mit Persil-Megaperls in den Orbit zu schießen und flächendeckend in der der Nacht vom 12. auf den 13. August diesen Jahres zwischen Mitternacht und vier Uhr die Ladung über Deutschland nach und nach auszukippen, um Millionen von Sternschnuppen zu produzieren und den Menschen in der Bundesrepublik das Spektakel gleichwohl zu verschaffen. Ein besonderer Effekt, den die von Henkel angeheuerten, führenden Tenso-Techniker ausgeheckt hatten, sollte sein, daß exakt um 3:33 Uhr MEZ über deutschem Gebiet in riesigen, aus verglühenden Megaperls sich ergebenden Lettern der Schriftzug „Persil“ für genau 3,3 Sekunden sichtbar würde.
Ein Geschenk an das Kernland des Waschzwangs mit nahezu unschätzbarem Werbewert, der die Megaperls auch rund um den Globus weiter bekannt gemacht hätte. Die letzte Henkel-Kampagne für die Waschmittelkugeln „Megaperls, so stark und leicht, die schwimmen sogar in Milch!“, bei der ein als Kleopatra verkleidetes Model halbnackt in einer Marmorbadewanne lag, die mit Eselsmilch gefüllt war, auf deren Oberfläche dekorativ die bunten Kügelchen schwammen, hat eher geflopt. Die Menschen haben sie nicht verstanden, etwas das – wie ein Unternehmenssprecher später einräumte – sie mit der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern von Henkel einte. Die Werbeagentur erklärte im Nachhinein, es sei eine subtile Anspielung auf den alten Reim: „Harry Piel, sitzt am Nil, wäscht die Beene in Persil“ gewesen. Es hat ihr nichts genützt, der Auftrag ging verloren.
Mit der „Nacht der Persilien“ aber war man sicher, eine für alle verstehbare Aktion zu initiieren, die den exorbitanten Aufwand allemal lohnen würde. Wie wir heute wissen, ist der Plan nur mäßig aufgegangen. Die Sternengucker in unserem Lande haben weit weniger Sternschnuppen gesehen, als zu erwarten waren, und der Trick mit dem Schriftzug ist vollends mißlungen. Was ist geschehen? Der für die Umsetzung verantwortliche tensotechnische Leiter, Dr. rer. nat. Constantin Waschpelz, erklärte inzwischen auf einer Pressekonferenz, daß aus bisher nicht nachvollziehbaren Gründen mehr als 80% der Megaperls vor Eindringen in die Atmosphäre Wasser gezogen – was bisher im Weltall für unmöglich erachtet wurde – und sich vollständig in Schaum verwandelt hätten, der wegen seiner Leichtigkeit noch längere Zeit über Deutschland aufgetürmt bleibe und beim zukünftigen Eintritt leider auch keine Lichterscheinungen an den Himmel zaubern werde. Gleichzeitig betonte er aber, daß die Aktion dennoch kein totaler Flop für Henkel gewesen sei, habe man doch damit beiläufig bewiesen, daß Megaperls auch in der Schwerelosigkeit ihrer Bestimmung in vorbildlicher Weise nachkommen, Persil also das erste weltraumtaugliche Waschmittel sei. Den Einwand, der Weltraum über Deutschland wäre nun tensidverseucht, wiegelte er mit dem Hinweis ab, daß das in den Bächen, Flüssen und Seen Germaniens doch ähnlich sei und sich fast niemand daran störe. Die nächste Kampagne für das Spezial-Persil gegen Eiweißflecken hat übrigens den Arbeitstitel „Megaperls – Die waschen sogar die Milchstraße.“.
Sei es wie es sei! Die Meterologen jedenfalls sagen für die nächsten Tage bei uns einen Sommereinbruch voraus, der sich zwangsläufig aus dem mehr und mehr flächendeckenden Schaumteppich ergebe und anhalte, bis sich dieser wieder aufgelöst haben wird. Man prüfe ob dieser eindeutigen und nachweisbaren Wetterbeinflussung zur Zeit sogar, ob der zufällig entdeckte Effekt nicht geeignet wäre, zukünftig gezielt gegen die Klimaerwärmung eingesetzt zu werden. Wenn das gelänge, können wir nächstes Jahr wahrscheinlich auch in Deutschland wieder mit den vielen Sternschnuppen der Perseiden rechnen. Es lohnt sich also gegebenenfalls, die Wünsche, die man dieses Mal nicht anbringen konnte, nicht zu verwerfen, sondern für den August 2016 aufzusparen.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf