#MeToo
„Gnädige Frau, dann wollen wir es Ihnen ‚mal machen!“.
Mit dieser freundlichen Aufforderung soll ein sehr guter chirurgischer Oberarzt im Ruhrpott jahrelang Damen zur Behandlung gebeten haben. Eine zwar kecke und etwas zweideutige, aber letztlich sogar fast formvollendete Aufforderung zum Tanz der kurzen Messer! Ein besonderer Typ eben, ein Mensch also, der mit seiner Individualität und Kantigkeit den Unterschied ausmacht und unser Leben bunter gestaltet! Aber irgendwann kam es, wie es kommen mußte. Eine Patientin beschwerte sich höheren Ortes über die vermeintliche Anzüglichkeit und das mir bekannte Ende der Geschichte war die unfreiwillige Demission des etwas rüden Hüters des Äskulapstabes. Er wird an anderer Stelle seine Fingerfertigkeit in den Dienst der Kranken und Lahmen gestellt und seine Zunge ein wenig mehr im Zaum gehalten haben. Auch wenn ersteres in der Hauptsache zählt, wurde er auf diese Weise ein wenig gemeimer und seiner Einzigartigkeit beraubt. Wem war damit eigentlich geholfen?
In jeder Berufsgruppe sind wir auf der Suche nach denen, die Meister ihres Faches sind, nur anders sollen sie nicht sein. Dabei gehört beides zusammen. Und gerade einem Arzt steht etwas Humor gut zu Gesicht, bekämpft man doch mit einem Lachen manchmal die Krankheit besser als mit der nüchtern daherkommenden höchsten medizinischen Kunst.
Insofern mußte ich schmunzeln, als ich neulich in der FAZ die kleine Meldung las, daß ein Operateur in Großbritannien, der sehr erfolgreich im Bereich der Lebertransplantation wirkte, sich vor Gericht verantworten mußte, weil er zweien seiner Patienten, denen er das Leben rettete, seine Initialen mit einem medizinischen Laser in die neue Leber gebrannt hat. Ja ja, Körperverletzung, ich weiß! Wobei man durchaus die Meinung vertreten könnte, daß dieser Tatbestand bei fremden Ersatzteilen erst nach deren kompletter Implantation greift. Wenn er also das Spenderorgan vorher gezeichnet hätte, dürfte die strafrechtliche Verfolgung ins Leere laufen. Außerdem scheint das Brandzeichen keinerlei negative Auswirkungen auf die Funktionstüchtikeit des humanoiden Entgiftungssystemes gehabt zu haben. Keiner der Patienten, die nach der Operation ein neues Leben beginnen konnten, wird sich deshalb ernsthaft darüber beklagt haben, daß sich ihr Retter in ihnen verewigt hat. Das Leben ist auch zu kurz, um sich über derlei Lappalien aufzuregen, aber es währt lange genug, um bei gegebenem Anlaß herzhaft zu lachen.
Wie pflegt noch ein ehemaliger Hausarzt von mir zu fragen, wenn man ihm stolz erzählt, man werde bald wieder ein Jahr älter!?
„Woher wissen Sie das?“. In diesem Sinne
gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf